In acht europäische Länder gingen die 13 Auszeichnungen des Europäischen Gartenpreises 2019/2020, die am Nachmittag des 6. September 2019 in Schloss Dyck verliehen wurden.
Bereits am Vormittag nutzten rund 70 Teilnehmer die Gelegenheit, bei Vorträgen der Preisträger Informationen aus erster Hand zu bekommen und Erfahrungen auszutauschen.
Am Nachmittag freuten sich Gewinner aus Portugal, Spanien, Grossbritannien und zweimal aus Frankreich über die Auszeichnung mit 1. Preisen. Die acht zweiten Preise gingen nach Tschechien, Deutschland, Frankreich und in die Schweiz sowie jeweils zweimal nach Grossbritannien und Dänemark.
Mit dem 1. Preis in der Kategorie „Gartenkulturelles Erbe in Europa“ wurde die Royal Horticultural Society ausgezeichnet, die seit mehr als 200 Jahren auf vielfältigste Weise das Wissen um Pflanzen und Gartenkunst sowie Freude am Gärtnern vermittelt. Auch die Preisträger der 2. Preise, die Merian Gärten in Basel und die Gärten der Welt in Berlin, setzen hier beispielgebende Konzepte um.
Auch in diesem Jahr gab es wieder Preise für die beste „Entwicklung einer für das europäische Kulturerbe bedeutenden Kulturlandschaft“. Auf der Vulkaninsel Pico in den Azoren wurde der Weinbau, der sich Landschaft und Klima anpassen muss, wiederbelebt und zum Motor regionaler Entwicklung, was die Jury mit dem 1. Preis honorierte. 2. Preise zeichneten das Kulturlandschaftsmanagement der Region Arnside & Silverdale in Grossbritannien sowie die familiengerechte Präsentation der ehemaligen Kalkgrube im dänischen Mønsted aus.
Mit dem „Sonderpreis der Stiftung Schloss Dyck“ wurde die Domäne Chaumont-sur-Loire ausgezeichnet. Die nachhaltige Entwicklung von Schloss, Gärten und Park in der Kombination mit Kunst, Kulinarik und einem internationalen Gartenfestival gilt vielerorts – nicht zuletzt auch für die Stiftung Schloss Dyck – als beispielhaft.
Für weitere Bestleistungen bei der „Restaurierung oder Weiterentwicklung eines historischen Parks oder Gartens“ – so die nächste Kategorie – zeichnete die internationale Jury den barocken Terrassengarten Vrtba in Prag sowie Gärten und den Park rund um Chatsworth House in Grossbritannien mit jeweils einem 2. Preis aus. Favorit der Jury und damit Träger des 1. Preises waren aber die Gärten von Étretat an der Küste der Normandie. Dieser Ort, der schon Claude Monet zu mehreren Werken inspirierte, wurde in den letzten Jahren behutsam weiterentwickelt und fasziniert durch die Fülle und Vielfalt von Formschnittgehölzen und der damit im Dialog stehenden Kunstobjekte.
In der Kategorie „Innovatives Konzept oder Design eines zeitgenössischen Parks oder Gartens“ ging zum ersten Mal ein 1. Preis nach Spanien. Der Botanische Garten in Barcelona begeistert immer mehr Besucher durch die Kombination seiner umfangreichen Pflanzensammlung mit moderner Landschaftsgestaltung und Architektur. Die Kombination von alten, militärisch bestimmten Strukturen mit modernen und heiteren Pflanzkonzepten brachte dem Fort Saint Jean in Lyon einen 2. Preis ein. Ein 2. Preis ging auch an die ästhetische und ökologische Neugstaltung des Gellerup Bypark, der zur Aufwertung einer Wohnsiedlung in Dänemark beiträgt.
Detaillierte Angaben zu allen Preisträgern im Anhang und auf www.europäischergartenpreis.eu
DER EUROPÄISCHE GARTENPREIS UND DAS EUROPÄISCHE KULTURERBEJAHR
Mit dem Europäischen Gartennetzwerk / European Garden Heritage Network EGHN ist in Nordrhein-Westfalen seit dem Jahr 2003 eine Institution mit einem Leistungsspektrum entstanden, die das Interesse internationaler Gartenliebhaber auf die Parks und Gärten im Land lenkt und die von der Fachwelt als kompetenter und attraktiver Partner für den fachlichen Austausch und die Zusammenarbeit in vielfältigen Projekten geschätzt wird. Dieser Erfolg basiert auch auf der fachlichen und finanziellen Unterstützung durch die Landesregierung, durch die beiden Landschaftsverbände LVR und LWL und den Regionalverband Ruhr und dem Engagement der Stiftung Schloss Dyck, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur in Jüchen als Träger des EGHN sowie auf der guten Zusammenarbeit innerhalb des EGHN mit seinen fast 200 Partnern in NRW, in Deutschland und in 13 weiteren Ländern Europas.
Der seit 2010 vom EGHN und der Stiftung Schoss Dyck vergebene European Garden Award erfährt europaweite Anerkennung und Aufmerksamkeit, die weit über das EGHN hinausgeht, zumal die Preisträger nicht EGHN-Partner sein müssen. Mit der Annahme des Preises durch UNESCO-Welterbe-stätten wie Sintra und Lorsch, durch Kew Gardens in 2018 und durch die Royal Horticultural Society und das Festival von Chaumont in 2019 ist der European Gaden Award in den europäischen Fachkreisen angekommen und hat sich durch Auszeichnungen für die Städte Malmö und Kopenhagen eindrucksvoll zu den Themen Nachhaltigkeit und Klimaanpassung in Position gebracht.
Mit dem Europäischen Kulturerbejahr 2018 und dank der Förderung des Projektes AWARDING HERITAGE durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch die beiden nordrhein-westfälischen Landschaftsverbände (LVR und LWL) wurde der Europäische Gartenpreis zunächst für die Jahre 2018 und 2019 um zwei neue Kategorien ergänzt:
- Beste Entwicklung einer für das europäische Kulturerbe bedeutenden Kulturlandschaft
- Gartenkulturelles Erbe in Europa, sie ergänzen die seit 2010 bestehenden Kategorien:
- Beste Restaurierung oder Weiterentwicklung eines historischen Parks oder Gartens
- Innovatives Konzept oder Design eines zeitgenössischen Parks oder Gartens
- Sonderpreis der Stiftung Schloss Dyck
- Grossräumige grüne Entwicklungskonzepte
In den zehn Jahren seines Bestehens wurden mit dem Europäischen Gartenpreis, der seit 2012 von der Baumschule Lorenz von Ehren unterstützt wird, somit insgesamt 93 Preisträger aus 15 Ländern ausgezeichnet.
Jurymitglieder des Europäischen Gartenpreises 2019/2020:
Kerstin Abicht (Deutschland), Roswitha Arnold (Deutschland), Ed Bennis (Grossbritannien), Gunnar Ericson (Schweden), Jacob Fischer (Dänemark), Davorin Gazvoda (Slowenien), Stephan Lenzen (Deutschland), Brigitte Mang (Deutschland), Nuno Oliveira (Portugal), Jens Spanjer (Deutschland), Alan Thornley (Grossbritannien), Lieneke Van Campen (Niederlande), Michael Walker (Grossbritannien), Udo Woltering (Deutschland).
INFORMATIONEN ZU ALLEN PREISTRÄGERN:
Kategorie: Restaurierung oder Weiterentwicklung eines historischen Parks oder Gartens
1. Preis: JARDIN D’ÉTRETAT (FRANKREICH)
Dank seiner märchenhaften Küstenlage in der Normandie ist der Garten seit 1903 ein Ort der Kunst und Inspiration. Der Garten ist seit der Erweiterung im Jahr 2015, mit nunmehr sieben Themenbereichen, ein Raum für Kunstausstellungen und ein Laboratorium zur innovativen Pflanzenverwendung.
2.Preis: VRTBA (TSCHECHIEN)
Der auf drei Ebenen angelegte, eher kleine und versteckt liegende Barockgarten in Prag hat dank seiner kühn geschwungenen Treppenläufe, symmetrisch bepflanzten, mit Balustraden verbundenen Terrassen, Zierteichen und einem Aussichtspavillon einen hohen kulturellen Wert.
2. Preis: CHATSWORTH (GB)
Park und Garten sind das Ergebnis von fast 500 Jahren Bewirtschaftung, die vieles bewahrt und stets Neues geschaffen hat. 2018 wurden mit der Bepflanzung am Forellenbach, einer Heckenerneuerung sowie der Sanierung des Felsgartens wichtige Erhaltungsmassnahmen abgeschlossen.
Kategorie: Innovatives Konzept oder Design eines zeitgenössischen Parks oder Gartens
1. Preis: JARDÍ BOTÀNIC (SPANIEN)
Barcelonas 1999 eröffneter Botanischer Garten ist von strengster Nachhaltigkeit, einfacher Akklimatisierung sowie Effizienz der Be- und Entwässerung geprägt. Mit den Mitteln moderner Landschaftsarchitektur zeigt er die Flora des Mittelmeerraums und vergleichbarer Klimazonen.
2. Preis: GELLERUP BYPARK (DÄNEMARK)
Der Park ist Teil der sozialen Stadterneuerung von Gellerup. Die Neugestaltung reagiert auf die Ängste und Wünsche der Bewohner, ist inklusiver, offener und vielfältiger in den Angeboten. Mit 2.000 neuen Bäumen und grüner Vernetzung profitieren auch Biodiversität und Klimaanpassung.
2. Preis: FORT SAINT JEAN (FRANKREICH)
Die neuen Gebäude einer Finanzschule nehmen die Strukturen der Festung oberhalb von Lyon auf und schaffen einen urbanen Ort. Linienförmig gepflanzte Sträucher und Stauden gliedern den Dachgarten. Die vielfältige Bepflanzung des "Wall-Walk" nimmt die harten Formen auf oder setzt als wildere Natur Kontraste.
Kategorie: Sonderpreis der Stiftung Schloss Dyck
1. Preis: DOMAINE DE CHAUMONT (FRANKREICH)
Seit 1992 ist das Internationale Gartenfestival an der Loire ein Labor des zeitgenössischen Schaffens der Garten- und Landschaftsgestaltung. Festival, Schloss, Schlosspark und zahlreichen Veranstaltungen verbinden Geschichte, Kultur und kulturelles Erbe äusserst umfassend und attraktiv.
Kategorie: Beste Entwicklung einer für das europäische Kulturerbe bedeutenden Kulturlandschaft
1. Preis: ILHA DO PICO (PORTUGAL)
Weinbau auf der vulkanischen Azoreninsel ist nur mit Steinmauern möglich, die als kleine Parzellen die Reben vor Wind und Salznebel schützen, aber die Produktion sehr aufwendig machen. Ein Förderprogramm unterstützt die Wiederaufnahme des traditionellen Weinbaus und damit den Natur- und Weintourismus.
2. Preis: Mønsted KALKGRUBER (DÄNEMARK)
Bis 1981 wurde in Mønsted Kalk abgebaut. Die zuletzt grösste Kalkgrube der Welt hat eine Kulturlandschaft hinterlassen, die heute zum Besuch einlädt: unterirdisch 60 km Gänge und Seen, oberirdisch eine Landschaft, in der sich Natur und Nutzungsspuren attraktiv überlagern.
2. Preis: Arnside and Silverdale (GB)
Diese hügelige Küstenlandschaft mit ihrem Kalksteinabbau gilt als Pionier bei der Erweiterung des Schutzes von der Natur- zur Kulturlandschaft. So sind auch die Landhäuser des Adels und die Villen der Industriellen, die den Reiz der Region mitbestimmen, in das Gesamtkonzept eingebunden.
Kategorie: Gartenkulturelles Erbe in Europa
1. Preis: ROYAL HORTICULTURAL SOCIETY (GB)
Besuche der Schaugärten und der Gartenshows der RHS stehen auf den Wunschzetteln aller Gartenfreunde obenan. Was die 1804 gegründete Gesellschaft zudem auszeichnet, sind ihre weltweit anerkannten Forschungen, Aus- und Weiterbildungsangebote, Archive und Sammlungen.
2. Preis: MERIAN GÄRTEN (SCHWEIZ)
Die Merian Gärten in Basel bieten u.a. ein Rhododendrontal, Englischen Garten, Trockenwiesen, Nutzgärten mit seltenem Gemüse und die europaweit grösste Irissammlung. Diese Vielfalt wird für innovative Schul- und Bildungsangebote, soziale und gemeinnützige Projekte genutzt.
2. Preis: GÄRTEN DER WELT (DEUTSCHLAND)
In den Gärten der Welt lässt sich Gartenkunst verschiedener Epochen und Regionen eindrucksvoll erleben. Jahrtausendealte Traditionen treffen hier in Berlin auf zeitgenössische Landschaftskunst aus fünf Kontinenten. Ein kleiner Spaziergang wird so en-passant zu einer grossen Bildungsreise.
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