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Terrassen neu gestalten - auf was muss man achten?

Die neue Gartensaison liegt vor uns. Prospekte mit Gartenmöbeln und  Pflanzgefässen flattern ins Haus. Wie geht man eine Neugestaltung der Terrasse am besten an, auf was muss man achten? Bernhard Schmid, Geschäftsführer von Bacher Gartencenter AG gibt Auskunft zu den wichtigsten Fragen. 

garten.ch: Welches sind die drei wichtigsten Punkte, wenn man eine Terrasse neugestaltet? Mit was soll man beginnen?

Bernhard Schmid: Sicher wichtig ist die Raumaufteilung, diese sollte stimmen, Verteilung Mobiliar, Gefässe, Pflanzen und freie Flächen. Dann sollte die Terrasse auch von innen nach aussen wirken. Das vergessen die Leute oft. Eine Terrasse kann man nur eine geringe Zeit im Jahr nutzen. Darum macht es Sinn, dass die Terrasse auch von innen nach aussen gut wirkt. Wasserspiele oder beleuchtete Ecken wären attraktive Blickpunkte von innen. Dem entsprechend sollte man die Platzierung der Möbel planen. Diese sollten die Sicht nicht versperren. Es ist nicht schön, wenn man vom Sofa aus die ganze Zeit den Gartentisch anschauen muss. Bei grossen Fensterfronten ist die Anordnung nicht ganz einfach. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verwendung von hochwertigen Materialien gerade bei Pflanzgefässen. Hier setzen die Leute eher auf günstige Materialien. Der Anspruch an die Qualität ist jedoch extrem hoch. Wind, Nässe, Frost und Hitze setzen den Gefässen zu. Es lohnt sich darum hochwertige Produkte zu verwenden. Weniger geeignet sind poröse Materialien, die Wasser aufsaugen. Bei Frost sprengt das gefrorene Wasser Material weg. Das Gefäss sollte in sich eine gewisse Stabilität aufweisen, damit es nicht gesprengt wird, wenn es durchfriert. Diese Voraussetzung ist nicht mit allen Materialien gegeben.

Bild graten.ch: Terra Cotta sehr beliebt, aber nicht immer frostsicher.

garten.ch: Was liegt momentan im Trend in der Terrassengestaltung?

Ich habe das Gefühlt es geht wieder mehr Richtung Natürlichkeit. Wir haben bisher viele formale Gestaltungen realisiert. Es darf nun wieder etwas lebendiger werden. Neue Themen sind Obst, Beeren und grosse Heidelbeeren. Im Zusammenhang mit Urban Gardening wird die ganze Gestaltung lockerer. Es wird wieder mehr gartenmässig. Zum Teil wird das so von Kundinnen und Kunden gewünscht, zum Teil bringen wir das als neue Ideen ein.

Bild garten.ch: Ein paar Töpfe bleiben reserviert für Gemüse, Kräuter und Beeren.

garten.ch: Welche Pflanzen sind am beliebtesten und geeignetsten?

Immer grüne Pflanzen wie, portugiesischer Lorbeer oder Gräser und Lavendel sind sehr beliebt auf Terrassen. Dann kommt dazu das ganze Sortiment des japanischen Ahorns. Bei der Wahl der Pflanze kommt es stark auf die Besonnung an. Sehr heisse Standorte stellen hohe Anforderungen und schränken bei grosser Hitze die Pflanzenauswahl ein. Bei den Kundenwünschen stehen meist pflegeleichte Pflanzen an erster Stelle. Stauden kommen immer mehr, z.B: Echinaceen, Rudbeckien, Lavendel und Montbretien. Der Trend geht im Moment eher zu kleineren Pflanzen. Mittlere Grössen sind aber auch noch gefragt.

Bild garten.ch: Formgehölze und Bonsai sind attraktiv. Sie erfodern allerdings ein wachsames Gärtnerauge in Pflege und Unterhalt.

garten.ch: Welches sind die beliebtesten Materialien?

Bei den Bodenbelägen ist es ganz klar das Feinsteinzeug, Keramikplatten. Das ist ein riesen Thema.  Die Rutschfestigkeit ist bei den speziell für den Aussenbereich produzierten Platten kein Problem. Das Gewicht ist mit 45kg / m2 so gering, dass man sie auch auf bestehende Belägen verlegen kann.
Bei den Pflanzgefässen geht es in der Regel Richtung Metall. Hier ist die Nachfrage hoch. Einbrennlackierte Chromstahl oder Aluminium Gefässe sind sehr verbreitet. Schlussendlich sieht man jedoch keinen Unterschied bezüglich Material. Wichtig ist, dass sich kein Wasser sammelt. Dieses könnte bei Frost das Gefäss dehnen oder gar sprengen. Bei den Möbeln geht die Tendenz Richtung pulverbeschichteter Edelstahl oder Aluminium Konstruktionen. Bei den Tischen sind Keramikoberflächen im Trend. Für die Lounge sind wetterfeste Materialen wie Sunbrellastoffe gefragt.

garten.ch: Welche Fehler sollte man bei der Gestaltung einer Terrasse nicht machen?

Hier gäbe es viele. Wichtig ist, nicht die Aussicht zu verstellen. Bei kleinen Terrassen sollte man nicht zu viel auf die Terrasse stellen. Für grosse Terrassen genügend grosse Elemente auswählen. Wasserspiele, die man im Showroom besichtigt wirken auf den ersten Blick gross. Auf einer grossen Terrasse verlieren sie jedoch ihre Wirkung, wenn sie zu klein gewählt wurden. Geld sparen, indem man auf günstige Materialen setzt, lohnt sich auch nicht. Nach 2 bis 5 Jahren investiert man wieder, weil man die Objekte ersetzen muss. Bei neuen Terrassen sollte man aus Kostengründen nicht auf Zementplatten als Bodenbelag setzen. Diese sehen nach kurzer Zeit wüst aus. Allgemein fehlt das Verständnis für die Pflege der Pflanzen. Diese wird in vielen Fällen an Profis übergeben und nicht durch die Kundschaft selber durchgeführt.

garten.ch: Welche Anforderungen an Pflanzgefässe sind wichtig?

Wichtig ist, dass sie winterhart sind. Das Gefäss sollte oben nicht zusammenlaufen oder oben enger werden. Sonst hat man Schwierigkeiten die Pflanzen zu einem späteren Zeitpunkt zu entfernen oder auszuwechseln. Es werden immer mehr Systeme nachgefragt, die ähnlich wie diejenigen im Innenbereich aufgebaut sind. Diese umfassen in der Regel ein Wasserreservoir.
Was sicher ein wichtiger Punkt ist, ist gute Standfestigkeit. Momentan sind hohe Gefässe im Trend. Hier besteht die Gefahr, dass sie bei Wind umfallen. Wenn zudem hohe Pflanzen eingepflanzt sind, werden sie noch anfälliger auf Böen.

Bild garten.ch: Metallgefässe erfüllen viele Anforderungen bezüglich Qualität und Langlebigkeit.

garten.ch: Welche Bedeutung haben Bewässerungssysteme?

Automatische Bewässerung ist heute Standard. In der Regel werden Micro Drip Systeme verwendet. Gardena und andere Zulieferer bieten unterschiedliche Düsentypen, Leitungen und Bewässerungsautomaten. Diese sind Fluch und Segen zugleich. Eigentlich ist eine Bewässerungsanlage lediglich eine Giesshilfe. Man kann sie nicht im März einstellen, dann vergessen und im Oktober wieder abstellen. Es braucht zwischendurch jeweils schnell eine Kontrolle, wie der Zustand der Pflanzen ist. Das vergessen die Leute oft. Manchmal ist diese Haltung heikel, wenn es Pflanzenschäden gibt. Die Leute sind dann enttäuscht und denken, jetzt habe ich trotz automatischer Bewässerung einen Schaden.

Treten Schäden in Folge mangelhafter Pflege auf, werden wir manchmal mit Schadenersatzforderungen konfrontiert. In der Regel wird jedoch klar kommuniziert und schriftlich festgehalten, dass die Verantwortung für die Obhut der Pflanzen bei den Kundinnen und Kunden liegt. Es kann manchmal auch mechanische Einwirkungen geben. Ein Vogel reisst beispielsweise eine Leitung oder Düse raus. Dafür können wir keine Verantwortung übernehmen. Viele Leute sind Automatisierung von anderen Bereichen gewöhnt und verbinden damit auch die Pflanzen. Man vergisst jedoch, dass Pflanzen Lebewesen sind. Es ist nicht irgendein Gegenstand, den man linear pflegen kann. Es braucht auch ein Auge für Pilz- und Schädlingsbefall. Das ist das Dilemma der Automatisierung. Die Leute kontaktieren uns zunehmend per Mail und senden Fotos. Bei grösseren Fällen gehen wir schnell vorbei.
Bei der Fertigstellung der Terrasse und der Übergabe erklären wir den Leuten, wie alles funktioniert. Die meisten Leute wollen aber nichts damit zu tun haben und geben den Pflegeauftrag weiter.

garten.ch: Wie realisiert man am besten einen Sonnenschutz?

Eine Variante ist ein fester Sonnenschutz mit Sonnenstoren am Gebäude. Eine andere Variante sind Grossschirme. Diese werden immer mehr nachgefragt. Mit einem Rollsockel ist man mobil und kann den Schirm dort platzieren wo man den Schatten benötigt.

Bild garten.ch: Klassische wetterfeste Gartenmöbel.

garten.ch: Welche Zukunft sehen Sie für Kräuter, Gemüse, Beeren und Obst auf Terrassen?

Das ist ein Riesenthema bei der aktuellen Terrassengestaltung. Die Leute wollen meistens eine Mischbepflanzung. Ein paar Gefässe bleiben frei für die Pflanzung von Kräutern und Gemüse. Familien mit Kindern sind oft an der Thematik Urban Gardening interessiert. Säen, Pflanzen und Ernten ist für Kinder ein besonderes Erlebnis. Beeren und Obst werden zunehmend nachgefragt. Dem kommt entgegen, dass kompakte dauertragende Zuchtformen von Erdbeeren, Himbeeren und grossen Heidelbeeren auf den Markt gelangen.
Bei den Citrusbäumen kommen viele neue Früchte tragende Sorten auf den Markt. Oftmals ist aber ein fehlendes Winterquartier ein Hinderungsgrund solche Pflanzen anzuschaffen.

Bild garten.ch: Es braucht wenig Fläche um Volumen, um ein paar Hauswurze anzusiedeln.

garten.ch:  Was muss man klären, bevor man an die Neugestaltung einer Terrasse geht?

Grundsätzliche sollte man zuerst die Wünsche klären. Der Kunde sollte sich bewusst sein, was er genau will: Z.B. Sichtschutz oder Wohlfühloase. Hilfreich ist auch, wenn bereits ein grobes Budget vorliegt. Die Möglichkeiten sind extrem vielseitig. Dem entsprechend variiert auch der Preisrahmen. Die Leute können sich oft nicht vorstellen in welcher Preislage sie sich mit ihren Wünschen bewegen. Überraschungen gibt es jeweils in beide Richtungen, günstiger oder teurerer. Wenn viele Pflanzen und Gefässe zum Einsatz gelangen, bewegt man sich rasch in Kategorien von 20’000 bis 30'000 CHF.

Ein weiterer Punkt, den man vorab klären sollte, ist die Belastbarkeit der Terrassen. Diese liegt in der Regel bei 200 bis 300kg/m2. Die Verkäufer oder Bauherren der Liegenschaft müssten hier Auskunft geben können. In der letzten Zeit sind wir zunehmend mit Stockwerkeigentümern konfrontiert. Der Eigentümer einer Terrasse ist nicht ganz frei und muss die Gestaltung mit den Mitbesitzern anschauen, wenn es um mehr geht als nur die Farbe der Bodenplatte. 

Für die Installation des Bewässerungssystems braucht es einen Aussenwasserhahn. Sollte die Bewässerung nicht abschalten, darf das keine Probleme geben, da die Dachterrassen entwässert sein müssen. In der Regel ist zwischen Dach und Terrassenbelag eine durch lässige Kiesschicht, so dass das Wasser ungehindert abläuft. Kommt es trotzdem zu Problemen, so ist meistens die Dachhaut darunter mangelhaft.

Direktes Auspflanzen von Pflanzen auf das Dach wird nicht empfohlen. Gefässe wären zu bevorzugen. Für die direkte Auspflanzung eignen sich allenfalls Sukkulenten und Sedum. Bei allem anderen sollte man sehr vorsichtig sein. Gegen den Wurzeldruck eignen sich Kautschuk- oder Wurzelschutzfolie. Allerdings folgen die Wurzeln jeweils dem Wasserlauf und gelangen so ins Entwässerungssystem. Wenn man grössere Flächen bepflanzen will, sind Grossgefässe, die beetähnlich sind sinnvoller. 

Bernhard Schmid ist Geschäftsführer
 

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