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wintergrüne Stauden für den Garten – beständiger Blickfang

Bildnachweis: Bettina Banse

Frischgrünes Blattwerk im Winter fällt auf und allein der Anblick tut gut. Schliesslich kleidet sich die Natur um diese Jahreszeit überwiegend dezent und viele Pflanzen machen Pause. Wintergrüne Stauden sorgen für Farbe und werden schon lange vor dem ersten Frost gepflanzt.

Mit einem Teppich aus herzförmigen Blättern bedeckt die Elfenblume (Epimedium x warleyense) ‘Orangekönigin’ den Boden. Im Nachbarbeet glänzen die dunkelgrünen, handförmig gefiederten Blätter der Lenzrosen (Helleborus orientalis) und trotzen unbeeindruckt den winterlichen Temperaturen. Wie schön und vital sie aussehen! Dieses Kompliment hätten sie auch im Sommer verdient. Schliesslich sind sie dann ähnlich attraktiv. Bloss lenken sie da in der allgemeinen Üppigkeit der Botanik den Blick nicht auf sich. Ganz anders nach dem Frost: Sobald sich die meisten Stauden zurückgezogen haben und die Bäume ihr Laub abgeworfen haben, bekommen wintergrüne Stauden Aufmerksamkeit. Ihre Vitalität wirkt aufmunternd und wie ein vorgezogenes Versprechen auf den Frühling. Wer noch keine wintergrünen Stauden im Garten hat, kann sie bereits im Sommer bewundern, auswählen und in einigen Wochen einpflanzen. Für die meisten Stauden ist der Herbst eine gute Zeit zum Pflanzen.

Die Form und die blaugrüne Farbe der Triebe macht die Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites) zu einem Hingucker. In diesem Fall kommt sie in Kontrast zum warmen Braunton des Herbstlaubs besonders gut zur Geltung. Ein nach Süden orientierter Standort kommt ihr entgegen. Da sie sich versamt, sucht sie sich ihren Platz im Garten an geeigneten Standorten selbst. Oft genügt der wintergrünen Staude eine kleine Spalte zwischen Steinen zum Wachsen. (Bildnachweis: Bettina Banse)

Bitte bedeckt halten: Schattenkinder

Im Frankfurter Palmengarten gehören wintergrüne Stauden zu den selbstverständlichen Zutaten der Freiflächen. Sven Nürnberger begegnet ihnen in den Beeten und Themengärten das ganze Jahr über und kennt ihre Bedürfnisse. Er ist verantwortlich für die Staudenanlagen im südlichen Teil des Palmengartens und lässt sich beim Komponieren der Pflanzungen auch von den natürlichen Standorten einiger Arten inspirieren: „Die Heimische Haselwurz (Asarum europaeum) passt zum Beispiel sehr gut zu anderen wintergrünen Wildpflanzen wie dem Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium) oder dem Leberblümchen (Hepatica nobilis). Da entstehen im Halbschatten und unter Gehölzen natürliche und schöne Bilder, die auch in unseren Laubwäldern vorkommen könnten.“ Im lichten Schatten fühlen sich neben heimischen viele weitere wintergrüne Stauden wohl: Auch die eingangs erwähnten Elfenblumen und Lenzrosen bevorzugen halbschattige und absonnige Standorte.

Glänzend aufgelegt: Heimische Haselwurz (Asarum europaeum) wächst besonders in Laubwäldern auf Kalkuntergrund und gedeiht auch im Garten, wenn die Bedingungen dem Naturstandort ähneln. Konkret heißt das: ein schattiger bis halbschattiger Platz und frischer, humusreicher Boden. Dann bilden die glänzenden, nierenförmigen Blätter der nur 10 bis 15 cm hohen Wildstaude im Laufe der Zeit einen ganzjährig attraktiven, bodendeckenden Teppich. (Bildnachweis: Bettina Banse)

Streifenlook: Der Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium) hat ungewöhnlich glattrandige Wedel. Ab dem Spätsommer bilden sich auf der Unterseite streifenförmig angeordnete Sporenlager, die – von der schräg stehenden Wintersonne gestreift – zum Blickfang werden. Er wächst am Naturstandort in kalkhaltigen Böden und kann die Ritzen und Spalten von Trockenmauern nach dem Zufallsprinzip begrünen. Im Beet wie an Mauern wichtig ist ein halbschattiger bis schattiger und leicht feuchter Standort. (Bildnachweis: Bettina Banse)

Wintergrüne für weitere Standorte

Einige wintergrüne sind in ihren Ansprüchen durchaus flexibel, erzählt der Gärtnermeister: „Die Bergenie (Bergenia cordifolia) eignet sich sowohl für lichte Gehölzrandbereiche als auch für sonnige Freiflächen. Sie verträgt Trockenphasen recht gut, gedeiht aber auf frischen Böden üppiger. Im Palmengarten setzen wir sie daher auch vielseitig ein.“ Neben solchen Generalisten bietet das Stauden-Sortiment auch Spezialisten für extremere Lagen. Welche wintergrünen Stauden würde Sven Nürnberger für vollsonnige und hitzebetonte Standorte empfehlen? Lange überlegen muss er bei dieser Frage nicht. Die Vielfalt der Flora ist gross genug: „Die Mittelmeer-Wolfsmilch (Euphorbia characias) mag zum Beispiel vollsonnige Standorte und kommt mit Trockenheit sehr gut klar. Deshalb gehe ich davon aus, dass diese und andere Wolfsmilch-Arten in Zukunft häufiger gepflanzt werden.“ Zumal die Mittelmeer-Wolfsmilch nicht nur wintergrün, sondern mit ihrer unübersehbaren, frischgrünen Blüte im Frühling ebenfalls attraktiv ist. Auch einige Vertreter der Gattung Storchschnabel (Geranium) gehören zu den wintergrünen Stauden, die einen Platz an der Sonne bevorzugen. Die mit diesem Standort oft einhergehende Hitze und Trockenheit toleriert der Cambridge-Storchschnabel (Geranium x cantabrigiense) besonders gut.

Verdientes Comeback: Zwischenzeitlich aus der Mode gekommen, ist die Bergenie (Bergenia cordifolia) wieder da. Mit ihren großen Blättern bedeckt sie den Boden und ist flexibel einsetzbar: Sie überzeugt auf frischen und mäßig trockenen Böden zwischen Sonne und lichtem Gehölzrand. Je nach Sorte färbt sich das Laub bei Kälte rötlich. Schneeglöckchen bilden mit ihren weißen Blüten als Pflanzpartner einen schönen Kontrast zu dieser wintergrünen Staude. Im April und Mai schmückt sie sich selbst – dann sind ihre auf rund 30 cm hohen Stielen sitzenden rosafarbenen oder weißen Blüten nicht zu übersehen. (Bildnachweis: Bettina Banse)

Für Waldgärten: Die Balkan-Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides subsp. robbiae) verträgt phasenweise Trockenheit und braucht anders als viele andere Wolfsmilch-Arten keinen vollsonnigen Standort. Sie ist im lichten Schatten und am Rand von Gehölzen gut aufgehoben. Ihre wintergrünen und dunklen Blätter lassen das frische Grün der Blüten besonders gut zur Geltung kommen. Der sehenswerte Kontrast der beiden Grüntöne lässt sich ab April bewundern. (Bildnachweis: Andre Stade)

Mehr davon: Spätestens, wenn das Frühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum) im Februar und März aufblüht, lenkt es den Blick auf sich. Am größten ist die Fernwirkung, wenn es wie hier in großen Stückzahlen wächst. Dezenter in der Wirkung und ebenfalls attraktiv ist das wintergrüne Laub. Genaues Hinsehen lohnt sich, denn die nierenförmigen Blätter können unterschiedlich gefärbt und gemustert sein. An einem halbschattigen bis sonnigen Standort in durchlässigem und lehmighumosem Boden verbreitet sie sich mit freundlicher Unterstützung von Ameisen: Sie verteilen den Samen und sorgen dafür, dass diese kleine Blattschmuckstaude nicht zu übersehende Bestände bildet. (Bildnachweis: Bettina Banse)

Gestalten mit wintergrünen Stauden

Einem Profi und Pflanzenexperten wie Nürnberger macht es besonders grossen Spass, diese Vielfalt der Möglichkeiten auszuschöpfen: eine Wolfsmilch am Gehölzrand mit anderen immergrünen Stauden kombinieren? Kein Problem – es gibt neben vielen sonnenhungrigen Arten auch die Balkan-Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides ssp. robbiae): „Sie bevorzugt halbschattige und absonnige Standorte und passt sehr gut zur Wald-Marbel (Luzula sylvatica) oder Purpurglöckchen (Heuchera).“ Ebenfalls im Halbschatten hat er ein Pflanzpaar getestet, das zum Hingucker herangewachsen ist. Ab Herbst leuchten die Samenstände der Korallen-Iris (Iris foetidissima) wie orangerote Perlen über den Blättern der Bergenien-Hybride ‘Oeschberg’. Ausserdem ragt das frischgrüne, spitze Laub der Iris ganzjährig zwischen dem glattrandigen Bergenienlaub nach oben: „Diese Iris sät sich selbst aus und webt sich so regelrecht zwischen ihre Pflanzpartner, ohne lästig zu werden.“ Sie ist nicht die einzige wintergrüne Staude, die sich selbst vermehrt und auf diese Weise Freude macht. Sven Nürnberger lässt sich auch von anderen Arten überraschen: Das Vorfrühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum) gehört dazu, ebenso wie der bereits erwähnte Hirschzungenfarn: „Den kann man auch einfach mal an die Nordseite Seite einer Mauer setzen und abwarten. Wenn der Standort feucht genug ist, wird es nicht lange dauern, bis die ersten Exemplare in den Fugen und Spalten spriessen.“ Wer zuweilen den Zufall gestalten lässt, hat nicht nur mehr Grün zu jeder Jahreszeit, sondern auch mehr Spass im Garten.

Sonnenanbeterin: Diese von Raureif überzuckerte Mittelmeer-Wolfsmilch (Euphorbia characias) beweist, dass sie den Garten auch in der kalten Jahreszeit bereichert. Ab April bildet die für wintermilde Regionen geeignete Staude limonengrüne Blütenstände, die bis zu 120 cm hoch ragen. Sie braucht einen voll- bis absonnigen und mageren Standort mit gutem Wasserabzug und verträgt Trockenheit sehr gut. Die auf winterfeuchten Böden eher kurzlebige Staude versamt sich selbst und kann sich auf diese Weise im Garten etablieren. (Bildnachweis: Bettina Banse)

Unkomplizierte Schattenstaude: Porzellanblümchen – dieser deutsche Name deutet darauf hin, dass es sich um eine zarte und zerbrechliche Pflanze handelt, die besonders viel Aufmerksamkeit und Schutz erfordert. Dabei ist Saxifraga x urbium, wie die Staude botanisch heißt, durchaus für Garten-Einsteiger geeignet. Besonders attraktiv präsentiert sich die sehr gut für den Schatten geeignete Sorte ‘Clarence Elliott’ mit Blüten im Mai und Juni auf dunkelrot gefärbten Stielen. Diese Sorte bildet kompakte, rund 5 cm hohe Blattrosetten, die den Boden bedecken. (Bildnachweis: Andre Stade)

Dreifach schön: Neben ihren wintergrünen, spitzen Blättern überrascht die Korallen-Iris (Iris foetidissima) im Herbst mit auffälligen Früchten. Dabei sind die Samen nicht nur hübsch, sondern sorgen dafür, dass sich die im Mittelmeerraum heimische Staude selbst aussät. Ihre Blüten öffnet diese Art meist im Juni und kombiniert darin Pastell-gelb mit einem dunklen Violett. Da sie auch im Schatten und Halbschatten wächst, gedeiht sie gut am Gehölzrand und braucht dort in milden Regionen keinen Winterschutz. (Bildnachweis: Sven Nürnberger)

Kontrastprogramm: Winterschwarz statt wintergrün sind die Blätter beim Schlangenbart (Ophiopogon planiscapus) der Sorte ‘Nigrescens’. Hier sorgt das darunter liegende gelbe Laub eines Ginkgos für einen zusätzlichen Effekt. Die langlebige Staude kann an halbschattigen Standorten zu flächendeckenden Teppichen heranwachsen. Bei Kahlfrost braucht sie etwas Schutz und sollte vorsichtshalber im Frühling gepflanzt werden. Dann hat sie sich bis zum Winter gut eingewurzelt und zwischenzeitlich im Sommer mit hübschen Blüten überrascht: Sie sind weiß und außen leicht lila getönt und kommen über den dunklen Blättern gut zur Geltung. (Bildnachweis: Sven Nürnberger)

Ton in Ton: Grün sind bei der Stinkenden Nieswurz (Helleborus foetidus) nicht nur die Blätter, sondern auch die Blüten, die schon ab Februar erscheinen und rot gerandet sind. Von ihrem wenig schmeichelhaften deutschen Namen sollte sich niemand abschrecken lassen: Sie verströmt keinen Duft oder gar Gestank und ist wegen ihrer frühen Blüte für Insekten wertvoll. Die zuweilen auch in lichten und eher trockenen Laubwäldern wachsende Wildstaude wächst gut am Gehölzrand und in Beeten, die zeitweise von Gebäuden beschattet werden. Dass sie eher kurzlebig ist, merkt man in der Regel nicht, da sie sich an geeigneten Standorten selbst aussät und auf diese Weise vermehrt. (Bildnachweis: Sven Nürnberger)

Sven Nürnberger ist Gärtnermeister, Autor mehrerer Fachbücher und ein gefragter Referent. Im Palmengarten Frankfurt (www.palmengarten.de) ist er unter anderem für die Staudenanlagen im südlichen Teil der Anlage verantwortlich. Ideen für Pflanzenkombinationen sammelt er oftmals unterwegs: Viele Arten, die im Palmengarten wachsen, hat er auf seinen botanischen Exkursionen schon am Naturstandort begutachtet. Dieses Wissen fließt in seine alltägliche Arbeit ein und inspiriert ihn zu eigenen Gestaltungs-ideen. (Bildnachweis: Holger Menzel)

(GMH/BdS)

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