
Eine eigene Immobilie ist hierzulande immer noch der grosse Traum vieler – doch während es zu Zeiten der Corona-Pandemie eine regelrechte Stadtflucht gab, hegen heute nur noch 17 Prozent den Wunsch, in ländlichere Gebiete umzuziehen. Ein wachsender Anteil sieht sich stattdessen in den bevölkerungsreichen Städten oder deren Ballungsgebieten und Vororten.
Zugleich gibt es aber ein unverändert hohes Streben nach Eigenheimen mit Garten oder zumindest einem Outdoor-Bereich wie Balkon und Terrasse. Das zeigt der Europa-Wohnimmobilien-Trendreport 2024 des internationalen Maklernetzwerks Remax, der Anfang des Jahres vorgestellt und für den 20.000 Europäer*innen aus 21 Ländern zu ihren Immobilienplänen befragt wurden. Dieser ergab: Für 54 Prozent der Deutschen ist ein Platz an der frischen Luft ein entscheidendes Kaufargument. Damit belegen sie im Ländervergleich die Spitzenposition. Doch gerade in urbanen Gebieten ist solcher Freiraum Mangelware und der Grossteil der Grundstücke schrumpft. Reihenhäuser mit kleinen Gärten werden die Regel und damit einher geht die immer anspruchsvollere Frage nach deren Gestaltung. Das merken auch die Garten- und Landschaftsbaubetriebe, wie Uschi App vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) bestätigt: „Menschen, die erst kürzlich Eigentum mit Garten erworben haben, sind häufig überfordert. Sie haben viele Wünsche, aber wenig Platz und wissen nicht, wie sich beides vereinbaren lässt. Dabei ist mit guter Planung und Beratung auch auf kleinen Grundstücken viel möglich!“
Individuelle Garten(t)räume
Wichtig sei, so die Expertin, sich von dem häufig in Köpfen verankerten Bild des zentral platzierten Rasens und der Beete entlang der Grundstücksbegrenzung zu verabschieden. Selbst langgezogene Reihenhausgärten werden attraktiver und harmonischer wahrgenommen, wenn man nicht gleich bis zum Ende schauen kann. Eine geschickte Raumaufteilung kann sie zudem optisch grösser wirken lassen. „Natürlich brauchen Familien mit Kindern eine grüne Freifläche zum Spielen, aber für diese lässt sich ebenso ein Raum schaffen wir für die anderen Ansprüche an das private Grün.“ Mit klar definierten Bereichen für verschiedene Aktivitäten wie Entspannen, Essen oder Toben wird der Raum optimal genutzt und hat allen Mitgliedern – Jung und Alt – etwas zu bieten. Gestaltet werden sie mit clever platzierten Pflanzen wie hohen Gräsern oder Stauden, Immergrünen, kleinen Hecken oder dem fast schon obligatorischen Hausbaum. Hier ist das umfangreiche Pflanzenwissen der Landschaftsgärtner*innen Gold wert. Sie wissen genau, welche Gehölzarten sich für begrenzte Flächen eignen, gut in Form zu halten sind und auch, wo sie idealerweise gepflanzt werden sollten, damit sie im Sommer kühlenden Schatten auf den angrenzenden Sitzbereich werfen. „Gerade für kleine Gärten sind auch höhere Pflanzen und Elemente unbedingt zu empfehlen“, weiss Uschi App. „Sie schaffen Privatsphäre und gliedern den Raum. Sie können den Blick leiten, fixieren und auch abhalten, was Spannung ins Gesamtbild bringt.“ Darüber hinaus lässt sich oft eine Raumordnung mit unterschiedlichen Geländeniveaus schaffen. So könnte eine gemütliche Feuerstelle leicht abgesenkt und somit windgeschützt angelegt werden, während sich mit der dort ausgehobenen Erde an anderer Stelle eine leicht erhöhte Sitzgelegenheit modellieren lässt. So eröffnen sich ganz neue Perspektiven.
Auf inszenierten Wegen
Wege lassen sich auf dem Grundstück als verbindendes Element einplanen, das zugleich den Blick lenkt und für zusätzliche Dynamik in der Anlage sorgt. Gut ist ein Weg, der sich über das Grundstück schlängelt, mal hinter einem Pampasgras verschwindet, dann wieder hinter einem Staudenbeet auftaucht. Er macht neugierig auf das, was im Garten entdeckt werden kann. „Eine andere Gestaltungsmöglichkeit ist die der klaren Sichtachse: Ein Weg, der schnurgerade vom Haus zum hinteren Gartenbereich führt und dort in einem Highlight endet – einer Bank, einer Statue oder einem eindrucksvollen Gehölz“, erklärt Uschi App vom BGL. „So kann ein Gefühl von Weitläufigkeit inszeniert werden. Bepflanzt man ihn zu beiden Seiten und in regelmässigen Abständen mit niedrig wachsenden Koniferen oder Laubgehölzen, wird der Effekt sogar noch verstärkt.“ Für diesen gestalterischen Kniff bietet sich auch eine gerade Wasserrinne an, in deren stillem Wasser sich der Himmel malerisch spiegelt. So wird ganz einfach zusätzliche Tiefenwirkung erzeugt.
Weite und Ruhe schaffen
Nicht zuletzt spielen auch Farben eine wesentliche Rolle in der Raumwirkung eines Gartens. So können blaue oder weisse Blüten auch in der Distanz gut wahrgenommen werden und sollten möglichst in hinteren und auch dunkleren Gartenbereichen platziert werden. Dort suggerieren sie in kleinen Gärten ein Gefühl von Weite. Mit den frischen Grüntönen von Blattschmuckpflanzen wie Funkien oder Farnen bringt man zusätzliche Helligkeit in schattige Gartenecken. Knallige Farben drängen sich dagegen förmlich auf. Mit ihnen lassen sich Bereiche optisch in Richtung des Betrachtenden ziehen. Soll ein einzelner Aspekt im Garten besonders in den Fokus gerückt werden, bieten sich hierfür Beetgestaltungen mit roten, pinken, gelben oder orangenen Blüten an. Generell gilt aber auch bei kleinen Grundstücken: Weniger ist mehr, denn ein überladener Garten verliert seine Tiefenwirkung und Gemütlichkeit. Hier raten Landschaftsgärtner*innen, bei begrenztem Platz lieber mehrere Gewächse der gleichen Sorte und Farbe zu wählen anstatt mit zu vielen Gestaltungsideen und Pflanzenfavoriten zu überfrachten. Dann erhält der Garten ein grosses Mass an Ruhe, welche man sich gerade im stressigen Alltag besonders wünscht. Weitere Gestaltungsideen und eine Liste mit GaLaBau-Betrieben in der Nähe gibt es auf www.mein-traumgarten.de.
BGL
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