Das laufende Gartenjahr neigt sich dem Ende zu und es ist ein Ausblick ins kommende angesagt. Was sind die Trends für 2020, die die Gartenkultur massgeblich beeinflussen. Die Megatrends der Gesellschaft zeigen sich auch in der Gartenszene: Individualisierung, Globalisierung, Klimawandel, Biodiversität, Digitalisierung und Funktionalismus.
Individualisierung
Nach wie vor ist der Trend ungebrochen, dass der Garten als Erweiterung des persönlich gestalteten Wohnraums verstanden wird. Dem entsprechend werden die verfügbaren Grünflächen individuell nach dem eigenen Geschmack gestaltet und möbliert. Einzigartigkeit und Unterscheidbarkeit zu anderen Gärten sind wichtig. 2020 kommen farbige Gartenmöbel, die diese Tendenz noch verstärken. Neben Blumen werden demnächst Tische, Stühle und Liegen im knalligen Gelb, Rot, Blau und Orange leuchten.
Globalisierung
Der Garten ist nicht nur ein Refugium, das man für sich alleine unterhält. Die urban gardeners posten den Zustand des Grünraums regelmässig auf Social-Media Plattformen wie Blogs, Instagram, Pinterest, SnapChat, TikTok und Facebook. So erfährt man weltweit, was in der Grünenszene hip ist, was coole Ideen sind und was man selber gerne ausprobieren möchte. Die Inspiration was möglich ist, wird global zur Verfügung gestellt.
Klimawandel
Momentan ist der Naturschutz einseitig auf Bewahrung und Konservierung ausgerichtet. Schaut man etwas weiter zurück in der Entwicklung so zeigt sich, dass sich das Klima bereits mehrere Male verändert hat. In der Jura-Zeit waren die Polkappen eisfrei. Grosse Gebiete wurden überflutet. In der Eiszeit wurden ganze Vegetationen ausgelöscht und eroberten nach dem Rückzug der Gletscher wieder die brachen Gebiete. Unabhängig, ob der jetzige Klimawandel durch den Menschen verschuldet ist, passt sich die Natur fortlaufend an. Pflanzen- und Tierarten verschwinden aus einem Gebiet. Neue Pflanzen und Tiere besiedeln Gebiete, die deren Standortanforderungen erfüllen. Als Ergänzung zum Naturschutz müsste man ein Augenmerk auf die Naturentwicklung setzen.
Biodiversität
Das ist vermutlich der Megatrend, der den Gärtnerinnen und Gärtnern am meisten Freude bereitet. Eine grosse Vielfalt an heimischen Pflanzen, Stauden und Gehölzen als Garten inszeniert, bietet eine grosse Chance, dass es neue Lebensräume für Insekten und Kleinsäuger gibt. Schaut man in der Schweiz in die Gärten von Einfamilienhäusern und Wohnsiedlungen, so ergibt sich ein riesiges Veränderungspotenzial. Es dominieren oft Rasenflächen, Kirschlorbeerhecken und 0815 Bepflanzungen. Angesprochen auf den Einheitsbrei bringen Verwaltungen oft die Ausrede, dass Stauden- und Gehölzrabatten von Vandalen zerstört werden. Ein Kräuterrasen böte vielen Insekten Nahrung. Auch hier kommt das Scheinargument, dass spielende Kinder von Bienen gestochen werden. Eine Siedlung mit 5000m2 Grünfläche kann die Rasenfläche gut auf 1000m2 reduzieren. Das ist immer noch genug Platz für Ball- und Fangspiele auf dem Rasen.
Digitalisierung
Dieser Trend löst bei den passionierten Gärtnerinnen und Gärtnern ambivalente Gefühle aus. Wird die Gartenarbeit durch Mähroboter, Wettervorhersage und Sensoren gesteuerte Bewässerungssysteme reduziert, fällt auch das erholende kontemplative Element dieser Tätigkeit weg. Auf der anderen Seite bieten diese autonomen Systeme eine gewisse Unabhängigkeit für Ferien und Wochenendausflüge. Durch die Technologisierung des Gartens kann man aber auch neue Personengruppen für die Natur begeistern. Technikaffine Personen finden über Gartenroboter, Growsysteme und Spacefarming den Zugang zur Hortikultur und den Pflanzen.
Funktionalismus
Die Zeiten der reinen Ästhetik des Gartens sind vorbei. Vertikale Gärten begrünen Fassaden und leisten so einen Beitrag zu einem angenehmen Klima. «Edible Plants» haben meistens eine Doppelfunktion, sie sehen schön aus und lassen sich gleichzeitig verspeisen. Pflanzen sollen nicht nur gut duften, sondern müssen auch noch als Futterstelle für Insekten dienen. Die Pflanzkübel auf der Terrasse sind nicht nur mit Zierpflanzen bestückt, auch Kräuter, Gemüse, Obst und Beeren werden gezogen.
Gartenbaden
Der Begriff Gartenbaden ist noch nicht so etabliert wie Waldbaden. Er ist aber vergleichbar. Im Waldbaden geht es ums Eintauchen in die Natur. Die angenehme Atmosphäre des Waldes mit der speziellen Lichteinstrahlung, dem typischen Waldduft und der speziellen Luft hat einen stimulierenden Einfluss auf den menschlichen Körper und Geist. Der weiche federnde Waldboden ist angenehm für die Füsse und fördert die Entspannung. Ein Teil dieser positiven Beeinflussungsfaktoren findet man auch in einem Garten. Der Blick ins Grüne, der Duft von Blütenpflanzen, das Summen von Insekten helfen sich vor dem hektischen Alltag zu lösen. Die Inszenierung des Gartens als bewusster Ort der Erholung wird in den nächsten Jahren wichtiger werden.
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