Back to top

Ndoki Wald – Zoo Zürich

In den kommenden Jahren wird die Gorilla-Haltung des Zoo Zürich im Fokus der Zooaktivitäten stehen. Im unteren Zooteil, zwischen Lewa Savanne und Masoala Regenwald, wird ein neuer Lebensraum für den Westlichen Flachlandgorilla und weitere gefährdete Tierarten entstehen.

Der Ndoki Wald ist dem natürlichen Lebensraum der Gorillas in der Republik Kongo nachempfunden und wird allen vier Hauptaufgaben – Naturschutz, Artenschutz, Forschung und Bildung – eines modernen Zoos Rechnung tragen. Dieser Überzeugung folgend beteiligt sich der Zoo Zürich auch künftig am Erhalt der vom Aussterben bedrohten Menschenaffenart. Dafür stehen in naher Zukunft Veränderungen in der bestehenden Gorillagruppe an.

Eine offene, sumpfige Lichtung umgeben von einem dichten Wald mit bis zu 25 Meter hohen «Baumriesen» – das wird das Zentrum des neuen Lebensraums Ndoki Wald. Er ist dem Nouabalé-Ndoki-Nationalpark in der Republik Kongo nachempfunden, welchen der Zoo Zürich künftig als sein neuntes Naturschutzprojekt in Zusammenarbeit mit der lokalen Projektpartnerin Wildlife Conservation Society WCS unterstützen wird.

Bild: Zoo Zürich, Zooplanung Schneider Klein – Rendering Innenperspektive Tropenhalle

Innovatives Projekt mit Leuchtturmcharakter
«Der Ndoki Wald wird ein einzigartiger Lebensraum, der neue Standards in der Haltung von Menschenaffen setzen wird und ein weiterer wichtiger Meilenstein hin zum Zoo der Zukunft ist. Als Zoo Zürich ist es uns ein Anliegen, mit innovativen Projekten voranzuschreiten und den Tieren in unserer Obhut optimale Bedingungen zu bieten. Der Ndoki Wald wird diesen Anspruch erfüllen und zeitgleich alle vier Hauptaufgaben eines wissenschaftlich geführten Zoos auf sich vereinen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Erhalt gefährdeter Arten im Sinne des One Plan Approach der Weltnaturschutzunion IUCN.», erklärt Zoodirektor Severin Dressen.

One Plan Approach

Mit der Kombination von Naturschutz vor Ort und dem Erhalt von Reservepopulationen gefährdeter Arten in Zoos sowie der Erforschung dieser folgt der Zoo Zürich dem One Plan Approach der Weltnaturschutzunion IUCN. Dies ist ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem alle Massnahmen zur Bewahrung der Artenvielfalt ineinandergreifen und voneinander profitieren. So wird das Maximum an Schutz für gefährdete Tierarten erzielt. Dem One Plan Approach sind nicht nur wissenschaftlich geführte Zoos verpflichtet, sondern auch lokale Naturschutzorganisationen, Regierungen sowie zahlreiche weitere am Natur- und Artenschutz beteiligte Organisationen. Statt nebeneinanderher zu arbeiten, propagiert der One Plan Approach eine gemeinsame Sichtweise. So wird beispielsweise das Wissen und die Forschung zu gefährdeten Arten aus Zoos auch in die Naturschutzprojekte vor Ort transferiert und umgekehrt. Artenschutz ist eine Mammutaufgabe, die nur gelingt, wenn alle Akteure Hand in Hand zusammenarbeiten.

Abwechslung und neue Reize
Der Nouabalé-Ndoki-Nationalpark ist ein gut 4000 Quadratkilometer grosses Naturschutzgebiet im Kongo-Becken und zeichnet sich durch einen weitgehend unberührten Regenwald aus. Er ist einer der wichtigsten Rückzugsorte für den Westlichen Flachlandgorilla sowie zahlreiche weitere gefährdete Tierarten.

Auch im Zoo Zürich werden verschiedene gefährdete Arten den Lebensraum Ndoki Wald gemeinsam bewohnen. Neben Gorillas ziehen auf einer Gesamtfläche von 29'000 Quadratmetern Drills, Okapis, Zwergflusspferde und weitere Tierarten ein. Der Ndoki Wald wird in verschiedene Bereiche unterteilt sein. Wie in der Natur ziehen die Tiere in unterschiedlichen Zeitabständen und in wechselnden Gemeinschaftshaltungen von einem Bereich in den nächsten. Das bietet immer wieder neue Reize und fordert die Tiere heraus, im Alltag neue Lösungen zu entwickeln.

Für Gorillas geeignete Giganten
Eine Besonderheit des Ndoki Walds werden die lebenden «Baumriesen» sein. Rund 100 solcher Giganten prägen die Landschaft und bieten den Tieren eine für einen Zoo weltweit einzigartige natürliche Klettermöglichkeit. Damit die Bäume auch den starken Gorillas standhalten, müssen sie bei der Pflanzung im zukünftigen Lebensraum bereits eine gewisse Grösse und ein entsprechendes Alter erreicht haben. Eine spezialisierte Baumschule kümmert sich schon heute um die Pflege eines Teils der künftigen Ndoki-Wald-Riesen.

Der neue Lebensraum Ndoki Wald ermöglicht es den Zoogästen mit allen Sinnen in die Heimat der bedrohten Gorillas einzutauchen. Sie durchwandern den Wald auf verschiedenen Ebenen und erleben die unterschiedlichen Bereiche des vielfältigen Lebensraums von der Baumkrone bis zur Sumpflandschaft. Spannende Perspektiven und Begegnungen auf Augenhöhe wecken Emotionen und sensibilisieren für den Erhalt der einzigartigen Natur. Die Planung für den Ndoki Wald stammt von dem Architekturbüro Zooplanung Schneider Klein. Das Siegerprojekt wurde in einem mehrjährigen Ideenwettbewerb zwischen international renommierten Zoo-Architekturbüros ausgewählt.

Ohne Zucht kein Artenschutz
«Gerade der Westliche Flachlandgorilla gerät in der Wildnis immer mehr in Bedrängnis. Fachleute erwarten eine Abnahme der Population um 80 Prozent in den kommenden drei Generation. Das wäre ein massiver Einbruch, der die Art an den Rand der Ausrottung drängt. Unser Engagement für die Art ist deshalb zentral. Mit der Gorilla-Haltung im Zoo Zürich haben wir in der Vergangenheit bereits einen wichtigen Beitrag zum Erhalt einer stabilen Reservepopulation in den europäischen Zoos geleistet, mitgeholfen neue Forschungserkenntnisse zu gewinnen und unsere Gäste für deren Schutz sensibilisiert. Das möchten und müssen wir auch künftig weiterhin tun. Dafür sind Veränderungen innerhalb der Gorillagruppe unumgänglich.», erklärt Zoodirektor Severin Dressen.

Die Zürcher Gorilla-Gruppe besteht derzeit aus einem Männchen und drei Weibchen. In dieser Konstellation kann sich die Gruppe im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP für die Art nicht weiterentwickeln. Mit Blick in die Zukunft beginnt der Zoo Zürich daher schon jetzt, eine zukunftsfähige Zuchtgruppe aufzubauen, welche dann in den Ndoki Wald übersiedeln wird.

Silberrücken hält Gruppe zusammen
Der Silberrücken N’Gola ist mit 47 Jahren für einen Gorilla bereits in einem hohen Alter und gehört zu den ältesten männlichen Flachlandgorillas in europäischen Zoos. Seit längerem leidet er unter verschiedenen gesundheitlichen Problemen, weshalb er in regelmässigen Abständen durch unsere Tierärzt*innen beurteilt wird. Schon mehrmals gab es gesundheitliche Krisensituationen.

Dies beeinträchtigt die Dominanz des Silberrückens an der Spitze der Gruppe und wirkt sich immer deutlicher auf sein Wohlergehen aus. Dadurch erhöhen sich die Auseinandersetzungen zwischen den drei bisherigen Weibchen, wodurch deren Lebensqualität reduziert wird und die Gruppe zukünftig auseinanderzubrechen droht.

Aufbau einer neuen Gorillagruppe
N’Gola ist Vater von 34 Gorillas und auch seine Nachkommen haben sich erfolgreich vermehrt. Seine Gene sind dadurch im EEP stark repräsentiert. Aktuell besetzt er einen dringend benötigten Platz für ein jüngeres Männchen, welches für die Zucht und somit für den Erhalt dieser Menschenaffenart relevant ist, sich bisher aber nicht fortpflanzen konnte, da es keiner Zuchtgruppe angehört.

Aus diesen Gründen – gesundheitliche Probleme, hohes Alter, Verlust der Dominanz, genetische Überrepräsentation – hat sich der Zoo Zürich in Absprache mit dem EEP für den Westlichen Flachlandgorilla dazu entschieden, N’Gola in naher Zukunft zu euthanasieren und im Gegenzug den 17-jährigen Silberrücken Bwana aus dem Zoo Warschau nach Zürich zu holen.

Koordinierter Wechsel im Sinne des Tierwohls
Zeitgleich werden die beiden Weibchen Mary (17) und Mahiri (12) den Zoo Zürich verlassen. Mary wechselt in den Zoo Saarbrücken, Mahiri in den Zoo Wuppertal. Das dritte Weibchen Haiba (17) bleibt im Zoo Zürich und wird Teil der neuen Zuchtgruppe. Neu hinzu kommen die Gorilla-Weibchen Virunguita (9) aus dem Zoo Barcelona und Ivindo (8) aus dem französischen Zoo La Vallée des Singes in Romagne. Die12-jährige Mayumi wird im Austausch gegen Mary aus dem Zoo Saarbrücken nach Zürich reisen.

«Eine Euthanasie sowie die Abgabe von solch charismatischen Tieren ist eine schwere Entscheidung. Sie fällt uns nicht leicht, obschon wir wissen, dass wir damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt einer stabilen Reservepopulation leisten.», resümiert Zoodirektor Severin Dressen.

Der Umbau der Gorilla-Gruppe ist ein sehr komplexer Vorgang, der eine genau abgestimmte Planung voraussetzt, damit der Ablauf schonend passiert und keine grossen Wartezeiten für die einzelnen Tiere entstehen. Der komplette Wechsel wird daher innerhalb von wenigen Tagen geschehen. Während dieser Zeit kann es spontan zu punktuellen Schliessungen des Menschenaffenhauses kommen. Sobald dieser logistisch herausfordernde Wechsel erfolgreich abgeschlossen ist, wird der Zoo Zürich darüber informieren.

Eröffnung für 2031 geplant
Der geplante Baustart für den neuen Lebensraum Ndoki Wald ist 2028. Die Eröffnung ist für 2031 vorgesehen. «Mit dem Abschluss des Ideenwettbewerbs sind wir einen wesentlichen Schritt weiter in der Planung dieses Meilensteinprojekts. Der neue Lebensraum wird einzigartige Standards in der Haltung von Menschenaffen setzen und einen wichtigen Beitrag zum Schutz der bedrohten Westlichen Flachlandgorillas leisten.», freut sich Zoodirektor Severin Dressen auf den Ndoki Wald.

Das bisherige Menschenaffenhaus bleibt vorläufig bestehen. Der heutige Gorillabereich wird nach der Eröffnung des Ndoki Walds zusätzlich den Sumatra-Orang-Utans zur Verfügung gestellt. Langfristig wird diese Art den neuen Lebensraum Sumatra Regenwald erhalten. Weitere Informationen dazu unter zoo.ch/zukunft.

Noch keine Bewertungen vorhanden
Free Tagging: 
Kategorie: