Gärtnern könnte ganz einfach sein, wenn nur nicht die ganze Arbeit wäre. Giessen bei Trockenheit, Schutz vor Frost, aufbinden, abschneiden, Schädlings- und Unkrautkontrolle – Staudenbeete, so glaubt man, brauchen ständige Fürsorge. Doch stimmen die Voraussetzungen, ist das Gegenteil der Fall.
Welch famoser Blütentraum: blaue Duftnessel-Wolken zwischen gelben Sonnenhüten.
Mit ihrer blühenden Vielfalt, ihren Farben und Formen haben Staudenrabatten eine besondere Magie. Dennoch bevorzugen viele Gartenbesitzerinnen und -besitzer kaum bepflanzte Steinwüsten. Damit entgeht ihnen einiges: Der magische Anblick, wenn sich vielfarbige Blüten öffnen und Schmetterlinge schwerlos durch den Garten gleiten, ist nur einer davon. Staudenrabatten besitzen ganzjährig eine sich verändernde, aber immer besondere Schönheit. Während die Steinwüsten auf lange Sicht oft zu einem zeitaufwändigen Ärgernis werden, ist die Pflege vielgestaltiger Staudenrabatten einfach und mit wenig Aufwand verbunden – vorausgesetzt, ein paar Grundvoraussetzungen stimmen.
Weniger Pflege als Steingärten
Wer seinen Vorgarten bepflanzen und möglichst wenig Zeit in die Pflege investieren will, sollte sich die Vor-Ort-Bedingungen anschauen, das heisst den Standort, die Sonnenstunden und Bodenfeuchtigkeit. Pflanzen, die die Sonne lieben, aber im Schatten stehen, werden kränkeln und schwach wachsen. Ewig Durstige kümmern auf windexponierten, heissen Rabatten. Wer unsicher ist, was wo am besten wächst: In Gärtnereien oder Fachgartencentern stehen Experten zur Verfügung, die alle Fragen zum richtigen Standort beantworten können. Im Gegensatz zu Steinen wirken Pflanzen kühlend und heizen sich nicht auf – ein wichtiges Argument speziell im Sommer. In Rabatten, wo Stauden dicht an dicht wachsen, finden Unkrautsamen kaum Platz. Damit entfallen lästige Jätaufgaben.
Blütenkerzen bis in den September hinein
Kompakte Stauden, die standfest sind, sich als robust gegen Krankheiten erwiesen haben und lange blühen, gibt es zuhauf. Viele von ihnen sind unersetzliche Nektarweiden für Wildbienen. Werden sie in Schweizer Gärtnereien gekauft, sind sie perfekt an die lokalen Bedingungen angepasst und wachsen zügig an. Ein solcher Star in der Staudenrabatte ist die Duftnessel (Agastache). Insbesondere die dramatisch dunkelviolett blühenden Sorten 'Black Adder' und 'Blue Fortune' sowie die grünlich-weiss blühende 'Alabaster' sind verlässliche Züchtungen und stehen hoch im Kurs bei Bienen und Schmetterlingen. Sie erreichen eine Höhe von 70 bis 90 cm und verströmen an heissen Tagen einen feinen, aromatischen Duft. Wer die Blütenkerzen nach dem Hauptflor zurückschneidet und die Pflanzen etwas düngt, wird zum Herbst hin mit einer zweiten Blüte erfreut. Orangefarben blüht die Sorte 'Kudos Mandarin', deren Laub nach Minze und Ananas duftet – als Kübelpflanze auf Balkon und Terrasse geniesst sie Kultstatus. Agastachen stehen gerne auf eher trockenen, sandigen, gut durchlässigen Böden und müssen nur bei grosser Trockenheit gegossen werden.
Blütensalbei und hoher Sommer-Phlox
Ideale Partner zu den Duftnesseln sind Sonnenhut (Echinacea), Prachtkerzen (Gaura lindheimeri), Kugeldisteln (Echinops), Salbei und flächig wachsende Bodendecker wie Ysop oder Berufskraut. Beim Garten-Blüten-Salbei (Salvia) haben sich speziell die violett-blau blühenden Sorten 'Ostfriesland' und 'Caradonna' sowie ihr weisses Pendant 'Schneehügel' bewährt. Wer die Pflanzen alle zwei bis drei Jahre teilt, wird mit einer besseren Wuchs- und Blühkraft belohnt. Besonders schön wirken sie zu den Blütenwolken des Gartenphlox. Ganz allgemein gehört der hohe Sommer-Phlox (Phlox paniculata) zu den eindrücklichsten Gartenstauden. Bei seinen Blütenfarben ist fast jede Nuance vertreten: Schneeweiss, Pastell, Rot, Violett, Blau … Wer nach besonders gesunden Pflanzen Ausschau hält, wird bei den Sorten 'Bright Eyes' – sie blüht in hellem Rosa mit pinker Blütenmitte – der reinweissen 'David' und der kirschroten 'Red Riding Hood' fündig.
Die Dauerbrenner: Echinaceen
Nicht vergessen darf man die beeindruckenden Echinaceen mit ihren an kleine Igel erinnernden Samenständen. Ein Echinacea-Klassiker ist die Sorte 'Prairie Splendor', die bereits im Juni zu blühen beginnt und bis zum ersten Frost auf sattgrünen Stängeln eine rosarote Blüte nach der anderen produziert. Besonders bunt treibt es die Sorte 'Cheyenne Spirit', die als Farbenmischung in Gelb, Orange bis Rot erhältlich ist. Beide Sorten sind Bienenfutterpflanze, eignen sich zum Schnitt und können problemlos in Töpfen auf dem Balkon gehalten werden.
Bei all diesen Pflanzen gilt: Stimmt der Standort, werden sie langfristig viel Freude bereiten. Im Herbst darf man die verblühten Samenstände gerne stehen lassen; Frost und Raureif werden fragile Kunstwerke aus ihnen basteln. Kurz vor dem Neuaustrieb im Frühling wird das alte Grün entfernt. Etwas Dünger oder Kompost, und die gemischten Blütenwunder werden aufs Neue verzaubern.
Bodendecker
«Bodendecker» ist der Oberbegriff für eine Gruppe von Stauden und Gehölzen, die sich durch Ausläufer grossflächig im Beet und auf Problemstandorten verteilen. Das macht sie als Waffe gegen Unkräuter unersetzlich. Als Königin der Bodendecker gilt der Storchschnabel (Geranium) 'Rozanne'. Ihre Blüte beginnt im Mai und endet zum ersten Frost. Dazwischen bildet sie unermüdlich ihre schönen, violettblauen Schalenblüten. Andere robuste Vertreter der Storchschnäbel sind Geranium macrorrhizum sowie Geranium x cantabrigiense.
Naturgemäss gibt es weitere pflanzliche Strategien, um sich zu verbreiten. Behagt ihnen der Standort und sind die Winter nicht zu kalt, versamen sich Agastachen, Gaura und auch der Braune Storchschnabel (Geranium phaeum) und schmücken schon bald andere Gartenbereiche.
- Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.