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Gartenzeitschriften: Spezialitäten im grünen Blätterwald

Nach der intensiven Gartenarbeit von letzter Woche (siehe Blog Gartenpflege im Sommer), können wir uns getrost in den Liegestuhl legen. In den letzten Monaten ist neben der Bücherbeige ein ansehnlicher Stapel Zeitschriften angewachsen. Ein paar besondere Garten- und Pflanzenzeitschriften möchten wir hier vorstellen und empfehlen.

Ein Phänomen unter den Gartenzeitschriften ist für mich der „Grüne Anzeiger“. Das erste Mal ist er mir an einem kleinen Pflanzenmarkt in Deutschland in die Hände geraten. Eine Gartenzeitung, ungeheftet, schwarz-weiss – eine Zeitschrift, die mit viel Text, mit wenigen, geschickt eingestreuten Zeichnungen und mit vielen Veranstaltungshinweisen und themenbezogenen Inseraten gespickt ist. Im Blätterwald der bunten, kreischenden Gartenzeitschriften stellt diese Zeitschrift eine Besonderheit dar. 

Jede Nummer enthält sowohl im Textbereich als auch im Inseratebereich Überraschungen. Ich erfahre immer wieder Neues, weil hier Fachleute schreiben, Gärtnerinnen und Gärtner, die sich intensiv mit ganz speziellen Themen oder Pflanzengattungen befassen, Wissenschafterinnen, die aus ihrem Fachbereich berichten, aber auch Praktiker. In der aktuellen Nummer hat mich die Anleitung zum Bau von Frühbettkästen interessiert.

Sehr gerne lese ich auch die Beiträge aus der Bücherei des Deutschen Gartenbaues von Clemens Alexander Wimmer. Die Beiträge des erfahrenen Gärtners Olaf Grabner stehen bei mir meist ganz oben. Nach der Schliessung seiner Gärtnerei im Osten Deutschlands baut er einen Park auf in der Nähe von Regensburg und gestaltet und kultiviert Pflanzen aus dem Himalaya-Gebiet. Seine regelmässigen Beiträge enthalten für mich immer wieder praktische Pflanzen-, Pflege- und Gestaltungstipps.

Buchbesprechungen sind ebenso ein fester Bestandteil jeder Nummer wie der ausführliche Kalender mit Messeterminen, Ausstellungen und anderen grünen Terminen. 
Einige wenige Beiträge sind manchmal etwas kantig, weil hier die Fachkenntnis die Schreibkunst bei weitem überwiegt. Doch das kommt eher selten vor. Die Redaktion wird von kundiger Hand geführt. Ann-Christin Neugebauer ist Redaktorin und Herausgeberin in einer Person. „Grüner Anzeiger für Pflanze und Garten“ erscheint sechs Mal im Jahr. Das Abo kostet 25 Euro (Europa) und ein Probeexemplar ist für 5 Euro erhältlich (Vorauszahlung). Unbedingt Probe lesen!
www.grueneranzeiger.de

Über die menschliche Seite des Gärtnerns
(von Sofagärtnerin, September 2009)

Wie gewohnt pünktlich zum Jahreszeitenwechsel lag Ende letzter Woche die Herbstausgabe von „Greenprints“ im Briefkasten. In der vierteljährlich erscheinenden Publikation aus den USA, die nun seit genau 20 Jahren herauskommt, wird nicht How-to-do-Gardening vermittelt, wie dieses in beinahe unzähligen Zeitschriften abgehandelt wird. So wird der Leser vergeblich eine Rubrik suchen, die angibt, welche Arbeiten im Herbst im Garten erledigt werden sollen.

In „Greenprints“ erscheinen von Lesern und Leserinnen eingesandte Beiträge ebenso wie Artikel von regelmässig für die Quartalsschrift schreibenden Autoren. Ab und zu werden auch Kapitel aus Gartenbüchern von Autoren wie Beverley Nichols, Karel Capek oder Elisabeth von Arnim abgedruckt. Allen Beiträgen gemeinsam ist, dass sie die menschliche Seite des Gärtnerns reflektieren: Freud, Leid, Humor, Trauer, Hoffnung, Freundschaft.

Da gab es beispielsweise mal eine Geschichte über einen todkranken Mann, der in seinem letzten Herbst Freunde beauftragt hatte, im Garten eine Menge Blumenzwiebeln zu vergraben und so seiner Frau im Frühjahr nach seinem Tod ein unerwartetes, reich blühendes Geschenk vermachte. Oder eine Episode über einen Mann, der ein Mädchen aus einem brennenden Haus gerettet hatte. Nachdem dieses Mädchen mit seiner Familie weggezogen war, erhielt der Retter jedes Jahr zum Dank eine Amaryllis. Die verschiedenen Exemplare blühten auch immer wunderschön. Doch eines Winters wollte das Pflanzengeschenk nicht gedeihen. Wie der Retter später erfuhr, war das Mädchen genau zu jener Zeit verstorben.

Die rund 80 Seiten umfassende Zeitschrift in halber A4-Grösse ist schwarz/weiss illustriert und wird von Pat Stone und seiner Familie herausgegeben. Texte und Bilder können und sollen nicht mit der Qualität und Ansprüchen des englischen Journals Hortus verglichen werden, die Abopreise sind denn auch entsprechend unterschiedlich.

101 Geschichten aus früheren „Greenprints“-Ausgaben sind vor einiger Zeit in Buchform erschienen: „Chicken Soup for the Gardener's Soul – 101 Stories to sow seeds of love, hope and laughter“. Falls sich jemand näher für dieses Buch interessiert, kann er im Internet darin blättern. Mehr Infos zu „Greenprints“, wie Abokonditionen, Back-Issues, CD's usw. auf gibt's auf www.greenprints.com.

Diesen Beitrag durften wir freundlicherweise von der Sofagärtnerin übernehmen. http://sofagaertnerin.blogspot.com
Sie ist eine ausgezeichnete Kennerin jeglicher Gartenliteratur, vor allem aber auch englischsprachiger Werke. In ihrem Blog bespricht sie Fachbücher, Romane, Krimis, Periodika und antiquarische Werke. Sehr lesenswert.

Für eingefleischte Pflanzenfreunde

Wer sich die Zeitschrift „The Plantsman“ abonniert, muss schon ziemlich angefressen sein. Herausgeber der vier Mal jährlich erscheinenden Zeitschrift (im handlichen A5-Format) ist die Royal Horticultural Society (RHS).  Gespickt mit wissenschaftlichen, botanischen und gelegentilchen praxisnahen Beiträgen – beispielsweise über Vermehrungstechniken – richtet sich das Heft an Profis und interessierte Laien.

Was hierzulande kaum exisitert, sind Forschungen im Bereich der Hortikultur und entsprechende Erkenntnisse. Im „Plantsman“ sind immer wieder interessante Beiträge über Arbeiten aus diesem Bereich zu lesen, meist aus Grossbritannien, aber auch aus anderen englischsprachigen Ländern.
In einer der letzten Ausgaben war dies beispielsweise ein Forschungsbericht über torffreie Substrate für Azaleen im Vergleich zu Torf-Substraten und wie die Pflanzen in den entsprechenden Medien gewachsen oder geblüht haben.

Berichte über Sortensichtungen von Stauden und Gehölzen werden regelmässig publiziert. Im RHS-eigenen Garten Wisley im Westen Londons stehen grosse Versuchsflächen, auf denen jeweils während mehreren Jahren Pflanzen getestet und beurteilt werden. Im aktuellen Plantsman (June 10) werden beispielsweise Ergebnisse aus der Pampasgras-Sichtung publiziert. Allerdings sind diese nicht bedingungslos auf unsere klimatischen Verhältnisse übertragbar, aber gewisse Tendenzen einer spezifischen Sorte lassen sich daraus ableiten.

Artikel von Forschungsreisen in entlegene Gebiete sind für mich immer faszinierend und Anlass für Träumereien. Regelmässig erscheinen Berichte über Reisen nach China, in afrikanische Länder oder auf entlegene Inseln. In diesem Zusammenhang sind auch Beschriebe von neu entdeckten Pflanzenarten oder –gattungen zu erwähnen, welche den Entdeckergeist der Leserschaft wecken. Es scheint mitunter unglaublich, dass immer wieder neue, faszinierende Pflanzen entdeckt werden in einer Welt, in der man glaubt, schon alles zu kennen.

Auf besonderes Interesse meinerseits stossen jeweils auch die Book Reviews mit den Neuerscheinungen aus dem englischsprachigen Raum. Oft sind es Fachbücher, die erst ein paar Jahre später dann auf Deutsch erscheinen und die man als Journalistin und Gärtnerin doch gerne frühzeitig lesen möchte.
The Plantsman ist eine der wenigen Zeitschriften, die ich seit Jahren sammle. Nicht nur das, ich suche  auch immer wieder nach Beiträgen in älteren Nummern. Es lohnt sich, denn  manche Informationen lese ich nur in diesem Heft.

The Plantsman

 

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