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8. Europäische Gartenpreis vergeben

Der 8. Europäische Gartenpreis geht an vier Gewinner aus London, Kopenhagen, St. Petersburg und Göteborg. Vier 2. Preise gehen nach Italien, Polen, Frankreich und in die Niederlande

Am Nachmittag des 15. September 2017 fand die achte Verleihung des Europäischen Gartenpreises der Stiftung Schloss Dyck und des Europäischen Gartennetzwerkes EGHN mit rund 100 geladenen Gästen auf der IGA Berlin statt.
 
Insgesamt 44 nominierte Gärten wurden der internationalen Jury vorgestellt. Alan Thornley, Vorsitzender der Jury, erklärt dass „die Nomenklatur der Auszeichnung in diesem Jahr geändert wurde. Sie wird nach wie vor für bereits erzielte besondere Erfolge im laufenden Jahr verliehen, bezieht aber auch noch das Folgejahr mit ein (daher 2017/2018), um Werbemaßnahmen für die kommende Gartensaison zu erleichtern.”
 
Zwei der drei Gewinner in der Kategorie „Historische Gärten” sind beeindruckende Beispiele für die Wiedergeburt zerstörter oder vernachlässigter Gärten. Dank eines enormen Einsatzes wurde ein hoher Standard erreicht und das aktuelle Management stellt eine große Herausforderung dar. Der dritte Gewinner zeigt, das eine umsichtige Restrukturierung eines historischen Parks und die zusätzliche Einbindung moderner Gestaltungselemente faszinierende Ergebnisse erzielen können.
 
Vergleicht man die Preisträger des 1. und der beiden 2. Preise der Kategorie „Zeitgenössische Gärten und Parks” miteinander, so könnten sie kaum unterschiedlicher sein: die Umgestaltung eines riesigen Industriegeländes in Turin, ein Garten rund um die Konzerthalle in Katowice und ein öffentlicher Dachgarten in London. Aber sie alle haben eines gemeinsam: Sie bieten neue Grünflächen, Chancen und Lebensqualität an ungewöhnlichen und unerwarteten Orten.
 
Der diesjährige Sonderpreis der Stiftung Schloss Dyck konzentrierte sich auf Best Practice-Beispiele für Bildungsaktivitäten in historischen Parks oder Gärten.
 
Der Gewinner in der Kategorie „Großräumige grüne Netze und Entwicklungskonzepte” demonstriert, was eine Stadt tun kann, um sich besser auf die Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten und gleichzeitig die Qualität öffentlicher Räume zu steigern.
 
Klimawandel ist auch eine der großen Herausforderungen für die Baumschule Lorenz von Ehren (Hamburg), Hauptsponsor des Europäischen Gartenpreises. „Unsere Kunden wünschen sich Bäume, die hohe Temperaturen, heftige Winde, Trockenperioden und Überflutungen überstehen. Am 7. September haben wir unser internationales Symposium zum Thema „Grünes Stadtklima” veranstaltet. Eine gute Ergänzung in diesem Zusammenhang ist, dass die acht Gewinner des Europäischen Gartenpreises Möglichkeiten der praktischen Umsetzung aufzeigen”, sagt Bernhard von Ehren.
 
„Berlin ist ein perfekter Ort für die Verleihungszeremonie”, sagt Christian Gruessen, Projekt-Koordinator des Europäischen Gartennetzwerks EGHN. „Es gibt zahlreiche historische Parks und Gärten in Berlin und dem benachbarten Potsdam, daneben die „IGA Berlin 2017”, die die neuesten Trends in der Landschaftsgestaltung und Gartenkultur zeigt und schließlich die “Gärten der Welt” mit einer Sammlung von Gärten, die aus der ganzen Welt und unterschiedlichen Zeitperioden stamen. Das ist ein richtiger Mikrokosmos. Genauso will der Europäische Gartenpreis die große Vielfalt von Parks und Gärten und deren Nutzen für die Gesellschaft aufzeigen und jene Personen und Institutionen würdigen, die sich für Gärten engagieren/um Gärten kümmern/denen Gärten am Herzen liegen.”
 
Jens Spanjer, Vorstand der Stiftung Schloss Dyck, denkt bereits an die nächste Preisverleihung: „Wir sind erfreut und geehrt, dass der Europäische Gartenpreis im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützt werden wird. Ab 2018 werden wir in der Lage sein, außergewöhnliche Bemühungen in der Entwicklung von Kulturlandschaften sowie dem Schutz historischer Gärten zu würdigen und eine Reihe professioneller Workshops zu organisieren.”/Ab 2018 werden wir in der Lage sien, außergewöhnliche Bemühungen in der Entwicklung von Kulturlandschaften und dem Schutz historischer Gärten zu würdigen und darüber hinaus eine Reihe professioneller Workshops zu organisieren.”
 
 
Vier Kategorien – acht ausgezeichnete Parks und Gärten
 
Auch in diesem Jahr wurde der Europäische Gartenpreis wieder in vier Kategorien verliehen:
 
In der Kategorie „Beste Weiterentwicklung eines historischen Parks oder Gartens“ belegte ein Park in Russland den ersten Platz: PETERHOF in St. Petersburg. Der im zweiten Weltkrieg von der deutschen Armee zerstörte und danach völlig vernachlässigte und in Vergessenheit geratene Peterhof wurde wiedergeboren dank einfühlsamer Restaurierungs- und Erhaltungsmaßnahmen auf Basis historischer Belege, aber auch unter Berücksichtigung von wirtschaftlichen und pflegerischen Aspekten, Fachkenntnissen, geeigneten Materialien und Besuchererfahrungen. Es ist ein Garten der Gegensätze: visuell wie physisch beeindruckend, doch zugleich mit einem intimen Zauber. Heute ist Peterhof keine Kopie der früheren Gartenanlage, sondern ein Garten, der für sich allein einzigartig ist.

Bild: Ed Bennis Peterhof
 
Die Gärten von LA BALLUE in Bazouges-la-Pérouse (Bretagne) erhielten einen der beiden 2. Preise. Die vom Mannerismus beeinflussten Gärten wurden 1996 wiederentdeckt und restauriert. Die neuen Besitzer haben einen neuen Rhythmus der Gartenräume gestaltet, mit der unkontrolliert wachsenden Vegetation gespielt und das bereits vorhandene Spiel der wechselnden Perspektiven um ein Spiel von Licht und Schatten erweitert.

Bild Monel 93 La Ballue

Ein weiterer 2. Preis würdigte die Restrukturierung des Friedhofs DE NIEUWE OOSTER (Neugestaltung durch karres en brands) in Amsterdam. Die Notwendigkeit, den jüngsten der drei Zoznen neu zu gestalten, führte zu einer neuen Struktur der gesamten Anlage. Der Kontrast zwischen den Zonen wurde verstärkt durch die äußerst moderne Gestaltung und Architekturen, was wiederum den Charakter der jeweiligen Zone unterstrich – ein Gewinn für alle Bereiche. De Nieuwe Ooster kann als Musterbeispiel für viele andere Friedhöfe in Europa dienen, deren Modernisierung ansteht.
 
Erstmals gewinnt ein Dachgarten den 1. Preis in der Kategorie „Bestes Design oder Konzept eines zeitgenössischen Parks oder Gartens“: CROSSRAIL PLACE ROOF GARDEN in London (Design von Gillespies und von Foster + Partners). Der Garten thront oben auf einem fünfgeschossigen gemischt-genutzten Objekt, das unter dem Namen Crossrail Place bekannt ist und zu dem auch die Caray Wharf U-Bahn-Station gehört. Der Dachgarten wird von einem 310 Meter langen Dach aus Holzlatten geschützt, das Licht und Regen für die natürliche Bewässerung durchlässt. Der Garten zelebriert das maritime Erbe der Hafenviertel, indem er ungewöhnliche Pflanzen aus der ganzen Welt zeigt. So vermittelt er seinen Besuchern das Gefühl einer echten Flucht aus ihrem urbanen Umfeld

Bild: Gillespies Crossrail Place Roof Garden
 
PARCO DORA in Turin (Gestaltung von Latz + Partner), der aus Turins größter innerstädtischer Industriebrache hervorging, erhielt einen der beiden 2. Preise. Der Park umfasst fünf getrennte Bereiche, deren funktionale Unterschiede und ästhetischer Einfluss auf der Beschaffenheit der industriellen Überreste beruht. Brücken, Treppen und Rampen verbinden die unterschiedlichen Parkbereiche miteinander und mit den sie umgebenden Stadtvierteln.

Bild: Heidemarie Niemann Parco Dora
 
Wohlverdient war auch der 2. Preis für NOSPR GARDENS (Gestaltung durch Konior Studio) in Katowice. Der Garten, der den Sitz des Symphonieorchesters des Polnischen Nationalradios (NOSPR) umgibt, regt die Menschen dazu an zu entschleunigen – dank der 450 Bäume, Düften, Springbrunnen, Geräuschen und des Amphitheaters. Es gibt auch einen Irrgarten, in dem die Besucher im wahren Sinne des Wortes grüne Wände berühren können, die durch ihren Schnitt den Stadtplan von Katowice aus dem Jahr 1926 nachbilden.

Bild: Krzysztof Krzeminski NOSPR Garten Kattowitz
 
Der „Sonderpreis der Stiftung Schloss Dyck“, der in diesem Jahr Bildungsaktivitäten in historischen Parks oder Gärten in den Mittelpunkt rückgt, wurde verliehen an den GOTHENBURG BOTANICAL GARDEN in Schweden. Die Jury war beeindruckt von der Vielfalt der Bildungsaktivitäten für Kinder, die dort von einer Gruppe enthusiastischer und fachkundiger Lehrer angeboten wurde. Der Botanische Garten unweit des Zentrums von Göteborg ist ein wunderschöner historischer Park mit einer großen Anzahl verschiedener Gärten, Landschaften und Gewächshäuser. Es gibt für jede Jahreszeit ein Bildungsangebot für Kinder, sogar im langen Winter. Das Bildungsprogramm lädt Kinder dazu ein, mehr über einzelne Pflanzen und Pflanzenfamilien (sowohl in den Gärten als auch in den Laboratorien), über Natur und Biodiversität oder über die verschiedenen Landschaften der Erde zu erfahren. Aber es gibt auch viel Raum für Kreativität, kulturelle Aktivitäten, Spiel und Spaß.

Bild: Gothenburg Botanical Garden
 
Der 1. Preis für „Großräumige grüne Netze und Entwicklungskonzepte“ ging nach Kopenhagen für das Programm zur Klimaanpassung. Die Stadt strebt eine neue Art von städtischer Natur an, die Stadt und Natur, Gebäude und Biologie nicht als Gegensätze betrachtet. Stattdessen macht sie städtische Natur zu einem belebenden und einladenden Hybrid. Einige der Maßnahmen verbinden die grünen und blauen Systeme der Stadt, indem sie eine zeitweise Flutung der Parks und Plätze gestatten. Die neuen Gestaltungselemente, die hierzu erforderlich waren, schaffen darüber hinaus neue öffentliche Räume von hoher Qualität, die Kopenhagen dabei unterstützen, weiterhin eine der weltweit lebenswertesten Großstädte zu bleiben.

Bild Atelier Dreiseitel Copenhagen Climate Adaption Plan

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