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Lazy gardening – faules Gärtnern oder energiearmes Gärtnern

Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen wächst die Sehnsucht nach taufrischem Rasen, einem sonntäglichen Morgenspatziergang durch den Garten, dem Zwitschern der Vögel, duftenden Blüten und sattem Grün. Wer möchte nicht  diese Früchte der Natur ohne schweisstreibende Gartenarbeit geniessen, quasi als Bewohnerin oder Bewohner des Garten Edens?

Mit lazy gardening kommt man sehr nahe an diese Wunschvorstellungen heran. Die deutsche Übersetzung des Begriffs lässt etwas Interpretationsspielraum zu. Lazy bedeutet auf der einen Seite faul. Auf der anderen Seite ist damit gemeint, ohne viel Energieaufwand etwas zu erreichen, also im Sinne von minimalistisch. Dieser Aspekt ist in unserer auf Wirtschaftlichkeit getrimmten Gesellschaft eher positiv besetzt.
Im Netz befassen sich verschiedene Personen mit lazy gardening, z.B. Remo Vetter thelazygardner.ch oder Brenda Beust Smith vom Houston Chronicle.

Jedem leuchtet ein, dass wenn man ein Garten sich selber überlässt ein Urwald entsteht. Der Gedanke, dass mit (fast)Nichtstun anstelle Urwald ein kultivierter Garten entstehen soll, braucht ein paar Erläuterungen.

1. Standort gerechte Pflanzungen
Das ist wohl das einfachste Modell, wie man mit wenig Aufwand einen wunderbaren Garten unterhalten kann. Die häufigsten Fehler, die in Arbeit ausarten:

  1. Man pflanzt zu grosse Gehölze, Bäume, Sträucher die eines ständigen Rückschnitts bedürfen. Besonders ärgerlich ist das Freischneiden von Wegen, Plätzen, Hausfassden oder auf Intervention des Strassenmeisters die Freihaltung der minimalen Durchfahrtshöhe.
  2. Falsch eingeschätzter Wasserbedarf. Wer auf trockenen exponierten Stellen Pflanzen mit hohem Wasserbedarf ansiedelt, wird dafür sorgen müssen, dass dort auch Wasser ist. Das heisst Giesskannen schleppen oder einen Bewässerungsschlauch einlegen.
  3. Keine geschlossene Pflanzendecke. Oftmals wächst Unkraut dort, wo keine geschlossene Pflanzendecke existiert. Es ist daher sinnvoll darauf zu achten dass der Boden immer bepflanzt ist mit Stauden, Bodendeckern oder kleinen Gehölzen. Unkräuter haben dadurch viel weniger Möglichkeiten zum sich verbreiten.
  4. Auf Rasen verzichten. Ein schöner Rasen ist im Unterhalt sehr aufwändig. Das fängt an mit Vertikutieren, Düngen, im Frühjahr, je nach Bodenbeschaffenheit äerifizieren, und dann folgt das regelmässige Mähen und die Entfernung von Unkraut während der Vegetationszeit. Über all die Samstage gesehen, wird viel Zeit in diese Grünfläche investiert.
  5. Auf geometrisch geschnittene Hecken verzichten. Damit eine Hecke gut wächst, sollte sie zweimal im Jahr geschnitten werden. Weitere Rückschnitte und Formschnitte folgen dann in der Winterpause. Es gibt viele alternative Möglichkeiten für Sicht- und Windschutz, die viel weniger aufwändig sind.

2. Naturgarten
Man setzt bei der Gestaltung des Gartens auf Pflanzen aus dem natürlichen Umfeld und arrangiert diese so, dass ein Garten entsteht. Neben den Pflanzen wählt man häufig Materialen, Kies und Gesteine aus der Region. Diese Art Gärten bietet oftmals heimischen Tieren, Vögel, Insekten und kleinen Säugern optimale Lebensbedingungen. Zudem ist die Pflege des Gartens nicht sehr aufwändig, da z.B. offene Flächen automatisch durch versamende Pflanzen geschlossen werden. Auch hier ist natürlich vorausgesetzt, dass standortgerecht gepflanzt wird.

3. Blackbox Gardening
Wie bereits in dieser Buchrezension "Blackbox Gardening" berichtet, setzt dieser Ansatz auf das Versamen der Kulturpflanzen. Es kommen hauptsächlich Stauden zum Einsatz, die sich generativ selber vermehren und so selbständig vom Garten besitz nehmen. Die Entwicklung ist etwas unberechenbar. Die Gärtnerin oder der Gärtner kann das Geschehen aber gut aus dem Liegestuhl verfolgen. Dominiert allerdings eine Pflanze zu stark, so findet man sich schnell wieder in der Rolle des Zauberlehrlings, der seine Geister nicht mehr los wird, die er rief.

4. Gartenroboter oder technologischer Ansatz
Die Digitalisierung hält auch im Garten Einzug. In der Zwischenzeit sind auf dem Markt verschiedene Geräte, die die Gärtnerinnen und Gärtner in ihrer Arbeit unterstützen. Bewässerungscomputer mit Feuchtigkeitssensoren ermöglichen die optimale Versorgung der Pflanzen, abgestimmt auf deren spezifischen Wasserbedarf. Im Frühling muss das System installiert und in Betrieb genommen werden. Im Winter sind die exponierten Geräte wieder zu entfernen, damit sie bei Frost nicht zerstört werden. Einen dicken Strich durch die Rechnung können einem Marder machen, die eine grosse Vorliebe für Plastik haben. Somit muss man nach Lecks suchen, die Röhren reparieren und auf Dichtigkeit überprüfen. Auch hier gibt es digitale Hilfe! Für die Abwehr von Mardern und Katzen sind verschiedene Geräte auf dem Markt.
Auch für einen weiteren Zeitfresser im Garten gibt es eine digitale Lösung. Die Rasenmäher Roboter übernehmen das Mähen in der Vegetationsphase. Neben dem Schneiden entfällt auch der Abtransport des geschnittenen Grases. Der Vorteil der Rasenmäher Roboter liegt darin, dass der Rasen regelmässig geschnitten wird. Man kann auch bei Regen mähen oder wann das Terrain etwas tief ist. Somit hat der Rasen immer eine optimale Wuchshöhe.

5. sozialer Ansatz
Meistens ist der Aufbau eines Gartens mit viel Aufwand verbunden. Die Renovation einer Stauden- oder Gehölzrabatte, das neue Setzen einer Stützmauer oder die Renovation der Wege und Plätze erfordert viel Arbeit. Hier ist eine Variante Familienmitglieder, Freunde, Verwandte und Nachbarn zur Mithilfe einzuladen. Viele anpackende Hände ermöglichen den hohen Initialaufwand zu bewältigen. Mit einer anschliessenden Dankeschön Gartenparty wächst nebst dem Garten auch das Beziehungsnetz.

6. Es wird ein Gärtner engagiert
Manchmal macht es auch Sinn einen Garten, der bezüglich Unterhalt schlecht konzipiert ist, zu schleifen und bei Null anzufangen. Bei der Neugestaltung lassen sich bewusst Akzente setzen, die auf einen möglichst minimalen Unterhalt abgestimmt sind. Die Investitionen sind im Jahr der Realisierung relativ hoch. Hat man aber eine Perspektive von zehn bis zwanzig Jahren, so kann auch diese grosse Investition viel günstiger sein, als der Unterhalt über all die Jahre.

Bildnachweis
Liegestuhl, creativcommons.org

Lucas Cranach (I) - Adam and Eve-Paradise - Kunsthistorisches Museum von Lucas Cranach der Ältere - The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202. Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH.. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons

 

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