Ach ja, Fingerhüte. Bauerngartenpflanze, giftig*... und oft ist es dann schon vorbei mit dem Wissen über eine Gattung eleganter und teils langlebiger Gartenpflanzen. Es lohnt sich, mehrere Arten in den Garten zu pflanzen, da sie zu unterschiedlichen Zeiten blühen. / Bild: Kuebi
Langlebig? Die einheimischen Roten Fingerhüte sind kurzlebig, das heisst zweijährig oder mehr. Mit einem Trick kann die Lebenszeit verlängert werden: Wenn der Blütentrieb (nach der Blüte) bis auf die Blattrosette zurückgeschnitten wird, blüht die Pflanze auch im folgenden Jahr. Wenn keine deutliche Blattrosette über dem Boden wächst, funktioniert der Trick leider nicht. Mit dem Abschneiden des verblühten Triebes verhindert die Gärtnerin, dass sich die Pflanze über Samen verbreitet. Wenn also nur wenige Fingerhüte wachsen, ist das durchaus zu bedenken. In unserem (grösseren) Garten können wir viele zurückschneiden und haben immer noch Dutzende, die sich versamen. Interessant ist, dass in den letzten beiden Jahren die Blütenfarbe von Rosa auf Weiss gewechselt hat, ohne dass die Gärtnerin eingegriffen hätte.
Der Rote Fingerhut blüht in Farbtönen zwischen weiss und purpur. (Bild: Jensflora) Zahlreiche Sorten sind erhältlich, von denen manche schon im ersten Jahr blühen. Sie stammen meist aus englischer Züchtung und blühen grossblumig. Das mag in manche Gärten passen. In unserem eher naturhaften Garten finde ich diese Sorten eher unpassend. Wer sich diese Sorten in den Garten holt, sollte dabei bedenken, dass die Sämlinge (meistens) nicht die gleichen Eigenschaften zeigen wie die ursprüngliche Mutterpflanze. Sie sind meistens wieder genau so wie die Wildart, sowohl in der Farbe wie in der Blütengrösse.
Einer der wenigen staudigen Arten, der einheimische Grossblumige Fingerhut (Digitalis grandiflora). (Bild: Sazhin64) Etwas weniger bekannt und auch zurückhaltender ist ein anderer, heimischer Fingerhut, der Grossblumige Fingerhut (Ditigatlis grandiflora). Seine Qualitäten schätze ich inzwischen sehr, seien es seine crèmegelben Blüten, die (fast) überall passen oder sein robuster, langlebiger Wuchs. Er wird höchstens 80 cm hoch. Die Blütezeit beginnt nach dem Roten Fingerhut im Juni und kann bis in den August dauern.
Der Rostfarbige Fingerhut (D. ferruginea) ist eine elegante, hohe Erscheinung im Garten. (Bild: rhs) In einem anderen Gelbton blüht der Rostfarbige Fingerhut (Digitalis ferruginea), der elegante, schmale Blütenkerzen in die Höhe treibt (160 – 180 cm). Beeindruckend in seiner Eleganz und seiner besonderen Blütenfarbe. Es kann schon mal drei Jahre dauern, bis die Pflanze zum Blühen kommt. Nach der Blüte überdauern häufig einige Rosetten, die dann im folgenden Jahr nochmals Blüten produzieren. Dann aber ist Schluss, wenn die Gärtnerin nicht neue Pflanzen setzt. Der Rostfarbige wie auch der Kleinblütige Fingerhut sind Sommerblüher, die im Juli/August aufblühen.
Eine Steigerung der Blütenfarbe, noch tiefere Rosttöne, bringt der Kleinblütige Fingerhut (Digitalis parviflora). Trotz seiner kleinen Gestalt (40 – 60 cm) fällt er auf mit seiner eher ungewöhnlichen Blütenfarbe. Auch er ist eine elegante Erscheinung, die gut in kleinere Gärten passt. Die Art stammt aus dem nördlichen Spanien, ist aber sehr gut winterhart. Was mir an den Fingerhüten auch noch gefällt? Dass sie den Mäusen offensichtlich nicht schmecken. In einem Beet, wo sich stets viele Mäuse tummeln, probieren wir aus, was ihnen nicht schmeckt. Die Fingerhüte sind derzeit prächtig am Blühen. Alle Stauden, die sich an sie „anlehnen“, gedeihen ebenfalls gut. Einen Teil des Beetes haben wir kürzlich erneuert, Erde und Pflanzen darin ersetzt. Nach drei Tagen fanden wir bereits erste abgefressene Reste der Neupflanzung. Was den Mäusen gut schmeckt, wissen wir langsam auch: Wiesenknöpfe (Sanguisorba), Akeleien (Aquilegia) und Ziergräser (z.B. Pennsietum, Eragrostis u.a.). Wer hält wohl länger durch neben den Fingerhüten: Mäuse oder Gärtnerin? Demnächst werden uns Katzen (hoffentlich) unterstützen. *Alle Fingerhut-Arten sind sehr giftig. Das Gift wirkt jedoch nur, wenn Teile der Pflanze eingenommen werden, jedoch nicht bei Hautkontakt mit der Pflanze. Elisabeth Jacob www.gaertnerei-blattgruen.ch
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