In verschiedenen Gartencenters in der Schweiz werden derzeit sogenannte Trüffelbäumchen angeboten. Dabei handelt es sich um kleine Buchen, Hainbuchen, Linden oder Hasel, die mit Sporen des Burgunder-Trüffels geimpft wurden. Ob in 5, 10 oder 20 Jahren ein Trüffel geerntet werden kann, ist ungewiss. Eines aber ist gewiss: ein Baum wird heranwachsen.
Am Fuss der heute 30cm hohen mit Trüffel-Sporen geimpften Bäumchen (Linden, Buchen, Hainbuchen, Haselnuss) sollen in fünf bis sechs Jahren Burgunder-Trüffel (Tuber uncinatum) wachsen, so verspricht es ein Flugblatt, das der Importeur Aebi Kaderli Gartencenter in Düdingen (www.aebi-kaderli.ch) seiner Kundschaft abgibt. Die Bäumchen kosten 89 Franken und wurden in Frankreich mit den Sporen des Burgunder-Trüffels geimpft.
Bild: Da scheint ein Trüffelsucher fündig geworden zu sein.
Wenn es glückliche Umstände ermöglichen, kann tatsächlich nach dieser Zeit ein Trüffel geerntet werden. Dazu muss aber die Bodenzusammensetzung stimmen, die Gemeinschaft zwischen Baum und Pilz (Symbionten) funktionieren und Belüftung und Sonneneinstrahlung optimal sein. Die Bäumchen sollten an einem sonnigen Standort gepflanzt werden, an dem die Temperaturschwankungen gering sind und die Feuchtigkeit ausgeglichen ist. Der Boden sollte gut wasserdurchlässig und alkalisch sein. Ideal ist ein ph-Wert zwischen 7 und 8.
Trüffel für die Kinder oder die Enkel?
Pilzexperten reden von einer Investition für die nächste Generation und davon, dass zehn bis zwanzig Jahre bis zur ersten Ernte vergehen können. Wer dereinst einmal in der glücklichen Lage ist, einen schönen Trüffel zu ernten, kann im drauffolgenden Jahr kaum mit einer erneuten Ernte rechnen. Das Myzel wächst zwar im Boden stetig weiter, aber Fruchtkörper werden in unregelmässigen Zeitabständen ausgebildet. Pilze sind sehr empfindlich auf Veränderungen der Luft, des Klimas, des Bodens und des ganzen Zusammenspiels von Mikroorganismen. Das macht manche Pilze zu einem raren und deshalb sehr gesuchten Produkt. Für Trüffel gilt dies ganz besonders: Sie sind Delikatesse und Kostbarkeit in einem. Weisse Alba-Trüffel können an Auktionen exorbitante Preise von bis zu 9000 Euro pro Kilo erzielen. Besonders hohe Preise werden im asiatischen Raum bezahlt: Kilopreise von 15'000 bis 100'000 Franken können durchaus vorkommen.
Pilzexperte und Kursleiter Dani Ambühl vergleicht das Geschäft mit den Trüffelbäumchen als vergleichbar mit einer gewissen "Goldgräber-Mentalität". Einen positiven Aspekt kann er der Sache aber doch abgewinnen: „Es ist grundsätzlich gut, wenn mehr Bäume gepflanzt werden. Vielleicht wachsen gar nie Trüffel, aber die Bäume bleiben hoffentlich stehen.“
Bild re: Falls diese Trüffelfliege am Fuss des gepflanzten Baumes herumschwirrt, sollten Sie ganz vorsichtig die Erde beiseite kratzen. Ein untrügliches Zeichen für Trüffel!
Bild oben: Das wächst dereinst aus einem Trüffelbäumchen: eine prächtige Hainbuche (Carpinus betulus).
Der Anbau von Trüffeln scheint also weder sehr schnell vor sich zu gehen, noch ist mit einer zuverlässigen Ernte zu rechnen. Eine Garantie auf sichere Trüffelernte kann niemand abgeben. Wenn die unzufriedene Kundin nach zwanzig Jahren ihre Hainbuche zurückgeben will, dürfte sie damit einige Schwierigkeiten haben, nicht nur beim Transport des Baumes.
Andere Zuchtpilze
Wer sich trotzdem für die Zucht eigener Pilze interessiert oder überhaupt mehr wissen möchte zu diesem Thema, findet auf der Website www.pilzgarten.info ein ausgezeichnetes Nachschlagewerk mit allen Arten, die sich für den Pilzgarten eignen. Das fundierte Wissen stellt Pilzfachmann Dani Ambühl aus Unterterzen interessierten Laien zur Verfügung. Daneben bietet er auch praktische Kurse für die Anlage von Pilzgärten an. Regelmässig finden an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft (ZHAW) in Wädenswil Kurse unter seiner Leitung statt.
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