Was gibts 2012 Neues an Gemüse, Kräuter oder Zierpflanzen für Balkon und Garten? Wir haben uns bei Samenhändlern und -züchtern umgeschaut und geben einige Empfehlungen weiter.
Bild: Schwarzkohl 'Nero di Toscana'. Saatgut von Thompson&Morgan und in Bioqualität von Sativa.
Samen Wyss setzt mit seinem Select-Sortiment auf Wildblumen-Mischungen und auf Futterpflanzen für Tiere, die aus hiesigen Ökotypen ausgewählt wurden. Mischungen aus Acker-Randflächen, Trockenwiesen- oder Raseneinsaaten beleben den Garten mit ihrer Artenvielfalt. Für Balkonkistchen an sonniger Lage eignen sich die Trockenwiesen- und die Acker-Wildblumen-Mischung besonders gut.
Wer Schildkröten als Haustiere hält, wird sich an der Futterpflanzen-Mischung für seine Lieblinge freuen. Rund 20 Wildblumen und einige Kräuter sind ganz auf die Bedürfnisse und den Geschmack von Landschildkröten ausgerichtet. Darunter auch mehrjähriger Rucola und Löwenzahn.
Mehr Farbe ans Gemüse, denn das Auge isst auch mit: Der Daikon-Rettich ‚Watermelon’ (Bild li/Samen Wyss) erinnert in seiner Fruchtfarbe an Wassermelonen. Er kann auch roh gegessen werden und hat einen feinen milden Geschmack. Die Samen werden erst im Juni ausgesät; die Ernte erfolgt im Spätsommer, Herbst.
Als spezieller Balkon-Paprika wurde die kleinwüchsige Sorte ‚Purple Patio’ gezüchtet. Die purpurfarbenen Früchte sind ein Augenschmaus.
Dank der Blumenmischung ‚Flower-Power’ müssen Guerilla-Gärtnerinnen und -Gärtner nun nicht mehr mühselig eigene Kreationen mischen. Die Samentüte reicht für 20 Samenbomben und enthält eine schnellwachsende, erfolgversprechende Mischung (Bild li/von Herder3). Zum Shop.
Beim Samenshop www.saemereien.ch finden Sie Samen verschiedener Produzenten (Zollinger, Sativa, Wyss, Thompson & Morgan u.a.) aus mehreren Ländern. Die Adresse empfiehlt sich auch für Spezialitäten. David Müller, der Betreiber des Shops, ist ein ausgezeichneter Pflanzenkenner mit langer beruflicher Erfahrung im Samenhandel. Für die kommende Pflanzsaison empfiehlt er seine Lieblingsstaude Salvia azurea (Bild oben re), ein wunderschön blau blühender Salbei, der sich als Kübelpflanze eignet. Da er nicht winterhart ist, kann er in einem gut durchlässigen Gartenboden als Saisonpflanze wachsen oder im Herbst ausgegraben werden.
Sprichwörtlich zu einer Waffe kann der schärfste Chilli der Welt, der Geisterchilli oder Bhut jolokia (Bild li) aus Nordindien werden. In seiner Heimat reiche eine Schote aus, um zwei Mahlzeiten einer fünf- bis sechsköpfigen Familie zu würzen. Die Schärfe der Chillis werden in Scoville-Einheiten gemessen. Für den Geisterchilli wurden 1'001'304 Scoville gemessen, während ‚Habanero’ 357'729 und ‚Red Savina’ mit 248'556 Scoville - obwohl als sehr scharf bekannt -, etwas abgehängt dastehen.
Auf der Suche nach speziellen Zierpflanzen lohnt sich ein Blick ins Angebot von Thompson & Morgan. Als Liebhaberin mehrjähriger Pflanzen hat mich die vielblütige Sonnenblume (Helianthus maximiliani) begeistert, die für den Garten wie für die Vase dekorativ ist. Beinahe in jeder Saison steht eine neue Mohn- oder Wickensorte im Angebot. Die pfirsichfarbene, gefüllte Sorte ‚Peach Sorbet’ des Kalifornischen Goldmohns (Bild re) ist besonders hübsch.
Die Duftwicke ‚Prima Ballerina’ (Bild li) wird hoch gelobt: rosafarbene Blüten mit feinen Farbabstufungen, der zarte Duft und ihre Eignung als Schnittblume. England ist ein gutes „Wickenland“, hierzulande scheint das Klima weniger günstig. Duftwicken mögen keine Hitze und benötigen ausreichend Wasser. Unter kontrollierten Bedingungen auf dem Balkon (keine Südausrichtung) sind sie gut aufgehoben. Ihr Duft kommt auf kleinem Raum auch besser zur Geltung.
Im Garten haben sich die Ringelblumen schon seit Jahren verselbständigt. Sie erfreuen bis zum Frost mit ihrem fröhlichen Gelb. Neu gibt es eine Mischung ‚Fruit Twist’ (Bild re) in diversen Gelbschattierungen, die früh blüht und niedrig bleibt (Höhe 15 cm). Es sind ungefüllte Blüten, die sich für die Balkonkultur gut eignen.
Die Vielfalt an biologischen Samen und wertvollen Sorten für den Hausgarten ist in der Schweiz dank dem Engagement von Zollinger Samen und Sativa/Pro Specie Rara gross. In jeder Saison gibt es neue Sorten zu entdecken oder alte, die durch Zucht verbessert wurden.
Zollinger Samen als ältester Biosaatgutbetrieb mit eigenen Züchtungen und eigener Vermehrung ist mit einem Internet-Shop online www.zollinger-samen.ch vertreten. Für den Gemüsegarten empfiehlt Christine Zollinger die verbesserte ’‚Ochsenherz' (Bild re). Durch Selektion ist die Sorte nun noch gesünder und ergibt einen höheren Ertrag. Fürs Freiland ist sie ungeeignet; sie wächst besser unter dem Dach eines Tomatenhauses.
Das Stierenhorn (‚Corno di Toro’) (Bild li) ist eine saftige, aromatische Peperoni-Sorte, die in Italien sehr geschätzt wird. Am besten schmeckt das Hörnchen , wenn es noch leicht grün ist, bevor es sich kräftig gelb verfärbt.
‚Schwarze Hokkaido’ ist eine Sojabohne (Bild re), die zu den besten zählt. Die glänzend schwarzen Bohnen stecken in bräunlichen Hülsen. Für die japanische Spezialität Edamame werden die Bohnen mit den Hülsen 5 Minuten in Salzwasser gekocht und dann aus den Hülsen herausgedrückt. Neu im Sortiment ist auch der mehrjährige, griechische Origano, mit einem ausgewogenen, feinen Aroma auffällt. Die Blüten werden von Honig- und Wildbienen sehr geschätzt als Futterpflanze.
Ein vielseitiges Neuheitensortiment bietet Sativa (www.sativa-rheinau.ch) an. Darunter eigene, neue Biozüchtungen und Sorten aus der ProSpecieRara-Sammlung. Aus eigener Züchtung stammen drei Sorten Zuckermais (Bild li) mit unterschiedlichen Reifezeiten (früh, mittelfrüh, mittelspät). Sie bleiben länger süss und werden nicht mehlig. Diese Sorten sind einzigartig in Europa, stammen doch die meisten als Hybridsorten aus Nordamerika. (Hybriden sind für die einmalige Verwendung gezüchtet. In der nächsten Generation verlieren sie wieder ihre Eigenschaften.) Damit stehen für den Bioanbau erstmals geeignete Süssmais-Sorten zur Verfügung.
Die Karotte ‚Nantaise Sativa’ ist eine Verbesserung, bei der besonders auf den guten Geschmack gezüchtet wurde. Sie eignet sich für den frischen Genuss im Sommer, kann aber auch gut gelagert werden.
Der Schwarzkohl ‚Nero di Toscana’ (Bild re) wird oft in Zierpflanzungen verwendet, da er sehr dekorativ ist. Dabei geht gerne vergessen, dass seine Blätter auch gut schmecken als Blattkohlgericht im Winter.
Für den Zierpflanzengarten ist die Sonnenblume ‚Velvet Queen’ mit samtartig braunroten Blütenblättern zu empfehlen.
Ungewohnt bei Goldmohn ist die Farbe karmin: ‚Karminkönig’ (Bild li) eine wieder entdeckte ältere Sorte. Goldmohn sät sich gerne aus und hält sich dadurch lange in einem Garten, wird aber niemals lästig.
Beachten Sie auch unsere aktuelle Umfrage zum Thema Samen-Neuheiten.
Text: Elisabeth Jacob
Bilder: Samen Wyss, Thompson&Morgan, David Müller/Sämereien, Sativa Rheinau, Zollinger Samen
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