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Südafrikas Pflanzenreichtum bereichert europäische Gärten

Wenn die fussballbegeisterte Welt derzeit nach Südafrika blickt, so gibt es ausreichend Gründe für Pflanzenbegeisterte ebenfalls dahin zu blicken. Als Heimat bekannter Zierpflanzen bietet das Land – und ganz besonders die Kapregion – einen riesigen Pflanzenreichtum.

Eine weltweit bekannt und gleichzeitig Nationalblume Südafrikas ist die Protea. Es gibt verschiedene Protea-Arten, die als Sträucher von unterschiedlichen Höhen die Struktur von Fynbos-Flächen gliedern. Fynbos (d.h. feiner Busch) ist die wichtigste Vegetationsform der Kapregion, die einen riesigen Pflanzenreichtum an Einjährigen, Zwiebelpflanzen, Stauden, Restios, Klein- und Grosssträuchern bietet. Je nach Ausrichtung und Bodenbeschaffenheit werden unterschiedliche Pflanzengemeinschaften gebildet. Fynbos kommt in den küstennahen Gebieten von Kapstadt bis Port Elizabeth, aber auch in sukkulenter Ausprägung in der Karoo vor. Fynbos-Flächen sind besonders in Stadt- und Meeresnähe bedroht durch Bautätigkeit, übermässige Buschbrände und invasive Pflanzen aus ähnlichen Klimazonen der Welt. 

Bild li: Protea-Strauch am Swartberg-Pass. (ej)

Regelmässige Buschbrände gehören zu dieser Vegetationsform und gewisse Pflanzen benötigen sie, damit ihre Samen keimen. Abgebrannte Flächen werden nach kurzer Zeit schon mit Einjährigen und Zwiebelpflanzen bewachsen und von Biologen jeweils mit grossem Interesse studiert. Ich hatte mehrfach Gelegenheit abgebrannte, noch rauchende Flächen in Naturschutzgebieten zu besuchen und war fasziniert, von dem was noch lebte und was bereits wieder lebendig war (z.B. Ameisen). Bei drei bis vier Meter hohen Protea-Sträuchern richten Buschbrände keinen bleibenden Schäden an. Sie sehen zwar weitgehend schwarz aus, treiben aber schon bald wieder aus den verkohlten Trieben aus.
Ein Problem stellt sich allerdings bei den Buschbränden, wenn der Anteil invasiver Pflanzen zu gross ist: beim Verbrennen entwickeln diese eine viel grössere Hitze als einheimische Pflanzen. Das führt dazu, dass die Samen einheimischer Pflanzen verbrennen und nicht mehr keimen können. Es gibt also gute Gründe, invasive Pflanzen aus den Fynbos-Flächen zu entfernen, auch wenn dies einer Sysiphos-Arbeit gleichkommt.

Bild re: Brunsvigia orientalis ist eine Zwiebelfpflanze, die nach Buschbränden sehr bald zum Blühen kommt. Die Blüten haben einen beeindruckenden Durchmesser von ca. 40 cm. (ej)

Verwandt mit den Proteas und in der hiesigen Floristik gerne verwendet werden auch die verschiedenen Leucospermum (Pincushion oder Nadelkissen) und die Mimetes. Manche dieser Sträucher blühen fortwährend, so dass während des ganzen Jahres Blüten zu sehen sind, andere eignen sich als haltbare Blattpflanzen. Manche Arten werden in Südafrika kommerziell und für den Schnitt angebaut und damit der Floristik-Handel in Europa und Amerika beliefert.


Bild: Aapanthus praecox ist immergrün und bei uns nicht winterhart. (ej)

Beliebte Schmucklilien

Als Kübelpflanze ist sie hierzulande beliebt,  in Südafrika wird sie gerne grossflächig gepflanzt: die Schmucklilie (Agapanthus sp.). Oft sind die bei uns nicht winterharten, hohen Arten (A. praecox) entlang von Gehwegen- oder Zufahrtsstrassen zu Wohnhäusern zu sehen. Das üppige Grün und die reiche Blüte machen sie zu einer attraktiven Pflanze. Manchmal sind sie auch an halbschattigen bis schattigen Stellen zu sehen, wo sie in den warmen südafrikanischen Sommern (Dezember, Januar) bestens gedeihen.

Der Botanische Garten Kirstenbosch bei Kapstadt verfügt weltweit über eine der grössten Sammlungen von Schmucklilien. Zu entdecken sind die verschiedenen Arten und Selektionen von Agapanthus inapertus, die mit ihren hängenden Einzelblüten etwas Besonderes darstellen. Dunkle, violettblaue Blüten, zartes Himmelblau und Weiss und oft in grosser Zahl gepflanzt, sind sie ein Anziehungspunkt fürs Auge.


Bild li: Agapanthus inapertus subsp. inapertus 'Grasskop'(ej)

 

Hierzulande werden Schmucklilien in Gärtnereien häufig als Agapanthus africanus, bezeichnet, was leider falsch ist. Diese Pflanze eignet sich nicht für die gärtnerische Verwendung; sie wäre auch als Zierpflanze wenig attraktiv. Sie ist eine Pflanze des Fynbos und häufig neben niedrigen Erica-Sorten, Buchu (Sammelbegriff für duftende Kräutersträucher, die in Tees oder als Heilpflanzen verwendet werden) Stauden und Einjährigen zu sehen.

Bei den winterharten Schmucklilien, die hierzulande in Staudengärtnereien erhältlich sind, sogenannte Headburne-Hybriden, handelt es sich um Agapanthus campanulatus-Hybriden. Sie sind zuverlässig winterhart und durch den späten Austrieb auch vor Spätfrösten sicher. In meinem Garten wächst ein kräftiger Horst, der inzwischen reich blüht und den letzten harten Winter wie mehrere davor bestens überstanden hat.


Mandelas Lieblinge

Strelitzien gehören zu Mandelas Lieblingsblumen. Bevor er aus seiner langen Gefangenschaft befreit wurde und bereits Verhandlungen mit Regierungsvertretern führte über die Ablösung des Apartheid-Regimes, fuhr jeweils auf dem Weg vom Gefängnis zu den geheimen Verhandlungen am  Botanischen Garten Kirstenbosch vorbei, so dass er die Blumenpracht – ganz besonders jene der Strelizien – geniessen konnte. Eine gelbblühende Strelitzie wurde nach ihm benannt und ‚Mandela’s Gold’ (siehe Bild re) getauft. Gefragt sind seltene weisse Strelitzien (S. reginae), die in der Natur zwar schon gefunden wurden aber noch nicht auf dem Markt erhältlich sind gebracht zu werden.

 

Bild: Die Fruchtstände der Strelitzien werden vor den gefrässigen Grauhörnchen geschützt im Botanischen Garten Kirstenbosch. Die ursprünglich aus Nordamerika eingeführten Nager entwickeln sich manchenorts zu einer Plage (ej).

Einheimische Pflanzen immer beliebter

In Südafrika werden einheimische Pflanzen vermehrt in Gärten gepflanzt. Die Auswahl ist so gross, dass vielerlei Gestaltungsmöglichkeiten bestehen. Landschaftsarchitekten verwenden für grossflächige Gestaltungen gerne Restios (grasartige Pflanzen des Fynbos) in grosser Zahl, da sie unterhaltsarm sind und einen geringen Wasserverbrauch haben. „Waterwise Gardening“ ist ein wichtiges Argument für die Verwendung einheimischer Pflanzen im Garten. Angepasst an Klima und Böden benötigen sie wenig Wasser und begnügen sich mit dem, was an Niederschlägen fällt.

In den Townships (Locations) kleinerer und grösserer Städte sind kaum Gärten vorhanden, weder private noch öffentliche. Ein Programm des Botanischen Gartens Kirstenbosch fördert die Schaffung von Gemeinschaftsgärten in diesen trostlosen Quartieren. Die Initiative muss von der Bevölkerung selbst kommen. Unterstützt wird sie mit Kursen, Knowhow und (einheimischen) Pflanzen. Nur wenige Quartiere kommen alljährlich in den Genuss dieses Programms und es wäre wünschbar, wenn es mehr wären.

Bild re: Crassula coccinea wächst im Fynbos in der Kapregion. (ej)
 

Weniger beliebt im Herkunftsland

Überraschend war für mich, dass Stauden, die mit Südafrika unmittelbar in Verbindung gebracht werden – wie beispielsweise Crocosmien (Montbretien) und Fackellilien (Kniphofia) – in den Gärten relativ selten gepflanzt werden.
Bild: Fackellilien (Kniphofia sp.) werden in Südafrika von Nektarvögeln (Sunbirds) bestäubt (Wiki Commons).

Kniphofien sieht man in der Natur auf eher frischen Wiesen wachsen und in den Drakensbergen häufiger und in grösserer Artenvielfalt. Viele gärtnerischen Sorten sind durch züchterische Bearbeitung in England entstanden. Ähnliches liesse sich über die Crocosmien sagen: Einzig die gelbe Art (C. aurea) war gelegentlich in Gärtnereien zu finden. Auch hier fand die züchterische Bearbeitung in England statt und manche Gärtnereien verfügen über eine beachtliche Sortenvielfalt. Doch manche Sorten unterscheiden sich kaum merklich voneinander.


Bild: Alle roten, röhrenförmigen Blüten werden von Nektarvögeln bestäubt, hier eine Crocosmia-Blüte. (Wiki Commons)

Bei den Crocosmien gilt es sorgfältig zu wählen.  Gelbblühende Arten sind oft weniger gut winterhart und eher kurzlebig. Crocosmien-Knollen können  sicherheitshalber tief gepflanzt werden (15-20 cm) und sind so vor Winterkälte und -nässe besser geschützt. Sorten wie ‚Lucifer’, ‚Emberglow’ und C. masoniorum (orange, reich blühend), oder die eher problematische Montbretie (C. x crocosmiiflora) wachsen sehr gut. Von letzterer ist eher abzuraten, da sie invasive Tendenzen zeigt und in Grossbritannien bereits grosse Flächen entlang von Strassen bedeckt.

Text und Bild (wenn nicht anders angegeben): Elisabeth Jacob

Auf unserer eigenen Site finden Sie unter der Rubrik Pärke ein Portrait des Botanischen Gartens Kirstenbosch.
 

Empfehlenswerte Literatur über südafrikanische Pflanzen:

- Creative Gardening with Indigenous Plants. A South African Guide von Pitta Joffe, Briza Publications, Pretoria.
Bereits in dritter Auflage erschienenes Paperback über Bäume, Sträucher, Stauden und Einjährige. Jede Art mit Bild gezeigt und ausführlich beschrieben.

- Photographic Guide to the Wildflowers of South Africa von John Manning und Colin Paterson-Jones. Briza Publications, Pretoria.
Geordnet nach Lebensbereichen sind ca. 900 Arten fotografiert und beschrieben.
Das Paperback ist gerade noch rucksacktauglich.

Interessante Links:

www.plantzafrica.com - Infos über Pflanzen Südafrikas von A-Z und weiteren Links zu spezialisierten Sites wie dem Protea Atlas und Orchideen-Sites.

www.silverhillseeds.co.za - Samen südafrikanischer Pflanzen gesammelt von Rod and Rachel, grosses Büchersortiment mit weltweitem Versand.

www.sanbi.org - South African National Biodiversity Institute mit Links zu allen Botanischen Gärten des Landes. Infos über Forschungen des wichtigen Instituts, das im Botanischen Garten Kirstenbosch steht mit Laboratorien, Herbarium und Bibliothek. 

 

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