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Von Null auf Gärtner: Der ultimative Einsteigerguide

Gärtnern ist ein Hobby, das immer mehr Menschen begeistert, die Zeit vertreibt und Bauch und Küchentisch mit Leckereien füllt. Doch sämtliche Gartenmärkte sind vor allem eines: Voll von Dingen, die man zwar gebrauchen kann aber gerade als Anfänger nicht zwingend benötigt.

Der folgende Ratgeber will die „Anfängerseite“ des Gärtnerns transparent machen. Ganz simpel: Wer die folgenden Dinge besitzt und beherzigt, kann gleich im Frühjahr loslegen – und gibt keine aberhunderten Franken aus. Dabei starten wir klein und richten uns vor allem an die grosse Masse derjenigen, die hinterm Haus keine grosse Gartenfläche haben, sondern nur Balkon und etwas Wiese.

Bild 1: Dicke Tomaten, Paprika, Gurken und Co. sind kein Hexenwerk, wenn man ein paar richtige Werkzeuge und Verhaltensweisen berücksichtigt

1. Das nötige Wissen

Über das Gärtnern gibt es extrem viel zu wissen. Alleine bei uns auf der Webseite füllen nur die Pflanzen eine eigene Kategorie. Doch bei wem Geduld (und Zeit) nicht gerade im Überfluss vorhanden sind, der will sich nicht wochenlang in die Thematik einlesen. Kein Problem, denn die Grundlagen gibt es auch in Form eines kostenlosen E-Books. Darin finden sich nicht nur Sorten und Anleitungen, wie man sie anbaut, sondern auch unzählige nützliche Tipps in Snack-Form. Konzentrierter lässt sich Gartenwissen nicht erlernen. Und mehr benötigt man als Anfänger tatsächlich nicht.

2. Die Fläche

Man kann seinen Esstisch nur mit dem bereichern, was man auf einer südseitigen Fensterbank in Töpfen zieht. Doch für ernsthafteres Gärtnern auch ohne grosse Gartenbeete braucht man zumindest etwas mehr Fläche. Ob die sich nun durch grosse Kästen manifestiert, die man ans Balkongitter hängt, ein Hochbeet, welches man in den Hof stellt, ein Hügelbeet, welches in einer abgelegenen Gartenecke errichtet wird oder auch nur ein überdachtes Frühbeet, welches auf die Terrasse kommt, ist zweitranging. Wichtig ist nur eines: Die Sonne muss darauf scheinen. Und alles, das flächenmässig über einen Quadratmeter hinausgeht, ist schon vollkommen okay.

3. Die Hand-Sternhacke

Viele glauben, Unkraut wäre der schlimmste Feind. Stimmt nicht. Wesentlich gefährlicher ist Bodenversiegelung. Denn mit jedem Guss aus der Kanne, mit jedem Regentropfen wird der Boden rings um die Pflanzen verdichtet, wird undurchlässiger für Wasser, Nährstoffe und Wurzeln.

Es gibt zwar viele Werkzeuge zur Bodenauflockerung. Für den Kleinstgärtner empfiehlt sich jedoch die Hand-Sternhacke, auch Sternfräse oder Roll-Kultivator genannt. Eine Achse, auf der eine Walze mit sternförmigen Zinken sitzt – ein wenig wie Cowboy-Sporen, nur mehrreihig. Der Vorteil: man muss einfach wöchentlich durchs Beet „rollen“. Dabei wird der Boden aufgelockert, aber nicht umgeschichtet, wie das bei vielen anderen Werkzeugen der Fall ist. Und: Unkräuter werden losgelöst, sodass man sie danach bloss aufsammeln muss.

4. Boden

Der Boden, mit dem man seine Kästen oder das Frühbeet befüllt, ist eine Wissenschaft für sich. Aber: Vieles davon wird erst dann akut, wenn man ernsthaft für grosse Erträge gärtnert oder aber in einer Region der Schweiz mit sehr sauren oder basischen Böden lebt. Darüber gibt der aktuelle Schweizer Bodenkartierungskatalog Aufschluss

Für den Anfang ist es indes einfach: Zum Gartenmarkt fahren und dort Erde in Säcken kaufen. Keine super-teure Luxuserde mit hochtrabenden Namen, sondern ganz einfache Blumenerde – in der gedeihen auch Tomaten, Salate und Co. prächtig. Und sofern man nur ein Hochbeet hat, ein paar Kästen, reicht es auch, jeden Frühling neue Erde auf diese Weise einzufüllen, das schlägt nur wenig aufs Portemonnaie.

Wer es allerdings nachhaltiger haben will, sollte nur im ersten Jahr so verfahren und einen Komposthaufen anlegen. Wenn man den mit Küchenabfällen bestückt, mit sowieso anfallenden Gartenabfällen und auch der ausgelaugten Beet-Erde vom vergangenen Jahr, kann man sich einen natürlichen Kreislauf schaffen und hat ein Mehr an den so lebensnotwendigen Bodenmikroben

Bild 2: Das Geheimnis guten Pflanzenwachstums: Ein lockerer Boden, der Wasser gut durchlässt und Wurzelwachstum erlaubt.

5. Das richtige Giessen

Gerade Kleinstgärtner machen oft einen strategischen Fehler. Denn obwohl klar ist, dass Pflanzen natürlich eine konstante Wasserversorgung benötigen, gehen die meisten die Sache zu über-ambitioniert an, schmälern so ihren Ertrag und treiben gleichzeitig die Kosten hoch.

Zuvorderst: Leitungswasser ist für Pflanzen suboptimal. Denn weil es so stark gereinigt ist, dass es höchsten Trinkwasser-Ansprüchen genügt, mangelt es oft am Nährstoffgehalt. Gleichzeitig steckt jedoch viel Kalk darin. Und Kalk macht den Boden basisch – mitunter viel zu basisch. Rechnet man dann noch hinzu, dass Leitungswasser eben Geld kostet, sollte man generell die Finger davonlassen und eine Regentonne aufstellen. Nicht nur des Preises wegen, sondern weil Regenwasser das mit Abstand beste Wasser für Pflanzen ist.

Und wie sieht es mit dem Giessen aus? Auch hier sollte man zwei Dinge beachten:

  • Auch in sehr heissen Sommerphasen niemals täglich giessen, sondern höchstens alle zwei Tage. Giesst man jeden Tag, werden die Pflanzen regelrecht verwöhnt und lassen dann gleich die Köpfe hängen, sobald man mal einen Tag nicht giessen kann.
  • Bei allen Beeten, die direkt mit der Natur in Kontakt stehen (also auch unten offene Hochbeete) sollte man nur morgens giessen. Der Grund: Schnecken sind nachtaktiv und lieben es feucht. Giesst man abends, haben die gefrässigen Schädlinge genau dann Hochsaison. In einem Beet, das über den Tag trocknete, fühlen sie sich weit weniger wohl.

Noch ein Tipp: nur die Pflanzenwurzeln wässern, nicht auch die Blätter. Tomaten beispielsweise nehmen das sehr übel, reagieren häufig mit Fäulnis. Und nur unmittelbar um die Pflanze herum wässern, am besten ohne Giess-Aufsatz. Sonst bekommt Unkraut ringsherum beste Verhältnisse.

6. Der Pflanzstock

Man kann ihn sich selbst aus einem Ast zurechtschnitzen. Man kann auch im Fachhandel viel Geld für kunstvoll geschmiedete Stücke ausgeben. Doch egal, für welche Variante man sich entscheidet, ein Pflanzstock sollte mit zur Ausrüstung gehören. Denn damit lassen sich die zum Einpflanzen von Setzlingen nötigen Löcher kolossal einfach in den Boden stechen.

Übrigens: Wenn man dieses Werkzeug verwendet, sollte der Boden relativ trocken sein. Sonst wird das verdrängte Material nach den Seiten hin zu sehr verdichtet und die Würzelchen haben es schwerer, sich auszubreiten.

Und wenn man diese wenigen Anschaffungen tätigt und Regeln beherzigt, kann man schon im kommenden Frühjahr loslegen. Denn das ist das Schöne am Gärtnern: Es ist kein Hexenwerk. Das Allermeiste übernimmt Mutter Natur höchstpersönlich.

Bildquellen:

1) pixabay.com © jf-gabnor

2) pixabay.com ©  Pezibear

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