Ein neuartiges System der vertikalen Innenraum-Begrünung wurde in Versuchen an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) entwickelt: Es benötigt weder ein Pumpsystem noch Strom- oder Wasseranschluss.
Ausschnitt aus einem Pflanzenbild (Bild ej)
Mit ‚Verticalis’ können Wände jeder Grösse in artenreiche, blühende Biotope verwandelt werden. Jedes Werk ist wie ein Bild und kann auf einfachste Weise an eine Wand gehängt werden.
Vertikale Begrünungen sind keine Erfindungen von gewieften Pflanzenverwendern, Botanikerinnen oder Landschaftsarchitekten. Beispiele aus der Natur wie an Felshängen, Wasserfällen und Lehmgruben in verschiedenen Klimazonen der Welt sind Vorbilder für die Begrünung von Wänden. In der Innenraumbegrünung und im städtischen Lebensraum haben vertikale Begrünungen eine grosse Zukunft. Die Verbesserung des Klimas, eine grössere Artenvielfalt und ein lebenswertes Wohn- und Arbeitsumfeld sind erstrebenswerte Veränderungen einer Stadtlandschaft mit beschränkten Ausdehnungsmöglichkeiten in die Horizontale.
Ausschnitt aus einem Pflanzenbild (Bild ej)
Einfach physikalisch
Das an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) kommt ohne Pumpe, Wasser- und Stromanschluss aus. Das einfache und doch ausgeklügelte System basiert auf dem physikalischen Gesetz der Kapillarität. Die Pflanzen werden nicht in ein Vlies gehängt, sondern in einen festen Hintergrund, dessen Zusammensetzung Betriebsgeheimnis bleibt. Eine Besonderheit zu bestehenden Systemen der Wandbegrünung stellt die grosse Artenvielfalt der Pflanzenbilder dar.
Mehrere Tische mit einer grossen Auswahl an Pflanzen werden
für die Gestaltung von Pflanzbildern verwendet. (Bild ej)
Der Pionier der vertikalen Begrünung, der französische Botaniker Patrick Blanc arbeitet bei seinen Innen- und Aussenraumbegrünungen mit einem Bewässerungs- und Pumpsystem. Darüber wird ein Vlies gespannt, in das die Pflanzen (mit Wurzelballen) hinein gesteckt werden. www.murvegetalpatrickblanc.com
Pflanzen aus subtropischen und tropischen Klimazonen
In Zusammenarbeit mit der Firma Hydroplant werden derzeit Verbesserungen in gestalterischer Hinsicht erarbeitet und ab Oktober 2009 sollen die ersten Modelle erhältlich sein. Zurzeit sind es noch viereckige Formen, doch später soll es möglich sein, jede beliebige Form zu begrünen.
Das besondere an den vertikalen Pflanzenbildern ist die grosse Vielfalt an Pflanzen. Für die Innenraumbegrünung werden ausschliesslich subtropische und tropische Pflanzen, hängende, wie kriechende, verwendet. Einige bekannte Zimmerpflanzen werden auch verwendet. Viele Aufsitzerpflanzen (Epiphyten) oder in Felsnischen wachsende (Lythophyten) eignen sich gut zur Gestaltung von Pflanzenbildern. Mit Blattfarbe und –form, mit hängendem Wuchs, mit Blüten wird gestaltet, so dass daraus Bilder entstehen. Die Pflanzenvielfalt bietet ungeahnte Möglichkeiten, die derzeit in vielerlei Varianten getestet werden. Im Labor der Hochschule hängen naturhafte wilde Bilder neben modernen und farblich frechen Kompositionen.
Die Vermehrung erfolgt meist vegetativ über Stecklinge. (Bild ej)
Grüne Wände überall
Die Wandbegrünung soll nicht nur auf Innenräume beschränkt bleiben. In Versuchen wird nach einer Möglichkeit der Aussenwandbegrünung geforscht. Der schwierigste Punkt ist in unserem Klima, wie die Pflanzen in der Vertikale den Winter überstehen ohne auszutrocknen. Die exponierte Lage an Wänden erfordert besonders robuste Pflanzen, die Wind, Kälte und intensiver Sonneneinstrahlung standhalten. Patrick Blanc hat sich mit seinen Aussenbegrünungen mehrheitlich auf klimatisch mildere Klimazonen konzentriert.
Man darf gespannt sein auf neue Lösungen für unsere Klimabereiche. Doch es wird wohl noch ein paar Jahre dauern, bis die Mauern in unseren Städten mehrheitlich grün statt grau sind.
Verticalis, Institut für Umwelt und Nat. Ressourcen, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Wädenswil,
Philipp Stauffer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Hortikultur; philipp.stauffer@zhaw.ch
Auf www.verticalis.ch finden Sie weitere Bildbeispiele, Adressen und technische Daten.
Giardina Zürich, 18. - 22. März 2009, Halle 7, Stand A10, Messe Schweiz (Zürich) AG, Wallisellenstr. 49, 8050 Zürich
www.giardina.ch
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