2017 sind in der Schweiz deutlich mehr Bienenvergiftungen durch Pflanzenschutzmittel aufgetreten als in den letzten Jahren. Imkerinnen und Imker sind besorgt - der Dachverband apisuisse ruft zum Handeln auf.
Erschüttert und ratlos stehen Imkerinnen und Imker vor ihren Bienenstöcken, wenn sie mit einem Vergiftungsfall konfrontiert sind. Ein klares Anzeichen dafür sind tausende verendete oder auf dem Rücken zappelnde Bienen vor den Fluglöchern. Das Bild gleicht einem Inferno. Kompetente Anlaufstelle ist der Bienengesundheitsdienst (BGD), das Beratungs- und Kompetenzzentrum von apisuisse für Imker. «In diesem Jahr wurden bereits über 20 Verdachtsfälle gemeldet, in 13 Fällen wurden auf Grund der Laboranalysen Vergiftungen durch Pflanzenschutzmittel nachgewiesen», zeigt sich Anja Ebener, Leiterin des BGD, besorgt: «Das sind weit mehr Fälle als in den letzten Jahren.»
Aus Sicht der Imkerinnen und Imker ist diese Zunahme von akuten Bienenvergiftungen erschreckend und zeigt auf, dass bezüglich Pestiziden und Bienen dringender Handlungsbedarf besteht. «Bienen müssen besser vor Pestiziden geschützt werden», gibt Mathias Götti Limacher zu bedenken. Er ist Zentralpräsident des Vereins deutschschweizerischer und rätoromanischer Bienenfreunde (VDRB) und Vizepräsident von apisuisse. Für ihn ist klar: «Jeder Vergiftungsfall ist einer zu viel. Zudem müssen wir leider von einer beträchtlichen Dunkelziffer ausgehen. Viele Vergiftungen werden entweder nicht gemeldet oder nicht erkannt, beispielsweise weil nicht alle zu einem Massensterben führen (oft schleichender Verlauf).»
Auch Wildbienen betroffen
Bienenvergiftungen werden vorwiegend bei Honigbienen entdeckt. Sie bilden grosse Völker, vor deren Fluglöchern die vielen toten Individuen auffallen. Bei Wildbienen, welche meist einzeln (Solitärbienen) oder nur in kleinen Staaten leben (Hummeln), fallen Vergiftungen niemandem auf. Es muss aber davon ausgegangen werden, dass in einem Gebiet, in welchem Honigbienen an Vergiftungen gestorben sind, auch Wildbienen betroffen sind.
Politik und Behörden zum Handeln aufgefordert
apisuisse fordert, dass die Situation ernst genommen und die Problematik angegangen wird. Es steht in Aussicht, dass der Bundesrat in diesem Herbst einen «Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz-mittel» verabschieden wird. Dessen Ziel ist die Risikominimierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes. Es bleibt zu hoffen, dass darin auch griffige Massnahmen zum Schutz der Bienen vorgesehen sind und diese von den Behörden dann auch wirkungsvoll umgesetzt werden. Gesunde Wild- und Honigbienen sind von grossem öffentlichem Interesse. Sie tragen durch ihre Bestäubung wesentlich zur Wertschöpfung bei und sind zudem ein zentraler, unerlässlicher Teil der Biodiversität.
Für die Gärtnerinnen und Gärtner eröffnen sich verschiedene Optionen, um dem Bienensterben vorzubeugen. Ein wichtiger Schritt ist sicher die Reduktion der Insektizide und der Einsatz Bienen verträglicher Spritzmittel. Ein anderes grosses Potenzial liegt in der Bepflanzung von Grünflächen. Mehr Bienenfutterpflanzen in Stauden- und Gehölzrabatten, mehr Wildstauden und einheimische Sträucher und mehr naturnahe Gärten könnten das Problem entschärfen.
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