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Statt Baubrache ein Interkultureller Garten

Seit April 2009 gärtnern 20 Bewohnerinnen und Bewohner aus 11 Nationen gemeinsam im Norden der Stadt Zürich auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei. Leider nur als Zwischennutzung bis das Gelände im Herbst 2010 dem Bau einer städtischen Seniorensiedlung weichen muss.
 

Hat da jemand von Baubrache gesprochen? Die Sonnenblumen stehen beinahe 4 Meter hoch, die Tomatenstauden sind prall mit Früchten behangen.
Jeder Partie steht eine Fläche von 25 Quadratmetern zur Verfügung, die jetzt, im Spätsommer dicht bewachsen ist. Auf den meisten Beeten wächst Gemüse, gelegentlich farblich aufgelockert durch blühende Kräuter oder Sommerblumen.

SonnenblumeKulturelle Unterschiede sind an der Wahl der Gemüse und Kräuter erkennbar. Die Beete mit den vielen Paprika-Stauden gehören einer Familie aus dem Kosovo 
Frau Ngoc Ma Ly pflegt an diesem sonnigen Nachmittag ihr Beet, in dem Speisechrysanthemen in verschiedenen Stadien wachsen. Sie sind unerlässlich in ihrer Küche, ebenso wie das broccoliartige Gemüse, das die Chinesin aus Vietnam gerne kocht. Sie lebt schon seit zwanzig Jahren in der Schweiz, ihre Kinder sind mittlerweile erwachsen, aber die Küche ist ihr immer noch eine wichtige Verbindung zur Heimat.

Gartenfreuden auf Zeit
"Innert weniger Wochen ist auf dieser Baubrache ein blühender Ort voller Leben entstanden", freut sich Wanda Keller, Initiantin des Projekts und Gartenbauingenieurin.

Initiantinnen Seebrache

Wanda Keller, Initiantin des Interkulturellen Gartens mit Ngoc Ma Ly, einer begeisterten Gärtnerin auf der Seebrache.

Sie trat im vergangenen Jahr mit der Idee eines Interkulturellen Gartens, die sie schon seit ein paar Jahren mit sich herumgetragen hatte, an Grün Stadt Zürich heran und stiess auf offene Ohren. Ruedi Winkler, Projektleiter Naturförderung begeisterte sich sogleich für die Idee und setzte die nötigen Hebel in Bewegung.
TomatenDas stadteigene Land in Seebach bot sich geradezu an für eine vorübergehende Nutzung bis zum Baubeginn der Alterssiedlung im Herbst 2010. Das Gelände musste erst einmal vom Bauschutt und Abfall der Gärtnerei befreit werden.
Auf einen Flugblatt-Aufruf im Quartier, in dem Leute gesucht waren, die sich für ein interkulturelles Gartenprojekt interessieren, meldete sich eine bunt gemischte Gruppe junger Familien mit Kindern, Einzelpersonen, Studierender oder Freunde, die gemeinsam gärtnern wollten. Sämtliche Interessierten konnten berücksichtigt werden. Inzwischen besteht sogar eine Warteliste mit Leuten, die hoffen, dass der eine oder die andere seine Beete vorzeitig aufgibt. Die Chancen sind klein, denn das Gärtnern auf der Seebrache ist beliebt und der Gemeinschaftsgarten zeitlich beschränkt. Voraussichtlich im Ende August 2010 müssen die Beete geräumt werden.

Interkultureller Garten – wie weiter?
Nach der Räumung der Seebrache soll die Idee weiter verfolgt werden. Ruedi Winkler von Grün Stadt Zürich hält die Augen offen für einen Ort, an dem ein weiteres temporäres Gartenprojekt aufgebaut werden kann. Warum nur temporär? "Es ist beinahe unmöglich, in der Stadt ein geeignetes Stück Land zu finden, das zeitlich unbegrenzt freisteht. Welcher Grundstückbesitzer wäre dazu schon bereit?

Der temporäre Charakter eines Gemeinschaftsgartens hat auch seine guten Seiten. Die Leute können das Gärtnern vorerst einmal ausprobieren und sich dann später bei einem Familiengarten-Verein für eine Parzelle bewerben.

Interkulturelle Gärten als Integrationsprojekte sind in vielen Ländern entstanden. So verfügt Deutschland über ein dichtes Netz an Gärten, die bei der Stiftung Stiftung für Interkultur in Göttingen Unterstützung und Wissen bekommen. Hier erfahren Initiantinnen alles, was nötig ist, um ein eigenes Projekt zu lancieren.

Mehr über die Seebrache
www.seebrache.ch

Stiftung Intekulturelle Gärten:
www.stiftung-interkultur.de

 

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