Ein Biotop als Utopie der Stadt von morgen. Am 14. April 2022 ist es endlich soweit: Dann öffnet die Floriade Expo im niederländischen Almere, rund 30 Kilometer östlich von Amsterdam, ihre Pforten. Die Besucher dieser Gartenbau-Weltausstellung können sich auf einen attraktiven Mix aus Unterhaltung und Information freuen. "Growing Green Cities" steht dabei als Motto über allem.
Gezeigt wird schwerpunktmässig, wie sich Städte von morgen nachhaltiger und grüner gestalten lassen. Rund 100 internationale Aussteller präsentieren auf dem rund 60 Hektar grossen, attraktiv angelegten und von Wasser umgebenen Areal ihre innovativen Ideen und Lösungsvorschläge. Auf einer Fläche von 1.974 Quadratmetern lädt auch ein Deutscher Garten auf eine aussergewöhnliche Expedition in die urbane Zukunft ein.
Verantwortlich für den deutschen Beitrag in Almere ist das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Die Umsetzung übernahm eine Arbeitsgemeinschaft aus drei erfahrenen Unternehmen: Die gtp2 architekten, die weltweit Ausstellungszentren und temporäre Pavillons planen, die Agentur insglück, die seit über 20 Jahren erfolgreich im Bereich Kommunikation im Raum tätig ist, sowie studio grüngrau, eines der grossen Büros für Landschaftsarchitektur in Deutschland. Ihr gemeinsames Konzept, das den Titel "Biotopia – Growing Community" trägt, konnte die Auswahlkommission überzeugen.
Growing Green Cities – Modell für den Wandel
Der Pavillon des Deutschen Gartens – der eine stetig wachsende und sich wandelnde Stadt symbolisiert – besteht aus einer bis zu zweistöckigen, kubistisch anmutenden Holzkonstruktion, die vielerorts durchgängig ist. Für eine nachhaltiger Energiegewinnung wurden modernste Solarpaneele und Windkraftturbinen verbaut. Das Gebäude umspannt das gesamte Areal und öffnet sich nach innen hin zu einem grossen Atrium. Dank intensiver Bepflanzungen bildet der Pavillon selbst ein lebendiges Ökosystem, das dazu beiträgt, die Umgebungstemperatur zu senken und dessen Erscheinungsbild sich im Verlauf der Expo stetig verändern wird. Allein 22 verschiedene Arten Kletterpflanzen kommen hier als Fassadenbegrünung zum Einsatz; und 43 Stauden- und Gräserarten sowie 18 Gehölzarten finden auf dem begehbaren Dach ihren Platz. In luftiger Höhe wird zudem gezeigt, wie sich urbane Dachflächen auch für den Anbau von Gemüse und Obst nutzen lassen.
Im Inneren des Pavillons erleben die Besucher u.a. ein Biotop unterschiedlicher Nutz- und Zierpflanzen, die sich als besonders widerstandsfähig gegenüber klimatischen Veränderungen erwiesen haben. Als sogenannte Zukunftsbäume wurden hier etwa bis zu sechs Meter hohe Mammutbäume (Sequoiadendron giganteum), Trompetenbäume (Catalpa bignonoides) und Schnurbäume (Sophora japonica) gepflanzt. Mit ihren hellgelben Blüten sind gerade letztere auch eine wichtige Bienenweide für den Bienenstock, der im Deutschen Garten aufgestellt wurde. Darin lebt die in England gezüchtete Buckfastbiene. Diese wurde bewusst für den vielbesuchten Ort ausgewählt, denn die Rasse gilt als besonders friedlich und ist somit auch für den städtischen Raum gut geeignet.
Die 18 Quadratmeter grosse Wasserfläche im Zentrum des Gartens ist ebenfalls nicht nur ein attraktives Gestaltungselement. Naturnah angelegt macht sie deutlich, wie wichtig eine blaue Infrastruktur als Lebensraum für Tiere und Pflanzen ist. Beispielhaft wird hier zudem demonstriert, wie sich Niederschlag in bebauten Gebieten speichern lässt und in heissen Sommermonaten durch Verdunstungskühle für ein angenehmes Stadtklima sorgen kann.
Neben der enormen Pflanzenvielfalt findet man in Biotopia begehbare Collagen aus Stadtvisionen, in denen sich aktiv auf Entdeckungsreise gehen lässt. Gezeigt werden vielfältige Perspektiven und Innovationen aus Deutschland, die sich der Frage nach der Zukunft des urbanen Lebens widmen. Besucher werden multiperspektivisch und interaktiv integriert, Exponate laden zum Anfassen, Mitmachen und Ausprobieren ein. Auf sehr spielerische Art und Weise werden ihnen so die Chancen und Potenziale grüner Städte nähergebracht.
Das Konzept des Deutschen Gartens in Almere greift das Floriade Motto "Growing Green Cities" sowohl gestalterisch als auch inhaltlich in optimaler Weise auf. Und auch wenn am 09. Oktober die Pforten der Gartenbau-Weltausstellung schliessen, ist es mit den Nachhaltigkeit-Ideen noch lange nicht vorbei. Denn die eingesetzten Materialien aller Gebäudeteile, die dann zurückgebaut werden, lassen sich wiederverwenden oder komplett recyceln.
Weitere Informationen: www.floriade.com
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