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Staudengarten: späte Blüten ohne Gelb

Die Farbe Gelb ist für viele Gärtnerinnen und Gärtner – ein rotes Tuch. Sie möchten keine gelbblühenden Stauden oder Gehölze in ihrem Garten sehen, sondern nur kühle Farben zwischen Weiss und Purpur.

Diese Anti-Gelb-Stimmung kenne ich sehr gut, denn ich war selber auch schon davon befallen. Mittlerweile mag ich Gelb sehr gut und ich finde, dass kühlere Farbtöne anders betont werden.  Aus der Zeit als ich noch kein Gelb mochte, stammen einige Stauden, die nun im Spätsommer vor allem weiss, blau oder rosa blühen. Ein paar Tipps.

 

Die Zapfenblume (Strobilanthes atropurpureus, Bild re, ej) war eigentlich ein Versuch. Bei der Winterhärte war ich mir nicht sicher, doch die beiden letzten harten Winter hat sie bestens überstanden. Die Staude treibt erst spät im Sommer aus. Im August, September blühen die blauvioletten Blütenköpfe auf, helmartig, aber grösser als beim Eisenhut (Aconitum). Eine ausserordentlich hübsche Staude, die noch prächtiges Wachstum verspricht. Ich habe sie gleich beim Eingang platziert, damit ich sie jeweils von nahem anschauen kann. Die Gattung Strobilanthes verspricht übrigens noch die eine oder andere gartenwürdige Art. Ausprobieren.

 

Ein unermüdlicher Spätsommerblüher in leuchtendem Karminrot und mit unzähligen Blüten ist Epilobium canum (Bild re, Mostlynatives.org) eine kalifornische Staude für trockene Standorte. Früher hatte sie den klangvollen Namen  Zauschneria californica, doch mittlerweile haben Botaniker entdeckt, dass sie zur Gattung der Weidenröschen (Epilobium) gehört. Sie ist erstaunlich zäh, erträgt feuchtes Sommerwetter und lehmigen Boden gut und ist in den letzten Jahren stets gewachsen. In diesem Jahr (2010) blüht sie allerdings nicht so üppig, doch das gräuliche Laub, das einen grossen Horst von Crocosmia masoniorum (Montbretien) locker umrundet, ist auch ohne Blüten zierend.
 


Der Schnittknoblauch (Allium tuberosum, Bild oben, ej) wird gerne im Kräutergarten gepflanzt, hat aber auch Staudenbeeten und Blumenrabatten einen Auftritt verdient. Seine Blütezeit beginnt Ende August und reicht bis weit in den September hinein. Die weissen Blüten ziehen unzählige Insekten an, die froh sind um die Nahrungsquelle in dieser Jahreszeit. Die reiche und lange Blüte und seine Dauerhaftigkeit in lehmigen Böden machen in zu einer exzellenten Staude. Trotz später Blüte setzt er Samen an und unzählige Sämlinge spriessen mittlerweile in der Umgebung der ansehnlichen Horste.


Ursprünglich eine Aster (macrophyllus), sollte man sie nach neuerer Nomenklatur nun Eurybia ‚Twilight’ (Bild re mit Clematis heracleifolia 'Côte d'Azur, ej) nennen. Aber wer kann sich schon etwas unter diesem Namen vorstellen? Wie auch immer. Die schattenliebende Aster mag es gerne trocken. Sie bleibt nicht konstant an einem Ort, sondern verschiebt ihren Standort, so dass er ihr genau passt. Sie blüht ausserordentlich reich ab August bis September in hellem Blau. Die einzelnen Blüten sind etwas kleiner als jene von Aster x frikartii ‚Mönch’, die sich für einen sonnigen Standort empfiehlt.

Eher ungewohnt vom Standort her, sind Astern für schattige, halbschattige Standorte. Eine typische Vertreterin ist die Wald-Aster (A. divaricatus, Bild li, Wiki Commons), eine kleinblumige, reichblühende weisse Aster, die sehr robust und mässig hoch wird (60 cm). Aster ageratoides ‚Asran’ ist eine wüchsige Aster, die gut an trockenen Standorten zwischen Gehölzen wächst. Sie ist relativ grossblumig und bildet schöne, kugelige Horste (80-100 cm). An sonniger Lage breitet sie sich zu stark aus. Sie eignet sich mit ihrem Wuchs aber auch für Staudenhecken.

Die Myrten-Aster (A. ericoides) ist eine der spätestens ihrer Gattung und ist voll mit kleinen weissen Blüten. Besonders interessant für den Beetvordergrund ist die flach wachsende, bodendeckende Sorte ‚Snow Flurry’. Lange vor ihrer Blüte (Oktober, November) bildet sie einen grünen Teppich, der einen ganzen Quadratmeter decken kann.


 

Mit der Aster glehnii ‚Aglehni’ (Bild re, ej) holen Sie sich einen riesigen, weissen Blumenstrauss in den Garten. Die Staude ist im zweiten Jahr schon gut 180 cm hoch und dabei erstaunlich standfest. Eine der wenigen hohen Astern, die ich nicht stützen muss. Sie hat kleine, weisse Blüten, die in Dolden aufblühen. Ausserordentlich reich und lange blühend zieht sie hunderte von Insekten an. Prächtig!

Seit Wochen blüht die Schönaster (Kalimeris incisa ‚Alba’, Bild li, ej) als wohlgeformter Busch unermüdlich mit hunderten von asternartigen Blüten. Aufgeblüht ist sie schon im Juni und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Sorte ‚Alba’ blüht zartblau auf und wird nach ein paar Tagen weiss.  Die Art ist ebenso reichblühend, aber hellblau. Für Liebhaberinnen gibt es auch eine panaschierte Form (K. yomena ‚Shogun’).
 

Bild: Chrysanthemum Rubellum-Hybr. 'Clara Curtis' wächst in einen Strauch (x Chitalpa tashkentensis). ej.

Wenn wir schon bei den Asterartigen sind, dann dürfen zwei besondere Winterastern nicht übersehen werden. Derzeit sind Garten-Chrysanthemen nicht gerade „In“-Stauden. Als Klassiker der Bauerngärten gehören sie aber stets zum Sortiment von Staudengärtnereien. Die rosa blühende Sorte ‚Clara Curtis’ als Winteraster zu bezeichnen, ist eher seltsam. Sie gehört zu den Rubellum-Hybriden und beginnt schon im Sommer mit der Blüte. So wie es aussieht, mag sie gar nicht mehr zu blühen aufhören. Eine Augenweide.
 

I

Bild: Leucanthemella serotina, Wiki Commons

Ist sie nun eine Herbstmargerite oder eine Oktober-Chrysantheme? Leucanthemella serotina hat zweifellos gewisse Ähnlichkeiten mit den Sommer-Margeriten, ist aber wesentlich gesünder, höher im Wuchs, aber gut standfest. Sie hat eine ganz besondere Ausstrahlung, wenn ihre Blütenköpfe sich gleichgerichtet der Sonne zuwenden. Anders wie Sommer-Margeriten trägt sie ihre Köpfe nicht etwa waagrecht sondern senkrecht. Die Herbstmargerite erträgt gut tiefe Temperaturen, ist sie doch häufig in Bauerngärten des Engadins anzutreffen (Höhenlage, sehr tiefe Temperaturen).

Von den vielen hundert Clematis-Sorten sind meist die verholzenden viel besser bekannt als die (wenigen) staudigen, wie beispielsweise jene der C. heracleifolia-, C. integrifolia- und C. recta-Gruppe. Es sind gesunde Stauden, die an sonnigen bis halbschattigen Lagen wachsen, im Spätherbst absterben und dann im Frühjahr von unten her wieder austreiben. Manche eignen sich gut zum Überwachsen von Sträuchern, die zu einer bestimmten Jahreszeit an Reiz verloren haben. Die Sorte ‚Côte d’Azur’ lebt schon seit Jahren als Randexistenz in meinem Garten. Bis sie sich im August/September mit reicher Blüte in weisslich, hellblauer Farbe in den Vordergrund schiebt. Und wie! Sie hat sich mit der Aster ‚Twilight’ zusammen getan und gemeinsam blühen sie in verschiedenen Blauschattierungen, was ungeplant einen sehr hübschen Effekt ergibt (siehe Bild bei A. 'Twilight').


Natürlich gibt es auch Storchschnäbel (Geranium), die noch bis weit in den Herbst hinein blühen. Die dauerblühende Sorte 'Rozanne' ist mittlerweile schon sehr bekannt. 'Tiny Monster' ist ebenfalls eine sehr lange blühende Sorte. Wie 'Rozanne' braucht es reichlich Platz.  In seinen Dimensionen etwas gesitteter, ist die hübsche G. wallichianum-Sorte 'Crystal Lake' (Bild links, ej). Mit rötlichen Stengeln und einer zart-eisblauen, geaderten Blüte spinnt es sich auch ganz gerne in Gehölze oder Gräser. Lange Blütezeit und gute Winterhärte (getestet).
 

Die erwähnten Stauden erhalten Sie in Staudengärtnereien. Falls Sie gewisse Sorten nicht finden sollten, kann Ihnen die Redaktion gerne weiter helfen (info@garten.ch).


 

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