Im Sommer zeigt sich der Klimawandel vor allem durch höhere Durchschnittstemperaturen, längere Trockenphasen und eine insgesamt geringere Luftfeuchtigkeit. Besonders in den hochverdichteten Innenstädten sowie den Gewerbe- und Industriegebieten staut sich während der warmen Monate des Jahres die Hitze, die asphaltierten Flächen heizen sich auf, die Luft flimmert …
... es kommt zu sogenannten Wärmeinseln, mit negativen Folgen für Mensch, Tier und die Materialien der Gebäude. Gerade diese Ballungszentren werden auch in Zukunft am stärksten unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden. Daher ist es wichtig, Klimaanpassungsstrategien zu entwickeln, mit denen die negativen Auswirkungen möglichst gering gehalten werden können.
Pflanzen senken die Temperatur
"Es hat sich bereits in zahlreichen Studien und jahrelangen Klimaaufzeichnungen – unter anderem des Regionalverbands Ruhr – gezeigt, dass Grünflächen gerade in grösseren Städten enorm wertvoll für ein gutes innerstädtisches Klima sind", betont Gerald Jungjohann, Vizepräsident des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) e.V. sowie Vorsitzender des BGL-Ausschusses Landschaftsgärtnerische Fachgebiete. "Pflanzen wirken sich gleich auf mehrfache Weise positiv auf ihr Umfeld aus und können auf natürliche Weise die negativen Folgen des Klimawandels mindern." Sie verdunsten zum einen Wasser über ihre Blätter, was zu einer höheren Luftfeuchtigkeit und somit zu einer niedrigeren gefühlten Temperatur führt. Zum anderen schattieren vor allem grosse Gehölze mit ihren Kronen den Boden und verhindern auf diese Weise eine starke Aufheizung durch direkte Sonneneinstrahlung. Nicht zuletzt lassen sich mit einer geschickten Anordnung von Grünflächen in der Stadt auch die Luftströme gezielt lenken, sodass sogenannte Kaltluftschneisen entstehen. "Natürlich sind es in erster Linie die grossen Areale, wie öffentliche Parks, die den stärksten Einfluss auf das Kleinklima haben – aber auch das gilt nur für ihr direktes Umfeld", hebt Jungjohann hervor. "Für die gesamte Stadtklimatologie ist es daher wichtig, dass es möglichst viele, zusammenhängende Grünflächen gibt und natürlich auch, dass die Pflanzen vital und gesund sind. Denn nur dann kommen ihre positiven Eigenschaften auch zum Tragen."
Gehölze der Zukunft - Silber-Linden, Ginkgos, Zürgelbaum, Hopfenbuche und Honigbaum
Die Stadt mit ihren asphaltierten Flächen und Gebäuden ist alles andere als ein natürliches Umfeld für Pflanzen. Es ist heiss, ihnen steht wenig Platz zur Verfügung, die Luft ist trocken, staubig und mit Abgasen belastet, der Boden von Autoreifen und Bodenarbeiten verdichtet und mit Tausalz und den Hinterlassenschaften von Hunden belastet ... Gerade für die Bäume, die das Bild vieler Strassen prägen, bedeutet das städtische Umfeld Stress, weswegen sie unter anderem nicht so imposant und alt werden, wie die Majestäten in der freien Natur. In niederschlagsarmen Sommern sind die Pflanzen zudem zusätzlich geschwächt und Schädlinge haben leichtes Spiel. "Um das zu verhindern ist es wichtig, dass wir Stadtbäumen ein Umfeld schaffen, in dem sie sich gut entwickeln können. Dazu zählt eine ausreichend grosse Pflanzgrube, in denen die Wurzeln genügend Raum haben, sowie gegebenenfalls eine Verbesserung des Bodens mit speziellem Substrat", erklärt Jungjohann vom BGL. "Zum anderen ist bei Jungbäumen ein jährlicher Schnitt und bei allen Gehölzen regelmässige Kontrolle wichtig, um ihre Vitalität und Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Belaubung, Blattgrösse, Verzweigung und Austrieb müssen gesichtet, Totholz entfernt, die Krone ausgelichtet werden." Ein weiterer entscheidender Faktor für gesundes Grün in der Stadt ist auch die sorgfältige Auswahl der Gehölze. Längst nicht alle Arten kommen gleich gut mit den schwierigen Bedingungen in der Stadt zurecht. Zudem haben manche seit einigen Jahren mit Schädlingen und Krankheiten zu kämpfen und empfehlen sich daher nicht mehr, wie beispielsweise Kastanien oder Eschen. "Silber-Linden und Ginkgos haben sich dagegen für die Pflanzung in Ballungszentren bewährt und gelten als Stadtbäume der Zukunft. Auch exotische Arten wie der Zürgelbaum (Celtis), die Hopfenbuche (Ostrya) oder der Honigbaum (Sophora) werden immer beliebter", so Jungjohann.
Auch Bäume haben Durst
Bei einer professionellen Pflanzung und anschliessenden Versorgung wachsen die Wurzeln der Bäume in der Regel bis tief in den Boden hinein und erreichen das dort gespeicherte Wasser. Doch während der immer heisser werdenden Sommer trocknet die Erde stark aus, die Wurzeln finden keine Flüssigkeit mehr und die Gehölze drohen zu vertrocknen. Gerade bei jüngeren, neugepflanzten Bäumen ist das ein Problem, denn ihre Wurzeln sind noch nicht entsprechend eingewachsen. Alle diese Gewächse des öffentlichen Raums zu giessen ist eine riesige Aufgabe: So hat allein Hamburg 250.000, Berlin rund 431.000 und München 750.000 Stadtbäume und jedes dieser Exemplare braucht wöchentlich 60 bis 100 Liter Wasser. Das ist allein durch die Kommunen, Stadtwerke und beauftragten Landschaftsgärtner kaum zu bewältigen, weswegen einige Kommunen in Hitzesommern an die Mithilfe der Bürger appellieren. "Deshalb weniger Bäume zu pflanzen, kommt natürlich allein im Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels nicht in Frage. Aber auch aus vielen weiteren Gründen sollten Gehölze in der Stadt einen höheren Stellenwert einnehmen", betont Jungjohann. "Bäume sind zudem wichtig als CO2-Verbraucher und Sauerstoffproduzenten, als Luftfilter und als Lärm- und Windschutz. Urbane Grünflächen schaffen wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen und sie steigern als Naturerfahrungs- und Erholungsräume die Aufenthaltsqualität im direkten Lebensumfeld der Menschen." Mehr unter www.galabau.de.
BGL
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