Mitte Mai beginnen die ersten Türkischen Mohne zu blühen. Die letzten beenden ihre Blütezeit Ende Juni. Eine kurze, aber intensive Blütezeit, ein Leuchtfeuer, das den Sommer ankündet. Die Sortenvielfalt umfasst die Farbpalette von weiss, lachs, rosa, pink, rot, orange, burgunder und zweifarbigen Sorten.
Bild: Papaver orientale 'Polka' (E.Jacob)
Beim Türkischen Mohn scheiden sich häufig die Geister: Die leuchtenden Rottöne sind nicht jedermanns Sache. In Bauerngärten sieht man häufig die orangeroten Sorten wie ‚Allegro’, ‚Ali Baba’ oder ‚Türkenlouis’. Die dunkleren Rottöne wie sie ‚Schöner von Laufen’ oder ‚Beauty of Livermere’ zeigen, gehören ebenfalls zu den Klassikern. Diese kräftigen Farben schreien nach Aufmerksamkeit und drängen dezentere Blüten in den Hintergrund.
Bild: 'Marlene' ist in diesem Jahr (2010) eine beliebte Sorte in der Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin. (E.Jacob)
Gärtnereikundinnen beklagen mitunter die kurze Blütezeit der Türkischen Mohne. Es ist sicherlich eine kurze Blütezeit, aber würde man es ertragen, wenn über Monate hinweg kräftig blühende Türkische Mohne die Gärten farblich beherrschen würden? Das schöne an einer kurzen Blütezeit ist die lange Vorfreude auf die nächste Blütezeit. Das intensive, kräftige Rot von ‚Schöner von Laufen’ und die bei Regen besonders düstere Pflaumenfarbe von ‚Patty’s Plum’ bleiben mir jeweils über die Blütezeit hinaus in der Erinnerung hängen.
Züchtung in der Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin
Die intensive Züchtungsarbeit, wurde vor allem in der Gärtnerei Gräfin von Zeppelin in Sulzburg-Laufen (D) in den 60er Jahren voran getrieben. Der damalige Staudenmeister, Isbert Preussler begann auf Anregung von Helene von Stein, Inhaberin der Gärtnerei, Türkische Mohne zu kreuzen. Die Bestäubungsarbeit wurde jeweils frühmorgens gemacht, bevor die Bienen die Mohnblüten besuchten. Über die Art und Weise der Züchtungen wurde kein Buch geführt. Dazu habe er keine Zeit gehabt, erzählt isbert Preussler, der heute über 80 Jahre alt ist, an einem Vortrag in Sulzburg (D).
Bild: Mohnzüchter Isbert Preissler bei einem Vortrag in Sulzburg (D).
Aus dieser Kreuzungsarbeit ist eine reichhaltige Farbpalette von Türkischen Mohn-Sorten entstanden. Von weiss über zartrosa zu lachs bis hin zu aubergine und burgunder sind viele Zwischentöne erhältlich, die sich in farblich zurückhaltendere Beetkompositionen harmonisch einfügen. Bei den mauve- und burgunderfarbenen Sorten bleicht häufig die Sonne den Farbton der Blütenfarbe etwas aus. Das mögen die einen als störend empfinden, während andere die unterschiedlichen Farbtöne an einer Pflanze als spannend wahrnehmen (Sorten ‚Patty’s Plum’, ‚Marlene’).
Wer lieber zurückhaltende Farbtöne wählt, findet in ‚Ballkleid’ (schöne Blütenform, zartes Lachsrosa, im Bild rechts), ‚Helen Elisabeth’ (lachsrosa ohne Auge), ‚Karine’ (helles rosa) und ‚Juliane’ (weiss ohne Auge) geeignete Sorten. Die Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin bietet heute noch ein Sortiment von 40 Sorten Türkischer Mohne an (www.graefin-von-zeppelin.de) Sie werden vegetativ über Wurzelschnittlinge vermehrt. Leider sind die grossen Mohnfelder oberhalb der Gärtnerei abgeräumt worden, da Wühlmäuse den Pflanzen grossen Schaden zugefügt haben.
Bild: Die 'Graue Wittwe' trägt einen gräulichen Farbschleier über der Blütenmitte.
Heute werden in vielen Staudengärtnereien generativ (Samen) vermehrte Sorten angeboten (z.B. Sorten ‚Allegro’, ‚Coral Reef’, ‚Burning Heart’, ‚Pizzicato’, letzere eine Farbmischung). In der Schweiz ist in der Staudengärtnerei www.hospenthal-kaegi.ch ein schönes Sortiment an vegetativ vermehrten Sorten erhältlich.
Mohn-Sammlung nach England
Die grösste Sortensammlung Türkischer Mohne ist heutzutage in England zu finden. Sämtliche Sorten, die in der Gärtnerei von Zeppelin gezüchtet wurden, kaufte Sandy Worth vor ein paar Jahren auf. Sie betreibt in Alresford (GB) eine Gärtnerei, in der die National Collection of Papaver orientale untergebracht ist. Hier wird aber nicht nur bewahrt, sondern auch gezüchtet: Jedes Jahr werden neue Sorten auf den Markt gebracht. Beispielsweise ‚Raspberry Ruffles’ (Brombeere mit etwas grau), ‚Lauren’s Lilac’ verspricht tolle Blüten (ähnlich ‚Patty’s Plum’), ‚Fiesta’, gewellte Blütenblätter in rosarot. Daneben sind auch neue Sorten von anderen Züchterinnen und Züchtern erhätlich.
Seit dem Jahr 2000 wird die Mohn-Sammlung ständig erweitert und heute umfasst sie 150 Sorten. Alljährlich treffen sich im Mai/Juni Mohnfreundinnen in den Schaugärten der Water Meadow Nursery in Hampshire, um das einmalige Schauspiel der Mohnblüte zu geniessen. Viele der Sorten können übers Internet bestellt werden und werden auch ins Ausland versandt. www.plantaholic.co.uk
Bild re: 'Catherine'
Jahrbuch Papveraceae (Mohngewächse)
Ganz im Zeichen der Mohngewächse steht das Jahrbuch 2010 der Gesellschaft Schweizer Staudenfreunde (GSS). Der Türkische Mohn stellt dabei nur ein kleiner Bestandteil der grossen Familie dar. Das Jahrbuch umfasst zahlreiche Beiträge wie ein botanischer Überblick, ein ausführlicher Sortenspiegel, eine Kulturgeschichte des Schlafmohns und über den Anbau und die Nutzung des Speisemohns sowie ein kleiner Streifzug in die Kunstgeschichte und weitere Beiträge. Die gärtnerische Verwendung wünschte man sich etwas ausführlicher. Ein sehr empfehlenswerter Leseband mit vielen (kleinen) Bildern. Erhältlich ist das Jahrbuch Papaveraceae/Mohngewächse beim sekretariat@staudenfreunde.ch Preis: Fr. 30/ Euro 20. www.staudenfreunde.ch
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