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Offene Gartentüren 2010

Mitglieder verschiedener Garten- und Pflanzenvereine öffnen in der Schweiz alljährlich ihre Gärten einem interessierten Publikum. Daraus entsteht ein lebendiger Austausch. Die Tage der Offenen Gartentür sind allerdings in der breiten Öffentlichkeit erst wenig bekannt. Zeit, dies zu ändern.

Wer anderen seinen Garten zeigen möchte oder wer interessiert ist, wie andere gärtnern, öffnet seinen Garten und heisst Garteninteressierte an einem bestimmten Tag oder an mehreren willkommen. Eine Bewirtung muss nicht sein, wird aber durchaus geschätzt. Manche bieten ein Glas Most oder auch ganz britisch Tee mit Scones an. Andere haben im voraus ein paar Stauden geteilt, verkaufen oder verschenken sie, schneiden auf Wunsch Stecklinge von Gehölzen. Für Garteninteressierte eine gute Sache, die sich in der Schweiz erst zaghaft verbreitet. Ausserdem haben bis heute verschiedene Vereine und Organisation ihre eigenen offenen Gartentüren organisiert, die häufig nur von den Mitgliedern besucht werden. Auch 2010 hat sich dies noch nicht grundsätzlich geändert, wenn auch vermehrt Versuche gemacht werden, mehr Gartenbesitzerinnen und –besitzer dazu zu bringen, ihre Gärten einem breiten Publikum zu öffnen. Wünschenswert wäre eine Organisation der Offenen Gartentür, die über die Vereine hinausgeht und Koordination und Öffentlichkeitsarbeit übernimmt.


Bild: Pflanzenreichtum im Garten von Elsbeth und Rudolf Meier, Niederglatt

Tradition bei der SGGK

Tradition haben die offenen Gärten bei der Schweizerischen Gesellschaft für Gartenkultur (SGGK), die jeweils jährlich eine kleine Publikation mit Gartenbeschrieb, Daten und Adressen der Mitglieder herausgibt. Auf der Website www.sggk.ch kann die Broschüre als pdf heruntergeladen werden. Nicht nur während der Frühlings- und Sommersaison (Mai/Juni) gibt es Besichtigungstermine. Manche Gartenbesitzerinnen präsentieren gerne die herbstlichen Farben ihrer Gehölze und Stauden und legen ihre Termine (zusätzlich) auf den Herbst. Unter den Gartenbesitzerinnen gibt es Habitués, die schon seit Jahrzehnten ihre Gärten öffnen und sich lange im voraus vorbereiten. Eine von ihnen ist beispielsweise Gertrud Bölsterli in Windisch, die ihren wunderbaren, kleinen Garten, der vor ein paar Jahren zusammen mit anderen Privatgärten mit dem Schulthess-Gartenpreis ausgezeichnet wurde, Jahr für Jahr dem Publikum zeigt. Obwohl sie schon über 80 Jahre alt ist und ihr die Pflege zunehmend Mühe macht, geniesst sie diesen Tag und die damit verbundenen Kontakte mit Pflanzen- und Gartenfreunden sehr.


Bild re: Rudolf Meier auf einem Gartenrundgang.

Mehr Zeit für Besucherinnen und Besucher

Rudolf Meier aus Niederglatt, Gärtnermeister und grosser Pflanzenfreund öffnet seinen Garten erst seit wenigen Jahren. Vor einer Woche (15. Mai 2010) hat er die Gartentür geöffnet. Es war ein kühler, regnerischer Tag, wie es in diesem Frühjahr so viele gibt. „Auf unsere Ausschreibung im Büchlein der SGGK kamen wenige Leute. Wir haben vor dem Garten eine Tafel aufgestellt und so sind Passanten und auch einige, die zufällig vorbei gefahren sind, zu Besuch gekommen,“ erzählt Ruedi Meier. Das sei ihm aber eigentlich lieber, wenn er die Möglichkeit habe, mit den Leuten ausführlich zu reden, so dass auch ein Kontakt entstehe. Sein Garten ist in diesem Maitagen ganz besonders prächtig: mehr als hundert Rhododendron und Azaleen blühen, Strauchpfingstrosen, seltene und ausgesuchte Gehölze wachsen – ein Rundgang bietet derzeit ein Feuerwerk an Farben und Formen. Die Bilder zu diesem Beitrag stammen übrigens alle aus seinem Garten. Ruedi Meier weiss viel zu erzählen zu den Gehölzen: Geschichten, wie er dazu kam, was besonders an dieser und jener Sorte ist und auch, welche Gartenbereiche noch verbessert werden können. Aus dem Rundgang durch seinen Garten wird eine lehrreiche Lektion. Am Ende gräbt er mir Sämlinge von Leberblümchen (Hepatica) und Cyclamen aus, die nun unter meiner Obhut weiter wachsen.  
 


 

Bild: Strauchpfingstrosen
(Bild E.Jacob)

 

Offene Biogärten und Familiengärten

In diesem Jahr spannt Bioterra erstmals mit dem Schweiz. Familiengarten Verband und der SGGK zusammen. Am 12. Juni 2010 öffnen im ganzen Land Biogärten, (einzelne) Familiengarten-Areale und ein paar Privatgärten gemeinsam ihre Pforten. Auf der Website www.offenergarten.ch ist eine Adressliste zu finden. Die Beteiligung insbesondere der Familiengarten Vereine ist eher bescheiden und eine grössere Teilnahme wäre wünschenswert.


Bild: Eine der wenigen duftenden Rhododendron-Sorten.

Offene Gartentüren in England

Eine sehr lange Tradition haben offene Gärten in England. The National Gardens Scheme (NGS) wurde 1927 von der Queen gegründet mit dem Ziel, dass Privatleute ihre Gärten öffnen und den Erlös einer karitativen Organisation spenden. Der Besuch dieser Gärten kostete während Jahrzehnten sehr wenig. Seit 1980 kann die kariitative Organisation, der man den Erlös für Eintritt, Tee und Kuchen spenden möchte, selber gewählt werden. Jahr für Jahr werden Millionen von Pfund für wohltätige Zwecke gespendet. Schirmherr der Organisation ist niemand Geringerer als Her Royal Highness, The Prince of Wales, Charles.

Das Gelbe Buch (Yellow Book), das Verzeichnis aller privaten und öffentlichen Gärten in England, Schottland und Wales, welche ihre Gartentüren öffnen, wird jedes Jahr neu aufgelegt und enthält auf mehreren hundert Seiten Adressen, Zeitpunkt der offenen Gärten und die Spendenorganisation. Es werden auch Auszüge des Gesamtwerkes für jede  Grafschaft separat herausgegeben.


Bild: Erica arborea wird mehrere Meter hoch und blüht leuchtend weiss im Mai.


Wenn Sie eine (Garten-)Reise nach England unternehmen, sollten Sie auch das Gelbe Buch konsultieren und den einen oder anderen Privatgärten besuchen. Daraus entstehen immer sehr nette Begegnungen und Bekanntschaften mit Gärtnerinnen, Gartenbesitzern und anderen Besuchern.
www.ngs.org.uk

 

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