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Gräser im Winter

Straff aufrecht, hoch fächerförmig, überhängend oder halbkugelig – die Wuchsformen von Ziergräsern besitzen einen ganz eigenen Charakter. Dies prädestiniert sie zur Verwendung in modern gestalteten Gärten, wo sie den perfekten Gegenpol zu den geraden, architektonischen Linien bilden. Auch die Form und Struktur ihrer Blätter macht sie zu idealen Wegbegleitern moderner Gestaltungen.

Diese können weich und gebogen oder fest und senkrecht sein und in der Farbpalette alle Nuancen von gelb über hellgrün bis hin zu stahlblau und rot durchspielen. Viele Ziergräser verfärben sich im Winter zusätzlich noch, und wenn der Wind durch sie hindurchfährt, entstehen Bewegung und Geräusch im Garten.

Die Stars unter den Gräsern
So facettenreich ihre Formen, so variantenreich können Ziergräser gepflanzt werden. Grundsätzlich gibt es zwei Gruppen: Jene, die im Spätfrühling und Frühsommer Blüten tragen, und jene, die erst zu wachsen beginnen, wenn sich im Frühling der Boden erwärmt hat. Ihre Samenstände können oft bis in den Frühling hinein stehen gelassen werden, wobei Frost und Schnee ganz besondere gestalterische Akzente setzen. Das Riesen-Federgras gilt als eines der elegantesten Ziergräser überhaupt. Von Mai bis Juli öffnen sich an den schlanken Halmen lockere, im Wind flatternde Rispen aus goldgelben, haferähnlichen Blütenährchen, die im Herbstlicht golden schimmern und den Winter über langsam strohgelb verblassen. Besonders bunt im winterlichen Garten treiben es auch viele Vertreter der Seggen  – orangerot die Fuchsrote Segge, bronzefarben die Neuseeland-Segge. Das Chinaschilf nimmt im Herbst eine schillernde Gelb-, Orange- oder Rotfärbung ein und trumpft zudem mit flauschigen Blütenständen auf. Und was wäre ein winterlicher Gräsergarten ohne das dramatische Pampasgras? Seine eindrucksvollen Federbüschel, die je nach Sorte über zwei Meter hoch werden können, halten sich bisweilen bis in den Frühling hinein.

Mit Zipfelmützen ausgestattet
Wie es sich für stille Stars gehört, sind Ziergräser höchst anspruchslos und genügsam. Wichtig ist, die Standortansprüche der jeweiligen Sorten zu beachten. Vielen Ziergräsern missfällt ein zu schwerer, nasser Boden. Werden ihnen zu viele Nährstoffe zur Verfügung gestellt, werden sie mastig und fallen auseinander. Die Pflegemassnahmen beschränken sich auf ein Minimum. Bevor im Frühling der neue Wuchs erscheint, wird an sommergrünen Gräsern das abgestorbene Laub bis zum Boden abgeschnitten; bei immergrünen Gräsern werden die vertrockneten Halme mit dem Laubrechen ausgeputzt. Um zu vermeiden, dass die Gräser während des Winters auseinanderfallen und um empfindlicheren Exemplaren Schutz vor Frost und Nässe zu geben, können sie mit einer Schnur „am Schopf“ zwiebelförmig zusammengebunden werden. Solcherart mit Zipfelmützen ausgestattet, sind sie das gestalterische i-Tüpfelchen des winterlichen Gartens.
 

Gemeinhin werden alle linearblättrigen Pflanzen als „Gräser“ bezeichnet, auch wenn es Unterschiede gibt zwischen Gräsern, Riedgräsern und Binsen. Die meisten Gräser bevorzugen einen sonnigen Standort und durchlässige Böden, Riedgräser (z.B. die Steife Segge Carex elata ‚Aurea‘) und Binsen (z.B. die Wald-Hainsimse Luzula sylvatica) hingegen mögen es eher schattiger und feuchter. Während die Stängel von Gräsern rund und innen hohl sind – ausgenommen an den verdickten Knoten -, sind diejenigen der Binsen gefüllt und knotenfrei. Riedgräser wieder haben dreieckige Stängel und in der Regel v-förmige Blätter.
 

Die Redensart „in die Binsen gehen“ hat mit diesen gras- und schilfähnlichen Pflanzen zu tun, die am Ufer von Seen oder Bächen wachsen. Ursprünglich stammt die Redensart aus der Jägersprache und bedeutet „etwas verlieren“  oder „etwas misslingt“. Genau dies sagten die Jäger zueinander, wenn während der Pirsch die Ente vor ihnen im Röhricht Schutz suchte. Dort nämlich konnten sie das Tier nicht mehr finden, weswegen es für die Jäger verloren – „in die Binsen gegangen“ – war.
 

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