Back to top

Ziergräser liegen im Trend: Sorten- und Verwendungstipps

Ziergräser haben ihren festen Platz in der Staudenverwendung gefunden. Häufig begegnet man immer wieder gleichen Arten und Sorten. Es lohnt sich, auch andere Arten oder Sorten zu wählen und zu pflanzen.
(Bild: Themeda triandra am Wildstandort in Australien)

Vielfältig sind die Möglichkeiten der Verwendung. Ziergräser eignen sich gleichermassen für den öffentlichen Raum, den Privatgarten und Terrassenbepflanzungen. Besonders häufig trifft man auf das Federborstengras (Pennisetum). Neben dem vielseits geliebten ‚Hameln’ stehen weitere Sorten und Arten zur Wahl. Die Sorte ‚Moudry’ bildet nach mehreren Jahren einen imposanten Horst. Leider blüht ‚Moudry’ hierzulande kaum oder spät. Selbst in einem langen, warmen Herbst bleiben die dunkelbraunen, dicken auf halbem Weg stecken. Anders in den USA, wo die Sorte prächtig blüht, aber auch durch ihr starkes Versamen in manchen Gärten problematisch geworden ist. Die Sorte wurde in Europa als kurzlebige Containerpflanze auf den Markt gebracht. Schade, denn sie wird durch diese kurzlebige Verwendung um ihre eigentliche Stärke als strukturbildendes Gras in einer gemischten Rabatte gebracht.


Pennisetum orientale (Art) eignet sich gut für kleinere Gärten, da es nur ca. 40 cm hoch wird. Es blüht bereits im Juni und gedeiht besser auf magerem Boden. Die Winterhärte wird in der Literatur gelegentlich in Frage gestellt, doch angefragte Praktikerinnen und Praktiker bestägten gute Winterhärte. Die Sorte ‚Tall Tails’  (Bild li) ist wesentlich höher als die Art (120 cm) und ihre Winterhärte ist sehr gut. Anfangs blüht ‚Tall Tails’ zart rosa, später verfärben sich die Ähren weisslich. Geeignet als Solitär oder für mittlere bis gross Gartenanlagen.

Neue Sorten bei den Rutenhirsen (Panicum)

Viele Sorten sind in den vergangenen Jahren aus den USA auf den Markt gekommen, ohne dass die älteren bewährten Sorten ausgedient hätten. Hochgelobt wird derzeit die Sorte ‚Northwind’. Sie ist sehr gut standfest wie kaum eine andere Sorte, gilt als trockenheitsresistent und frei von Rostbefall. ‚Northwind’ wurde als Sämling in den 80er Jahren in der gleichnamigen Perennial Farm in Wisconsin ausgewählt.


‚Dallas Blue’ gilt als eine der besten, neuen Sorten. Sein breites, bläuliches Blatt wächst kaskadenartig und bildet einen breiten, prächtigen Horst. Die purpurfarbenen Blüten passen farblich ausgezeichnet zum Blatt. An einzelnen Standorten mit nährstoffreichen, lehmigen Böden wurde ein leichtes Auseinanderfallen der Horste beobachtet. Die Sorte ‚Haevy Metall’ wird ebenfalls sehr positiv beurteilt und zur Verwendung empfohlen: „Sie ist straff aufrecht und auch auf nährstoffreichem, lehmigem Boden gut standfest.“

Von der neueren Sorte ‚Shenandoah’ werden derzeit zwei unterschiedliche Typen angeboten. Der eine ist 130 cm hoch, mit leichter Rotfärbung. Ein anderer Typ, wird nur 70 cm hoch und verfärbt sich rot bis pflaumenfarben im Herbst. Dieser Typ entwickelt sich langsam und hat sich aus meinem Garten schon bald wieder verabschiedet. Wenn rotfärbende Rutenhirsen gewünscht sind, kann gut auch auf die älteren Sorten (‚Hänse Herms’, ‚Rotbraun’, ‚Rotstrahlbusch’) zurück gegriffen werden. (Bild oben: Panicum virgatum 'Prairie Sky', unten 'Heavy Metall').

Nicht neu, aber zu entdecken

Calamagrostis brachytricha (Diamantgras, Bild re von Sandfrauchen.de) treibt schon früh aus(April) und bildet schöne lockere Horste bildet (Höhe 50 cm). Am auffälligsten sind seine Rispen, die auch für den Schnitt begehrt sind und bis weit in den Winter hinein schön bleiben. Sie blühen silbrig-rosa auf, um sich später silbrig-grau zu verfärben. Auf Deutsch heisst es Diamantgras, weil in den Rispen Tautropfen hängen bleiben, die frühmorgens funkeln.

Ein grösseres Gras (H 120-150cm) ist Spodiopogon sibiricus (Sibirisches Graubartgras, Bild re), das sich im Herbst rötlich bis kräftig burgunderfarben verfärbt. Es steht aufrecht, ist standfest, langlebig und recht anspruchslos in seinen Bodenansprüchen. Seine Blätter sind relativ breit, aber eher kurz und wachsen entlang der ganzen Stängelhöhe. Ein bambusartiges Gras, das gut als Ersatz für die wuchernden Arten eingesetzt werden kann.

Hakonechloa macra (Japangras) bildet wunderschöne Horste, erfordert aber etwas Geduld bis sich seine kaskadenartigen Blattschöpfe voll ausgebildet haben. Mittlerweile sind neben der gelbblättrigen Sorte ‚Aureola’ weitere panaschierte Sorten und die frischgrüne Art erhältlich. Das Japangras ist geeignet für Gehölzunterpflanzungen auf frischen, humosen Böden.

Kostbarkeiten von Wiesen und Prärien

Auch unter einheimischen Gräsern gibt es Arten, – neben den bekannten Deschampsia, Molinia, Carex - die mehr Beachtung verdienen. Koeleria pyramidata (Grosses Schillergras, Bild li) ist ein prächtiges Gras, dessen Halme bis zu 100cm hoch werden. In einem lockeren Horst, doch aufrecht und standfest zeigt es eine schöne gelbe Herbstfärbung. Sein ursprünglicher Lebensraum ist die Trockenwiese, aber es gedeiht ebenso gut auf lehmigen, frischen Böden. An der Bundesgarten-Ausstellung (BUGA) in München (2005) war das Gras in einer beeindruckenden, flächigen Pflanzung zu sehen.


Bild: Sporobolus heterolepis und Schizachyrium scoparium zwei Präriegräser bewähren sich hierzulande sehr gut. Schöne Herbstfärbung. University of Sheffield.

Den Präriegräsern haftet das Vorurteil an, dass sie sich stark verbreiten. Auf Anfrage im Sichtungsgarten Weinheim (D) teilte Cassian Schmidt diese Befürchtung nicht und hat keine entsprechenden Beobachtungen gemacht. Mehr oder weniger stark versamt haben sich Panicum-Sorten, Miscanthus und Pennisetum im milden Weinbau- Klima. Das hiesige feuchte Sommerklima behagt den Präriegräsern sehr, die sich von ihrem Herkunftsgebiet an weit höhere Niederschlagsmengen gewöhnt sind.

Ein sehr zierliches, eher niedriges Präriegras ist Sporobolus heterolepis (Regentropfengras), mit dichtem Horst (40 cm), über dem im Sommer ein duftender Blütenschleier (70cm) schwebt. Besonders schön ist die kupferrfarbene Herbstfärbung. Es braucht – wie die meisten Ziergräser – etwas Zeit, bis sich der Horst voll entwickelt. In Bezug auf den Boden ist es anspruchslos, es gedeiht auf frischen, lehmigen und auch auf trockenen Böden kann es durch seine tiefreichenden Wurzeln immer noch genügend Wasser aufnehmen.

Chinaschilf (Miscanthus) beobachten


Die Sortenvielfalt beim Chinaschilf (Miscanthus) ist riesig. Ein kurzer Streifzug : Gefragt in der Verwendung sind derzeit rotblühende Sorten (z.B. ‚Ferner Osten’, ‚Malepartus’ ‚Bronzeturm’, ‚Gracillimus’). In kleinere Gärten wachsen sehr gut niedrige Sorten wie ‚Yaku Jima’ (syn. ‚Yakushima Dwarf’) oder die verbesserte ‚Adagio’, die von Kurt Bluemels Staudengärtnerei in Maryland stammt. Sie ist reich blühend und verfärbt sich goldgelb im Herbst. Beide Sorten werden nur 150 cm hoch.
Bild o/li: Miscanthus sinensis 'Kleine Silberspinne' li und 'Silberfeder' re des Weges. Altersheim Sandbühl, Schlieren/ZH (F.Ungricht)

Bild u/re: Gestaltung mit Miscanthus sinensis (Sorte unbek.) in einem Privatgarten in Zumikon/ZH (F. Ungricht).


Mit der Verwendung von Miscanthus muss heutzutage auch eine Warnung erfolgen. Klimatische Veränderungen und eine starke Einkreuzung der Sorten (Hybridisierung) führen zu Problemen und lassen invasives Potential befürchten. In den Südstaaten der USA, aber auch in Südeuropa ist diese Verbreitung bereits zu beobachten.
In hiesigen Staudengärtnereien und Gartenanlagen werden immer mehr Sämlinge gefunden, häufig von frühblühenden Sorten. Mehrere lange, milde Herbste haben dazu geführt, dass nun Sorten blühen, die bis anhin noch nicht geblüht haben (z.b. ‚Gracillimus’, ‚Giganteus’, ,Morning Light’). In der Verwendung gilt es, künftig vermehrt auf spätblühende und sterile Sorten auszuweichen. Entsprechende Empfehlungen können derzeit noch nicht abgegeben werden.

Weniger Pflege ist oft mehr

Mittlerweile sind die Ziergräser zu Lieblingen der Landschaftsarchitekten geworden, die gerne wenige Arten und Sorten in grosser Zahl pflanzen. Damit werden kraftvolle Akzente gesetzt.
Auch Gartenbauer lieben die Gräser, so sehr, dass manche im Herbst die ausladenden Horste mehr oder weniger kunstvoll zusammen binden. Das macht eigentlich nur beim Pampasgras (Cortaderia selloana) und bei Ampelodesmos mauritanicus Sinn, da diese empfindlich auf Winternässe sind. Eigentlich ist es schade, ausgerechnet dann, wenn die Gräser am schönsten sind, diese wie Besen zu binden. Da die Gräser im Frühjahr wieder neu austreiben, kann man sich die Mühe des Zusammenbindens sparen und die Horste stehen lassen.


Tipps zu Pflanzung und Pflege:

Pflanzen: Gräser besser im Frühjahr pflanzen
Schnitt: Über Winter stehen lassen. Ende Winter (Februar, März) bodeneben abschneiden. Ausser: Federgras (Nasella tenuissima u.ä., syn. Stipa > nur auskämmen), immergrüne Gräser (Rückschnitt oder teilw. Schnitt, wenn Blätter gelitten haben)
Düngung: nicht nötig, wenn ausgepflanzt. Zuviele Nährstoffe lassen Gräser in die Höhe schiessen und kippen
Geduld: Gräser brauchen zwei bis drei Jahre bis sie sich schön entwickelt haben. Wer nicht so lange warten mag, kauft mit Vorteil Grosstöpfe.

Mehr Gräser und Ideen finden Sie in der Enzyklopädie der Gräser von Rick Darke. Zur Buchbesprechung gehts hier.

Auf der Website von www.sandfrauchen.de finden Sie weitere schöne Gräserbilder sowie weitere gärtnerische Leckerbissen.

Die besprochenen Gräser sind in gut sortierten Staudengärtnereien (CH und D) erhältlich.

Beachten Sie auch unsere Umfrage zum Thema Gräser.

 

Eigene Bewertung: Keine Average: 4.5 (4 votes)