Der Gedanke, bei grosser Hitze mehrere Stunden den Garten zu pflegen, ist nicht sehr verlockend, zugegeben. Und doch ist es sinnvoll, gewisse Pflegearbeiten jetzt zu machen. Eine kleine Übersicht anhand des eigenen Gartens.
Salvia transsylvanica - ein toller Salbei, dem die Schnecken kaum etwas anhaben können.
Jeder Garten beschert Arbeit. Ein gut geplanter, eingewachsener etwas weniger. Ein Gemüsegarten mit Sommerblumen mehr, da frühe und späte Kulturen sich aufeinander folgen. Ausserdem kommt im Gemüsegarten noch die Giessarbeit dazu, die in einem Stauden- und Gehölzgarten nicht nötig ist, auch bei trockenem Sommerwetter nicht. Schreibende Gärtner propagieren mitunter das „Lazy Gardening“. Damit macht sich der Autor selbst und seinen Leserinnen etwas vor. In der Hängematte liegen und es einfach mal wachsen lassen? Das funktioniert bis zum Sommer recht gut – und wenn dann nichts geschieht, wirkt der Garten einfach nur ungepflegt.
Das war ein Fehler, den Stachligen Bärenklau (Acanthus spinosus) mitten in eine Rabatte zu setzen. Er dehnt sich hemmungslos aus - und gefällt mir immer noch.
Mit einer gut geschliffenen Gartenschere geht’s am besten frühmorgens los, wenn’s noch etwas kühler ist.
Stehen lassen oder schneiden?
Sogenannte Pendler – das heisst, kurzlebige Stauden oder Zweijährige
können geschnitten werden, damit sie sich nicht zu stark versamen. Das Versamen kann aber auch erwünscht sein. Wenn im folgenden Jahr zu viele Sämlinge aufkommen, so sind sie schnell gejätet oder ausgezupft. In diese Kategorie fallen viele Mohne (Schlafmohn, Klatschmohn, Kalifornischer Goldmohn), aber auch Fingerhüte, Leinkraut, Gelber Lerchensporn, Nachtkerzen, Muskateller-Salbei, Akelei (Aquilegia), Haferwurz und Sommerblumen wie Jungfer in Grün, Cosmea oder früher Vergissmeinnicht.
Wer besonders schöne Sorten von Fingerhut, Akelei oder Mohn hat, darf nicht erwarten, dass diese in der nächsten Generation erhalten bleiben. Häufig fallen sie zurück auf die ursprüngliche Art, so geschehen bei den Fingerhüten, die im vergangenen Jahr rosa blühten, in diesem Jahr wieder mehrheitlich weiss erschienen. Ursprünglich waren sie als weisse gepflanzt worden (Digitalis purpurea ‚Alba’).
Mittlerweile haben sich bei mir ganz besonders üppig wachsende Stauden beinahe schon als „Unkraut“ etabliert und sind dabei auch in meiner Nachbarschaft hoch willkommen: das Patagonische Eisenkraut (Verbena bonariensis) bedeckt flächig die schmalen Wege, der Zierlauch (Allium christophii, siehe Fruchtstand Bild re) wächst einfach überall und wie es scheint, am liebsten in den Wegen und zwischen den Himbeeren. Aber auch der Schuppenkopf (Cephalaria leucantha), das Brandkraut (Phlomis ...) und die einheimische Teppich-Veronika (Veronica officinalis), das weisse Sonnenröschen (Helianthemum apenninum) machen sich auf den kleinsten Fleckchen breit.
Möglichst bodennah schneiden
Die Storchschnäbel sind verblüht, manche Sorten lassen ihre dürren Blüten hängen (‚Johnson’s Blue’). Der Braune Storchschnabel (Geranium phaeum) wurde schon vor ein paar Wochen gekappt, da er sich gerne versamt und schnell braun wird. Sie alle werden nun möglichst bodeneben abgeschnitten. Keine Angst, innerhalb von zwei bis drei Wochen sehen die Horste schon wieder frisch grün aus. Der Rückschnitt hat noch einen weiteren Vorteil: man entzieht den Nacktschnecken ein geniales Versteck. Obwohl sie Storchschnäbel nicht anknabbern, verstecken sie sich gerne darunter.
Früher wurde der Schnitt höher angesetzt mit der Folge, dass unten alles voller harter, brauner Stängel war und das weder schön aussah, noch irgend welchen Sinn machte.
Den einzigen Storchschnalbel, den ich (vorläufig) noch stehen lasse, ist mein spezieller Liebling für den Halbschatten, der Armenische Storchschnabel (Geranium psilostemon, Bild li), mit 120 cm der höchste von allen mit einer ausserordentlich langen Blütezeit. Man sollte ihn rechtzeitig (im Mai) aufbinden, damit ihn nicht der erste heftige Gewitterregen auf den Boden drückt.
Manche Storchschnäbel blühen nochmals leicht nach, andere produzieren einfach ein schönes, frisches Laub.
Gleich vorgehen kann man auch mit Frauenmantel (Alchemilla).
Unten von li nach re: Rückschnitt einer Rabatte mit Geranium sanguineum 'Elsbeth', G. himalayense 'Baby Blue', G. phaeum und G. x cantabrigiense 'St.Ola'. Das Kreuzkraut (Ligularia 'Midnight Lady') bleibt stehen.
Der Steppensalbei (Salvia nemorosa) kommt nochmals zum Blühen nach dem Rückschnitt. Genau so wie die verschiedenen Katzenminzen (Nepeta racemosa ‚Grog’ mit feinem Zitronenduft oder die aufrechte Nepeta longifolia ‚Bramdean’, aber natürlich auch alle anderen Sorten). Hohe Glockenblumen wie die Pfirsichblättrige (Campanula persicifolia, C. glomerata, C. punctata, C. lactiflora var. macrantha u.a.) werden ebenfalls besser rechtzeitig zurück geschnitten. Manche können sich teilweise recht grosszügig versamen und das mag unter Umständen nicht erwünscht sein.
Sämtliche Ziergräser werden stehen gelassen. Sie entfalten im Spätsommer, Herbst ihre ganze Schönheit und sind selbst im Winter meist prächtig, ausser nasser Schnee lässt sie zusammen fallen. Die von Landschaftsgärtner praktizierte Technik, Gräser zusammen zu binden, ist absolut unnötig und meist hässlich. Ausnahme: Pampasgras, das vor Nässe geschützt werden will. Da die Gräserhorste Ende Winter (Moor-Reitgras Calamagrostis x acutiflora), die Chinaschilf-Sorten, Federborstengras und Rutenhirse (auch noch später möglich, d.h. März, April) zurück geschnitten werden, ist diese Massnahme überflüssig. Ausser man möchte damit einen gewissen dekorativen Effekt erziehlen.
Aufbinden empfehlenswert
Crocoasmia 'Lucifer' neigt sich stark der Sonne entgegen und wird mit Vorteil etwas aufgebunden oder gestützt.
Das Aufbinden ist mitunter eine recht mühselige Sache, lohnt sich aber. Wenn nämlich die hohen Stauden von einem heftigen Regen nieder gedrückt werden, hilft es nicht mehr, sie notfallmässig wieder auf zu binden. Dann muss man sie oft zurück schneiden und verpasst dadurch die Blüte. An manchen Orten befestige ich auch die hohen Crocosmien wie die Sorte ‚Lucifer’. Gerne nehme ich dafür Astgabeln von Birken, die ich jeweils sammle.
Bild re: Stauden-Sonnenblume (Helianthus 'Lemon Queen') hat mit 150 cm bereits eine stattliche Höhe erreicht.
Die hohen Herbstastern (A. novae-anglia, A. novii-belgii und A. ericoides) müssen unbedingt rechtzeitig aufgebunden werden, zum Beispiel jetzt. Gut geeignet sind die metallenen Halbkreise, die es in verschiedenen Grössen gibt (leider nur in grün und aus dünnem Metall, anderswo sind sie robuste und aus rostigem Eisen geformte erhältlich). Gut geeignet sind auch Bambusstäbe, die in der Schräge der Horste eingeschlagen werden (tief), dann mit Kokosschnur verbunden werden und die Bambusstäbe noch auf die gewünschte Höhe gekürzt werden. Darauf achten, dass keine „Blumensträusse“ entstehen, die unnatürlich aussehen.
Jäten jetzt, aber nicht überall
Wenn die Wege zwischen den Beeten stark verunkrautet sind, so können sie bei grosser Hitze gut mit einer Pendelhacke bearbeitet werden. Das Unkraut kann man liegen lassen, denn es vertrocknet nun schnell in der Sonne.
In den Beeten wiederum warte ich gerne den nächsten Regen ab. Dann nämlich lässt sich das Unkraut leichter entfernen. Wurzelunkräuter werden am besten mit einem Unkrautstecher entfernt (z.B. Winden, Löwenzahn, Hahnenfuss u.a.).
Gehölzpflege auch im Sommer
Manchen frühjahrsblühenden Gehölze tut nun ein Rückschnitt gut. So wurde die Mandel (Bild li) bereits einem kräftigen Schnitt unterzogen. Der Schrotschuss-Befall (Pilz) ist kaum mehr sichtbar und der Baum sieht wieder ziemlich gesund aus.
Zwetschgenbäume bilden jeweils besonders viele Wasserschosse, die man zwischendurch mit Vorteil entfernt. Die Kraft geht dann in die reichlich angesetzten Früchte, hoffentlich.
Was genau der Rambler-Rose ‚Veilchenblau’ fehlt, ist mir (noch) ein Rätsel. Sie hat zwar auch in diesem Juni üppig geblüht. Der Boden scheint in diesem Gartenbereich insgesamt aber ermüdet, haben doch auch drei Pfingstrosen nach der Blüte plötzlich welkes Laub gezeigt. Nun ist also auch der Zeitpunkt, einmal blühende Rambler-Rosen zu schneiden. Wenn nötig, können ganze Triebe unten entfernt werden. Man kann aber auch vorsichtig vorgehen und mit dem Auge arbeiten, das heisst, lediglich dort wo es nötig scheint zu schneiden. Das gute aber ist: sie müssen nicht geschnitten werden. Da sie am zweijährigen Holz blühen, ist es meist besser, sie stehen zu lassen.
Bild re: Rosa 'Ballerina' eine pflegeleichte Strauchrose.
Mit Rosen stehe ich irgendwie immer etwas auf Kriegsfuss. Die wirklich unkomplizierte ‚Golden Wings’ war in diesem Frühjahr derart vom Rosentriebbohrer befallen, dass sie auf eine Höhe von 20 cm eingekürzt werden musste. Sie hat sich inzwischen wieder gut erholt und bereits erste Knospen angesetzt. Sobald sie einmal blüht, wird sie nicht mehr damit aufhören bis in den Herbst hinein.
Eine besonders dankbare Rose für ‚Rosen-Dummies’ ist die Strauchrose ‚Ballerina’. Sie produziert büschelweise Blüten und belohnt sogar sträfliche Nichtbeachtung. Sie wirkt in diesen Tagen von der Sonne etwas ausgebleicht. Trockene Büschel werde ich ihr demnächst ausschneiden und dann wird sie wieder frischfröhlich bis zum Frost blühen. Eine wirklich unkomplizierte Rose.
Bild li: Ernte nicht vergessen! Der Johannisbeer-Strauch ist übervoll in diesem Jahr.
Kompost fällig
Nach dem ganzen Sommer-Rückschnitt türmt sich jeweils der jüngste Kompostbereich mit dem frischen Schnittgut beinahe meterhoch auf. Zerkleinern, Mischen und Aufschichten wären die nächsten Aufgaben. Vielleicht könnte man die noch etwas verschieben und sich inzwischen in den Liegestuhl legen, ein Buch lesen oder einfach ins Grüne schauen und geniessen.
Bilder und Text: Elisabeth Jacob
Aufnahmen aus dem eigenen Garten, Kleingartenanlage Aussersihl, Stadt Zürich
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