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Dahlien: Gartenblumen mit Tradition

Die Gärtnerei Waldhaus im Emmental/BE ist einer der wenigen Betriebe, die sich auf Dahlien spezialisiert hat. Zurzeit – und bis zum ersten Frost – ist die Dahlienschau mit 16'000 blühenden Pflanzen zu bewundern. Ein Blick auf die Sortenvielfalt und Pflegetipps vom Fachmann.
Bild: Nachbars Kühe sind nicht sehr an Dahlien interessiert./E.Jacob

Für manche Gartenliebhaberinnen und –liebhaber sind Dahlien altmodische Blumen. Sind sie das wirklich, Bernhard Brändli? „Nein, das kann man nicht sagen. Es sind jedes Jahr wieder andere Formen und Farben gefragt. Heuer sind typische Herbstfarben in warmen Tönen gefragt. Wir haben eine grosse Nachfrage bei Schnitt-Dahlien und Garten-Dahlien. “

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Bernard Brändli beim Sichten der Dahliensorten.

In der Gärtnerei Waldhaus kultiviert Bernhard Brändli zusammen mit seiner Partnerin Karin Mäder, seinen Eltern und einigen Saisonangestellten ein Sortiment von über 200 Dahliensorten. Ab Ende August bis zum Frost sind diese Sorten in der Dahlienschau in voller Blüte zu bewundern. An die 16'000 Dahlien wachsen an leichter Hanglage mit Blick über das weite Tal der Emme im Weiler Waldhaus bei Lützelflüh.

Die Dahlienschau ist (beinahe) einzigartig: Während noch in den 70er Jahren zahlreiche Gärtnereien im Herbst viel Publikum in ihre Betriebe lockten, sind es heute in der Schweiz nur noch zwei Betriebe, die grosse Dahlienschauen zeigen (Wieland, Tamins).
 
 
Seit 84 Jahren und in vierter Generation kultiviert die Familie Brändli-Bärtschi im Emmental Dahlien. Begonnen hat die Dahlienliebe mit Hans Bärtschi, der Anfangs des 20. Jahrhunderts Gartenarchitekt und nicht Bauer wurde wie üblich in der Familie. Auf einer Studienreise in Dresden entdeckte er die farbenfrohen Herbstblüher. Er brachte Knollen mit ins Emmental, vermehrte sie und zeigte in einer ersten Dahlienschau 1923 blühende Pflanzen. Die Vielfalt wuchs mit den Jahren, vor allem nach der Geschäftsübernahme von Elisabeth Bärtschi, die mit ihrem Mann Otto Brändli der Dahliengärtnerei zu einem Aufschwung in den 60er Jahren verhalf.
 
Beliebte Bauerngartenpflanzen
 
Aus den Bauerngärten (vor allem im Emmental) sind Dahlien als herbstliche Dauerblüher nicht wegzudenken. In den meisten Gärten stehen gleich mehrere Dahliensorten, die mit ihren leuchtenden Blüten Farbe in die Gärten bringen. Ob die lokale Verbreitung auf die Tätigkeit der Gärtnerei Waldhaus zurück zu führen ist, kann nur vermutet werden. Im Weiler Waldhaus ist auffällig, wie viele (Bauern-)Gärten ausserordentlich gepflegt und reich bepflanzt sind. Gartenkultur wird hier noch gelebt (Bild unten).
 
 
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'Nuit d'été' für Liebhaberinnen dunkler Blüten.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
In vielen Hausgärten sind Dahlien selten geworden. Dabei passen viele Sorten auch in eine moderne Gartengestaltung und sind vor allem auch sehr pflegeleicht. Die Kombination mit Ziergräsern nimmt manchen Dahlien ihre Behäbigkeit und ergibt gute Kombinationen. Damit die Beete nicht bis zum Sommer unbepflanzt wirken, sind ergänzend Zwiebelpflanzen (Frühjahr) und frühblühende Stauden denkbar (Storchschnabel, Doldenblütler u.a.).
 
 
 
Bild re: 'Alloway Candy' eine Rarität.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Neue Sorten sorgfältig auswählen
 
Jedes Jahr kommen in der Gärtnerei Waldhaus einige Neuheiten dazu, denn die Züchtung entwickelt stets neue Sorten. Nur ein Teil davon wird ins Sortiment aufgenommen und das auch nur, wenn die Blütenfarbe und –form noch fehlt.
Etwas Besonderes ist beispielsweise die einzige Sorte aus Neuseeland, die zartrosafarbene ‚Alloway Candy’. Ihre Farbe ist dezent und zart; von der Form her dürfte sie zu den Semi-Kaktus-Dahlien gehören. Insgesamt wirkt die Pflanze harmonisch: die Höhe der Pflanze stimmt gut mit der Blütengrösse überein.
Auffällig sind die dunklellaubigen Sorten, die in den letzten Jahren vermehrt auf Interesse gestossen sind. Die Bishop-Serie mit ihren einfachen oder doppelten Blüten sind eigentlich alte Sorten, die wieder neu entdeckt wurden. „Diese dunkellaubigen Sorten müssen besonders sorgfältig ausgeschnitten werden, damit sie eine gute Blüte zeigen. Es sind eigentliche Liebhaber-Sorten“, erklärt Bernard Brändli.
 
 
 
Bild li: Dunkellaubige Sorten der Bishop-Serie.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Auf die eigene Züchtung, die Sorte ‚Gruss aus Waldhaus’ (Bild unten) ist Bernard Brändli stolz. Die Blüte hat etwas Fröhliches und ist sehr ansprechend mit ihrer Halskrausen-Form. Bei dieser einen Züchtung soll es vorerst aber bleiben: „Die Züchtungsarbeit ist sehr aufwändig. Das liegt zeitlich fast nicht drin.“
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Alte Sorten in der Sichtung
 
Auf einem separaten Beet wachsen Dahlien, die nach einem Aufruf von Pro Specie Rara (PSR) von Hobbygärtnerinnen und -gärtnern eingesandt wurden. Diese alten Sorten, die seit mindestens 30 Jahren in Schweizer Gärten wachsen, werden genau beobachtet und identifiziert. Manche erkennt Bernard Brändli auf Anhieb: „Die grosse, zitronengelbe ist ‚Goliath’, die dunkle muss ‚Arabian Night’ sein. Bei anderen muss ich genauer schauen und in der Literatur nachschlagen.“ Manch eine weckt das Interesse von Brändli, weil die Blütenfarbe eher selten sind. So beispielsweise eine rosafarbene mit einer schönen Wuchsform (siehe Bild unten).
 
 
 
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Eine vielversprechende Sorte, die über die Pro Specie Rara eingegangen ist.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Mehr als Dahlien
 
Die Gärtnerei Waldhaus ist im Herbst (bis zum Frost) eine Dahlien-Gärtnerei, in deren Mittelpunkt die grosse Dahlienschau mit einem Beizenbetrieb steht. Die Pflanzen können nicht sofort an Ort und Stelle gekauft werden, aber Knollen können nun bestellt werden. Die Vermehrung findet im Winter statt; im Frühjahr werden die Knollen per Post versandt.
 
 
 
 
Bild: Selbstgemachte Sirups und Konfitüren aus Kräutern - auch aus Dahlien! -  werden im Laden der Gärtnerei angeboten.
 
 
 
 
 
 
 
 
Im Frühjahr/Sommer bietet die Gärtnerei ein grosses Kräuter- und Balkonpflanzen-Sortiment von selber vermehrten Spezialitäten an. Auf verschiedenen regionalen Märkten ist die Gärtnerei mit ihren Kräutern und Heilpflanzen vertreten. In der Gärtnerei werden auch Kurse über die Anwendung von Kräutern und das Räuchern angeboten. Ein Beizenbetrieb bietet den individuellen Besucherinnen und den Gruppenreisenden eine Auswahl an (regionalen) Spezialitäten an.
 
Die Dahlienschau ist vom 28. August 2011 bis zum ersten Frost täglich von 9-18 Uhr geöffnet (auch Sa, So).
Gärtnerei Waldhaus
Waldhaus 31
CH-3432 Lützelflüh-Goldbach
Tel. (+41) 034 461 58 70
 
Eine genaue Wegbeschreibung finden Sie auf der Website:
 
Und hier gehts zu unserer Dahlien-Umfrage.
 
 
Bild re: Gemulcht werden die Dahlien mit Baumwoll-Reste aus einer Spinnerei. Der Mulch verrottet gut, lässt kein Unkraut aufkommen und entzieht den Pflanzen keine Nährstoffe.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dahlien-Tipps von Bernard Brändli
 
-      Grosse Knollen = reiche Blüte? „‚Je grösser die Knolle, desto üppiger die Blüte’, dieses Vorurteil kursiert bei vielen Gärtnerinnen und Gärtnern. Grosse Knollen produzieren lediglich viel Blattwerk, aber kaum Blüten. Deshalb ist es sinnvoll, ab einer gewissen Grösse die Knollen zu teilen. Mit drei Augen (Knospen an der Knolle) blühen die Dahlien wieder üppig.“
-      Düngen und wässern? „Es genügt, den Dahlien etwas Kompost zu geben im Frühjahr. Wir düngen unser Dahlienfeld, auf dem wir seit mehr als 80 Jahren Dahlien pflanzen alle vier Jahre mit Mist und bringen jedes Jahr etwas Kompost auf dem Feld aus. Eine starke Düngung fördert vor allem das Wachstum der Blätter. Von mineralischen Düngern rate ich ab. Gleiches mit dem Wässern: Dahlien müssen nie gegossen werden. Kartoffeln würden Sie ja auch nicht giessen, oder?“
-      Pflanzen der Knollen: „Pflanzen Sie die Knollen erst im Mai und schützen Sie die Austriebe vor Schnecken. Zu frühes Pflanzen macht keinen Sinn, denn heftige Sommer-Gewitterregen können hoch gewachsene Pflanzen erschlagen. Ausserdem: Wenn die Dahlien bereits im Sommer blühen, dann ist keine Blüte mehr im Herbst zu erwarten. Die Lebenszeit der Dahlien ist zeitlich beschränkt wie bei anderen Pflanzen auch.“
-      Einwintern der Knollen: „Nach dem ersten Frost werden die Knollen ausgegraben und der Stängel abgeschnitten. Die Knollen werden von der Erde gesäubert und ein paar Stunden an der Sonne getrocknet. Anschliessend werden sie in einem frostfreien Keller, weder zu trocken noch zu feucht, gelagert. Wenn nötig, können sie in Hobelspänen oder in Sand aufbewahrt werden. Ab und zu kontrollieren.“
 
 
Dahlienklassen - Sortenvielfalt ordnen
 
Tausende von Dahliensorten wurden seit dem 19. Jahrhundert weltweit gezüchtet. Damit ein gewisser Überblick besteht, tragen Züchterinnen und Züchter ihre Sorten im International Register of Dahlia Names ein. Derzeit sind 20'000 Sorten registriert. Jährlich kommen etwa 200 Neuzüchtungen dazu. Doch längst nicht alle Sorten sind in diesem Register eingetragen. Es wird geschätzt, dass seit 1968 45'000 Sorten existieren.
 
Die Sorten wurden eingeteilt in 13 verschiedene Klassen:
-      Einfachblühende Dahlien
-      Anemonenblütige D.
-      Halskrausen-D.
-      Seerosen-D.
-      Dekorative-D.
-      Ball-D.
-      Pompon-D.
-      Kaktus-D.
-      Semi-Kaktus-D.
-      Diverse-D. (z.B. Duplex-D.)
-      Hirschgeweih-D.
-      Einfache Orchideenblütige-D.
-      Gefüllte Orchideenblütige-D.
 
 

Mehr Wissen über Dahlien

Auf der Website der Deutschen Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen-Gesellschaft finden Sie ausgezeichnete Informationen über die Geschichte, Botanik, Kultur, über die Einteilung der Dahlien in Klassen und ein Sortenverzeichnis mit Bildern und Beschrieben. Ausserdem gibt es ein Forum zum Diskutieren, Hinweise über Fachbücher und E-Books und Links zu Gärten und natürlich zu Dahlien-Gärtnereien. Als einziger Fachbetrieb in der Schweiz ist die Gärtnerei Waldhaus in Lützelflüh-Goldbach/BE aufgeführt.
Die altehrwürdige Gartengesellschaft wurde schon 1897 in Berlin-Steglitz von Züchtern und Dahlienfreunden gegründet. Später kamen Liebhaberinnen von Fuchsien und Gladiolen dazu.

www.ddfgg.de

Text und Bild: Elisabeth Jacob

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