Zürich-Reckenholz, 11.03.2019 - Heute gibt es im Talgebiet deutlich mehr ökologisch hochwertige, artenreiche Wiesen als noch vor fünfzehn Jahren. Erste Auswertungen von Monitoringdaten zeigen aber, dass auf vielen Ökoflächen immer noch keine artenreiche Blumenwiese wächst. Die Biodiversität lässt sich gemäss Agroscope-Fachleuten gezielter fördern, wenn die Standortvoraussetzungen besser berücksichtigt werden und die Bewirtschaftung darauf ausgerichtet wird.
Der Bund hat Ziele festgelegt, um den Erhalt der Arten- und Lebensraumvielfalt in der Agrarlandschaft zu garantieren (Umweltziele Landwirtschaft, UZL). Agroscope-Forschende haben im Rahmen des Monitoring-Programms «ALL-EMA» (siehe unten) eine Bestandesaufnahme durchgeführt.
Diese zeigt folgendes Bild: Auf den untersuchten Wiesen, auf denen Massnahmen zur Förderung der Biodiversität angewendet werden, wachsen mehr Pflanzenarten, die durch die Landwirtschaft gefördert werden sollen (UZL-Arten), als auf Flächen ohne Förderung. Der Anteil an qualitativ guten, artenreichen Wiesen hat zudem im Vergleich zu einer ähnlichen Evaluation vor fünfzehn Jahren sowohl in der Tal- als auch in der Hügelzone um etwa ein Drittel zugenommen. Eine für artenreiche Magerwiesen typische Flora kommt aber lediglich auf rund 10% der Flächen vor, artenreiche Fettwiesen finden sich auf rund 30% der untersuchten Flächen.
Im Talgebiet und den tiefer gelegenen Bergregionen sind diese Anteile deutlich geringer als in den oberen Bergregionen, wo sogar auf rund 40% der nicht speziell geförderten Flächen artenreiche Mager- oder Fettwiesen vorkommen.
Weshalb entsprechen nur so wenige Wiesen den Zielvorstellungen?
Es ist nun keinesfalls so, dass sich die Landwirte nicht an die geltenden Vorschriften halten würden. Eine artenreiche Magerwiese gedeiht aber nicht an allen Standorten. Es reicht nicht, nur auf Düngung zu verzichten und spät im Jahr zu mähen. Der Boden muss bereits nährstoffarm sein. Zudem müssen Samen von Pflanzenarten der Magerwiese in der Umgebung vorhanden sein.
Um die Frage zu beantworten, welcher Typ artenreiche Wiese auf einer bestimmten Fläche erhalten oder angestrebt werden kann, sind die Standortgegebenheiten entscheidend. Diese müssen zur angestrebten Zielvegetation passen. Dazu bedarf es ökologischen und agronomischen Fachwissens, respektive einer fachkundigen Beratung vor Ort. In der zukünftigen Ausgestaltung der Fördermassnahmen müsste dieser Aspekt stärker berücksichtigt werden.
Die Empfehlung
Für die erfolgreiche Erhaltung oder den Aufbau ökologisch hochwertiger, artenreicher Wiesen braucht es:
- eine Zielformulierung, welche die Standortgegebenheiten, die vorhandenen Pflanzenarten und ihr Entwicklungspotenzial am Standort berücksichtigt,
- eine darauf abgestimmte Bewirtschaftung und
- gezielt eingesetztes ökologisches und agronomisches Fachwissen, unter Umständen durch eine fachkundige Beratung.
Das Monitoring-Programm ALL-EMA
Im Monitoring-Programm «Arten und Lebensräume Landwirtschaft − Espèces et milieux agricoles» (ALL-EMA) messen Agroscope-Fachleute im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) und des Bundesamtes für Umwelt (BAFU), wie sich die Biodiversität im Agrarland entwickelt und ob die «Umweltziele Landwirtschaft» im Bereich Biodiversität erreicht werden. Dies geschieht durch Erhebungen auf 170 landwirtschaftlichen Flächen (jeweils Quadrate von einem Quadratkilometer Grösse) in der ganzen Schweiz in einem fünfjährigen Zyklus. Dabei wird auch der Beitrag der Biodiversitätsförderflächen (BFF) aufgezeigt.
Heute liegen Resultate aus 102 Untersuchungsgebieten vor. Agroscope wertet diese zurzeit aus. Die hier präsentierten Resultate sind ein erstes Beispiel für Analysen, die mit ALL-EMA-Daten möglich sind.
Für detaillierte Informationen siehe www.allema.ch.
Bild: Wiese in Sent GR (Gabriela Brändle, Agroscope)
- Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.