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Schafgarbe – Staude des Jahres 2021

Bildnachweis: GMH/Erich Luer

Sie begann ihre Karriere als Heilpflanze – heute folgt ein Laufsteg-Auftritt auf den anderen: Die Schafgarbe gehört zu den Stars der Gartenszene und wurde nun völlig zu Recht zur "Staude des Jahres 2021" gekürt.

(GMH/BdS) Rupfen, kauen, rupfen, kauen und zwischendurch ein erholsames Schläfchen – Schafe scheinen ihr Leben im Dauerzustand der Tiefenentspannung zu verbringen. Ein echtes Vorbild sind die wolligen Sympathieträger aber nicht nur aufgrund ihrer Gelassenheit, sondern auch wegen ihrer medizinischen Fachkenntnisse. Seit jeher setzen sie bei der Gesundheitsvorsorge auf eine Pflanze, die sich schon vor Jahrhunderten auch in der Humanmedizin einen Namen machte: die Schafgarbe.

Farbkracher Selbstbewusst und in leuchtende Farben gekleidet präsentieren moderne Achillea-Sorten ihre imposanten Blütenteller. Alle Schafgarben sind zu-dem fantastische Schnittblumen und lassen sich sehr gut trocknen! Bildnachweis: GMH/Erich Luer)

"Insbesondere die Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium) ist für ihre segensreichen Inhaltsstoffe bekannt, deshalb trägt sie auch so klangvolle Namen wie "Jungfraukraut", "Blutstillkraut" oder "Grundheil", erklärt Wolfgang Siebler von der Gärtnerei Stauden-Siebler im niedersächsischen Schwarmstedt. Auch der botanische Gattungsname Achillea verweise auf die heilenden Eigenschaften der mehrjährigen Pflanze, von der bereits der griechische Sagenheld Achilleus profitiert haben soll. "Die Artbezeichnung millefolium – also "Tausendblatt" – geht hingegen auf die grazilen, fein gefiederten Blättchen zurück."

Abendstimmung: Knospen, Blütenstände, Laubblätter – ’Apricot Delight‘ (Achillea millefolium) ist einfach rundum attraktiv! Die breiten Trugdolden der 50 cm hohen Sorte passen gut zu vertikalen Formen wie den Blütenkerzen des Steppen-Salbeis (Salvia nemorosa) (Bildnachweis: GMH/Erich Luer)

Zartes Laub, ausdrucksstarke Blüten – auch bei Trockenheit

Tausendblatt. Ein malerischer Name für eine malerische Pflanze, denn Schafgarben sind neben ihren inneren Werten auch echte Schönheiten. "Den Schafen scheint das ziemlich egal zu sein, zumindest hält es sie nicht vom Fressen ab", meint Siebler augenzwinkernd, "aber dafür begeistert die attraktive Optik uns Zweibeiner umso mehr!"

Herzerwärmend: Die Goldgarbe ’Terracotta‘ (Achillea-filipendulina-Hybride) bereichert das Beet um eine ganze Farbpalette, von zartem Apricot über Rotorange bis hin zu Gelb und, natürlich, Terracotta. Die 60 cm hohe Sorte verbreitet sich kriechend, ohne lästig zu werden. (Bildnachweis: GMH/Erich Luer)

Die weissen Blütenschirme der Art Achillea millefolium blitzen vorwiegend in Naturgärten auf. Zusammen mit blauviolettem Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), gelbem Wiesen-Hornklee (Lotus corniculatus) und rosaroten Wiesen-Flockenblumen (Centaurea jacea) beispielsweise verleihen sie wiesenhaften Pflanzungen ihr typisches sommerliches Flair.

Leuchtende Farben

Ebenfalls eine wunderbar naturhafte Ausstrahlung besitzt die aus Vorderasien stammende Goldgarbe, Achillea filipendulina. Wolfgang Siebler kombiniert die goldgelben Blütenschirme der beliebten, bereits 1952 entstandenen Sorte ’Coronation Gold‘ zum Beispiel gerne mit Königskerzen (Verbascum), Silber-Ährengras (Stipa calamagrostis), Blauraute (Perovskia atriplicifolia) und Hoher Fetthenne (Sedum telephium).

Berauschend: Rosa, Pastellgelb, Kirschrot… mit Schafgarben lassen sich spektakuläre Farbkompositionen schaffen. Kein Wunder, dass sie nur selten einzeln anzutreffen sind. (Bildnachweis: GMH/Andre Stade)

"Zum eigentlichen Höhenflug haben aber beiden Garben-Arten erst vor einigen Jahren angesetzt", berichtet der Staudenexperte. "Zwar hat der berühmte Staudengärtner Ernst Pagels bereits in den 1990er-Jahren eine Reihe herrlicher Achillea-filipendulina-Sorten gezüchtet, aber er war seiner Zeit offenbar voraus. Jedenfalls finden diese nach wie vor exzellenten Sorten erst heute richtig Anklang – zusammen mit den vielen leuchtstarken Sorten von Achillea millefolium, deren Sortiment von Jahr zu Jahr grösser wird."

Zart trifft mondän Farblich drängen die Lilien mit Macht in den Vordergrund, doch gerade das hebt die leise Eleganz der Bertramsgarben (Achillea ptarmica) umso mehr hervor. Ein zauberhaftes Ensemble für Prachtstaudenbeete. (Bildnachweis: GMH/Andre Stade)

Vielseitig einsetzbar

Gestalterisch lassen sich beide Gruppen extrem vielseitig einsetzen. "Unverzichtbar sind sie für Prachtstaudenrabatten, insbesondere für Ton-in-Ton-Pflanzungen, aber sie setzen auch fröhliche Farbkleckse in Gräsergärten und passen dank ihrer klaren Formen gut zu moderner Architektur."
Die Bandbreite reicht von Weiss-, Gelb-, Rot- oder Orangetönen bis zu pastelligen und zweifarbigen Varianten wie den Achillea-filipendulina-Hybriden ’Terracotta‘ und ’Feuerland‘. Einige Sorten ändern zudem ihre Farbe im Laufe der Blütezeit. Achillea millefolium ’Belle Epoque‘ beispielsweise erblüht zunächst in herrlichem Kirschrot, um dann verschiedene Rosanuancen zu kombinieren. Auch die leuchtend violetten Blüten von ’Lilac Beauty‘ verblassen mit der Zeit, jedoch ohne dabei unansehnlich zu werden.

Frische-Kick: Die blauvioletten Blüten des Kugel-Lauchs (Allium sphaerocephalon) und die hell strahlend gelben Schirme von Goldgarbe ’Parker‘ (Achillea filipendulina) beweisen, dass Mut zur Farbe belohnt wird. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)
Zur Schere zu greifen, kann sich dennoch lohnen, zumindest nach dem ersten Flor im Juni/Juli. "Wer Verblühtes kontinuierlich ausschneidet, kann im September mit einer zweiten Blüte rechnen", verrät Wolfgang Siebler. Sind diese Blütenstände ebenfalls verblüht, lässt er die trockenen Triebe ganz bewusst stehen. "Sie bringen schöne Winteraspekte in den Garten und dienen Insekten als Winterquartier, deshalb werden sie erst kurz vor dem Neuaustrieb im Frühjahr entfernt."

Klassiker: An ihr müssen sich alle gelben Sorten messen! Die bereits 1952 etablierte Goldgarbe ’Coronation Gold‘ (Achillea filipendulina) verbreitet von Juli an ihr warmes Goldgelb. Hier präsentiert sie sich zu bereits herbstlich angehauchtem Reitgras (Calamagrostis). (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

Hitzefester Insektenmagnet

Auch zur Blütezeit ziehen die farbenfrohen Korbblütler unzählige Insekten an, denn nahezu alle Schafgarben punkten mit einem reichhaltigen Nektar- und Pollenangebot. "Zu den wenigen Ausnahmen zählt die Gefüllte Bertramsgarbe, Achillea ptarmica ’Schneeball‘ beziehungsweise ’The Pearl‘, die allerdings mit ihren unzähligen reinweissen Blütenkugeln und der langen Blütezeit von Juni bis September gestalterisch wirklich fantastisch ist", schwärmt Garben-Fan Siebler.
Mit einer Wuchshöhe von 70 cm passt sie perfekt zu den durchschnittlich 60 cm hohen Millefolium-Sorten und den meist etwas grösseren, bis maximal 120 cm hohen Filipendulina-Züchtungen. Wie diese beiden Gruppen liebt Achillea ptarmica volle Sonne und im Frühjahr etwas Kompost. Sie braucht jedoch etwas mehr Wasser, während die meisten Schafgarben selbst an trockenen Plätzen problemlos gedeihen – auch polsterbildende Arten wie die wintergrüne, etwa 10 cm hohe Gelbe Schafgarbe (Achillea tomentosa) oder die 15 cm hohe Dalmatiner-Silbergarbe (Achillea ageratifolia).

Wiesen-Feeling: Kamille (Chamomilla recutica), Feldrittersporn (Consolida regalis) und rosafarbene Schafgarben (Achillea millefolium) bilden ein wunderhübsches Trio. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

"Das einzige, was man beachten sollte: Schafgarben sind nicht allzu langlebig. Damit sie dauerhaft erhalten bleiben und üppig blühen, sollte man sie alle drei bis vier Jahre teilen", rät Wolfgang Siebler. Vielen Achillea-Fans passt das ganz ausgezeichnet, denn bei einem einzigen Exemplar bleibt es selten – Schafgarben sind Herdentiere.

Harmonischer Kontrast: Die flächigen Formen von Schafgarbe und Scheinsonnenhut (Echinacea) wechseln mit den vertikalen Strukturen von Kerzen-Knöterich (Bistorta amplexicaulis), Duftnesseln (Agastache) und Kaukasus-Gamander (Teucrium hircanicum). Das Ergebnis ist ein großes WOW! (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

Spot an! Bedeckter Himmel? Fällt gar nicht weiter auf, wenn im Beet Kerzen-Goldkolben ’Weihenstephan‘ (Ligularia stenocephala), Goldgarben (Achillea filipendulina) und Rispen-Hortensien (Hydrangea paniculata, im Hintergrund) um die Wette blühen. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

Zart umschmeichelt: Gräser, Kerzen und Schirme sind zusammen unschlagbar. Hier glänzen Silber-Ährengras (Stipa calamagrostis), dunkel- und hellblauer Rittersporn (Delphinium) sowie Schafgarbe (Achillea millefolium). (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse

Klare Kante: Wie abgezirkelt laufen Bänder aus pinkfarbenen Schafgarbe ’Lilac Beauty‘ (Achillea millefolium) und noch knospiger Fetthenne (Sedum telephium) ineinander und bringen Schwung in die Rabatte. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

Steckbrief Schafgarbe

Familie

Korbblütler (Asteraceae)

Gattung

Schafgarben (Achillea)

Arten

weltweit 115, davon 16 in Deutschland

Verbreitung

Schwerpunkt in Europa und Westasien

Lebensdauer

mehrjährig

Aussehen

scheindoldige Blütenstände, schmale gefiederte Laubblätter

Duft

viele Arten duften aromatisch

Besonderer Gartenwert

• zahlreiche Sorten in vielen Farben
• attraktives Laub
• vielseitig einsetzbar
• robust
• trockenheitsverträglich
• insektenfreundlich

Auszeichnungen

Heilpflanze des Jahres 2004
Staude des Jahres 2021

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