Peter Berg ist Gartendesigner und plant und baut Privatgärten in Deutschland und im europäischen Ausland. Er ist bekannt insbesondere für die Gestaltung naturnaher Gartenlandschaften und die Verwendung von Naturstein. Im diesjährigen Wettbewerb "Gärten des Jahres" hat er gemeinsam mit der Pflanzenexpertin Petra Pelz ein Vorzeigeprojekt für Biodiversität und Nachhaltigkeit eingereicht … und sie haben zusammen den 1. Preis gewonnen.
Was ist Nachhaltigkeit im Garten?
Berg: Ein nachhaltiger Garten besteht nach unserem Verständnis ausschliesslich aus natürlichen und wiederverwendbaren Materialien – Pflanzen, Wasser, Naturstein, Erde, Holz. Was die Pflanzen angeht, ist dabei entscheidend, dass standortgerechte Sortimente zusammengestellt werden – Gräser, Stauden und Gehölze, die zusammenpassen und zu einem geschlossenen, naturnahen Gesamtbild zusammenwachsen.
Petra Pelz hat ihre umfangreichen Pflanzenkenntnisse in den Garten bei Hannover eingebracht und das Ergebnis ist ein Garten, der mit einer zurückhaltenden Pflege immer wertvoller wird. Wie schon Peter Joseph Lenné sagte: "Nichts gedeiht ohne Pflege; und die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmässige Behandlung ihren Wert." Ein weiterer Aspekt der Nachhaltigkeit ist natürlich auch die Herkunft der Materialien und damit der Transportaufwand. Wir verwenden zum Beispiel keine Natursteine, die aus anderen Kontinenten stammen und darauf reagieren unsere Kunden sehr positiv.
Wieso haben in Ihren Gärten Natursteine eine so zentrale Rolle?
Berg: Ich bin am Fuss der Alten Ley an der Ahr aufgewachsen und schon als Kind haben mich die klassischen alten Trockenmauern der Weinberge fasziniert. Ob als Wegebelag, als Skulptur oder als Baustoff – jeder Naturstein ist individuell, steht symbolisch für Werte wie Langlebigkeit und Natürlichkeit und ist ein attraktives und ökologisch wertvolles Element eines Naturgartens. In meinem eigenen Garten habe ich dann später den Hang mit Grauwacke und Schiefer terrassiert und damit trotz der extremen Höhenunterschiede Räume geschaffen, die den Garten auf mehreren Etagen nutzbar machen. Aber auch in weniger steilen Lagen oder sogar in flachem Gelände nutzen wir sehr gern grosse Natursteine, um Niveauunterschiede zu schaffen, die dem Garten atmosphärische Spannung geben. Wir denken viel zu oft nur zweidimensional, dabei machen Höhenunterschiede Gärten gerade interessant und ermöglichen eine bessere Raumbildung und Privatsphäre. Das bezieht sich natürlich nicht allein auf grosse Steine – auch Gehölze haben hier eine im Wortsinn herausragende Bedeutung. Ein Garten braucht grosse Solitärgehölze und Bäume. Gräser bringen dann Leichtigkeit und Bewegung, Stauden Farbe und jahreszeitliche Abwechslung.
Wie gehen Sie vor von der Planung bis zur Realisierung eines Gartens?
Berg: Der Gartenplan entsteht niemals am Schreibtisch; man muss den Garten sehen und im Gespräch mit den Gartenbesitzern vor Ort entwickelt sich der Plan im Kopf. Die Zusammenarbeit mit der Pflanzplanerin Petra Pelz war hier einfach perfekt: Wir haben gemeinsam das Konzept erarbeitet, dann Steine und Gehölze ausgesucht und eingebaut. Dann erst hat sie die Stauden- und Gräserpflanzung im Detail geplant.
Wie in allen unseren Projekten war das Ergebnis der Planung also zunächst nur ein Entwurfskonzept, das dem Kunden genug Informationen über das angestrebte Ergebnis gibt, aber gleichzeitig Gestaltungsspielraum während der Bauphase zulässt. Das heisst, die Feinplanung entsteht beim Bauen. Das erfordert natürlich ein Grundvertrauen beim Bauherrn. Es bewährt sich im Laufe der Zeit, wenn man als Planer eine eigene Handschrift entwickelt. Aber auf dieser Grundlage kann man dann eben mit einem klaren Konzept an die Umsetzung gehen. Dass es beim Einbau von Natursteinen grössere Freiheitsgrade braucht als bei vorgefertigten Betonelementen, versteht sich von selbst.
Wie sehen Sie das Verhältnis Architektur und Garten?
Berg: Darauf legen wir grossen Wert, die Menschen sind ja nicht immer draussen, aber sie können auch von drinnen den Garten geniessen und nutzen. Für die Gestaltung bedeutet das natürlich, dass es keinen Bruch zwischen Innen- und Aussenraum gibt, was die Farben und Formen, die Materialien und Proportionen angeht.
In aller Regel steht das Gebäude, dessen Aussenraum wir planen, bereits im besten Fall so, dass es sich dem Grün unterordnet. Dann versuchen wir, dieses Gebäude in der Landschaft zu integrieren. So entsteht ein harmonisches Gesamtbild. Das hat auch Konsequenzen für die Auswahl der Farben. Bei Gebäuden sind mir Naturmaterialien und mineralische Farbtöne am liebsten. Die wichtigste Farbe im Garten ist meines Erachtens Grün. Blütenfarben von Blumenzwiebeln und Stauden in meinen Gärten sind fast ausschliesslich weiss und blau.
Eine Farbexplosion, auch mit Gelb-, Orange- und Rottönen bietet dann allerdings der Herbst – und das betrifft vor allem die Gehölzwahl. Wo es möglich ist, integrieren wir auch Immergrüne, die zwischen den formalen und freien Strukturen auch im Winter mit Farbe wirken können.
Was halten Sie eigentlich von den sogenannten Schottergärten?
Berg: Wir müssen aufhören, Naturstein zu Schotter zu zermahlen. Die naive Idee, dass man in unseren Breiten eine Schotterwüste anlegen könnte, die unbelebt bleibt, ist doch längst entzaubert. Die Natur begrünt alles, also plädiere ich für standortgerechte, weil dann pflegeleichte, abwechslungsreiche und individuelle Gärten. Auch ein kleiner Vorgarten braucht einen Gehölzanteil, dann aber eher eine Zaubernuss als eine Forsythie.
[BGL]
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