Verbunden mit den klimatischen Veränderungen stellt sich die Frage des Wasserhaushaltes im Garten je länger je mehr. Will man Dürre und Wüste im eigenen Garten vermeiden so gilt es folgende drei Faktoren in Einklang zu bringen: Wasserbedarf, Wasserzufluss und Wasserverbrauch.
Wasserbedarf von Stauden und Gehölzen
Dieser Faktor richtet sich primär nach der Art der Bepflanzung, der Exposition des Gartens und der Pflanzenarten. Prägendstes Beispiel, dass der Wasserbedarf nicht mehr gestillt wird, sind die braunen Thuja-Hecken. Pflanzen, die bisher mit dem feuchten und regnerischen Klima gut zurechtkamen erleiden mit den langen heissen und trockenen Sommern Totalschaden. Eine Überarbeitung der Pflanzenauswahl im Garten ist daher angezeigt. Die Entscheidung für hitze- und trockenheitsresistente Pflanzen bereitet schlussendlich mehr Freude im Garten und weniger Stress, wenn gegossen werden müsste, obwohl die Gemeinde ein Bewässerungsverbot erlassen hat. Pflanzen, die gut mit Trockenheit umgehen können, verfügen über entsprechende Schutzmechanismen. Oft reduzieren behaarte oder wachshaltige Blattoberflächen die Verdunstung über die Blätter.
Ein paar Beispiele für Stauden, die Trockenheit gut überleben:
- Carex
- Disteln
- Festuca
- Flausch-Federgras
- Katzenminze
- Lavendel
- Mauerpfeffer
- Salbei
- Schafgarben
- Sedum (Fetthenne)
- Thymian
- Verbene
- Wolfsmilch
- etc
Erkundigen Sie sich im Fachhandel nach Pflanzen, die die von ihnen vorgegebenen Standortkriterien erfüllen.
Ein paar Beispiele für Gehölze, die Trockenheit gut überleben:
- Blaue Heckenkirsche
- Erbsenstrauch
- Feldahorn
- Gelbe Fasanensoiere
- Ginster
- Hänge-Purpurweide
- Hasel
- Holunder
- Hundsrose
- Kiefern
- Kriechweide
- Liguster
- Rosmarinweide
- Sanddorn
- Schneebeere
- Silber-Ölweide
- Tamariske
- Tatarische Heckenkirsche
Auch hier wenden Sie sich am besten an einen lokalen Baumschulisten, der die Region und Standortbedingungen kennt.
Eine weitere Möglichkeit den Wasserbedarf der Pflanzen zu reduzieren, ist durch die Veränderung der Standortbedingungen. Diese werden im Abschnitt Wasserverbrauch näher erläutert.
Wasserbedarf von Rasen
Rasen ist ein spezielles Thema. So übernimmt er doch ganz unterschiedliche Funktionen. Sozialpsychologische Aspekte, wie synchrones Rasenmähen in Einfamilienhaussiedlungen und den nachbarschaftlichen Austausch über geeignete Rasenmäher, Rasendünger, Rasensaaten sollte man nicht unterschätzen. Weiter ist er Projektionsfläche für Digitalisierungs- und Automatisierungsbestrebungen verschiedener Gartengerätehersteller. Die Frage der Nutzungsart ist oftmals sekundär, spielt jedoch bezüglich Wasserbedarf eine entscheidende Rolle. Ein Spiel- und Sportrasen erfüllt andere Anforderungen als eine Grünfläche, die kaum betreten wird. Letztere könnte man gut und ohne Verlust in Kräuterrasen oder Extensivrasen umwandeln. Damit verbunden wäre eine grosse Reduktion des Wasserbedarfs. Bei Spiel- und Sportrasen ist eine genügende Wasserversorgung unabdingbar. Wir haben im Rahmen des Artikels «Wieviel Wasser braucht der Rasen» bereits zu dieser Thematik berichtet.
Wasserzufluss
Neben dem Wasserbedarf, ist der Wasserzufluss ein entscheidender Faktor, ob sich der Garten in Wüste verwandelt oder die Gestalt einer grünen Oase annimmt. Viele Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer greifen auf das Trinkwassernetz zu und bewässern damit ihren Garten. Künftig, könnte diese Quelle nur noch reduziert zur Verfügung stehen. Übersteigt der kommunale Wasserbedarf den Wasserzufluss, so werden Gemeinden Bewässerungsverbote erlassen. In der Regel trifft es zuerst Autos waschen, Swimingpools befüllen und Rasen bewässern.
Die beste Alternative ist die Einrichtung von eigenen Regenwasserspeichern. Das kann klein beginnen, mit einem Regenwassertank, gespiesen über ein kleines Dach eines Gartenhauses. Alternativ sind grössere aufstellbare Zisternen denkbar, die man an der Dachentwässerung anschliesst oder langfristige Lösungen wären Unterwassertanks.
Die Grösse der Wasserspeicher lassen sich ableiten aus dem Wasserverbrauch und einem allfälligen Wasserzufluss. An einem Rechenbeispiel sollen die Grösse des Wasserbedarfs, die Grösse der Wasserspeicher und die Grösse der Sammelfläche für das Regenwasser näher erläutert werden. Damit lassen sich verschiedene Szenarien für den Wasserhaushalt durchspielen. Will man die regenarme Zeit komplett mit eigenem Wasser überbrücken, so ergeben sich folgende Grössen:
- 100m2 Gartenfläche: Wir gehen davon aus, dass die zu bewässernde Gartenfläche 100m2 beträgt, z.B. für Spiel- und Sportrasen und Gemüsebeet. Der Rest des Gartens wäre mit einer Trockenheitsresistenten Pflanzung versehen.
- 20 l/m2 Wasserbedarf pro Woche. Damit die Pflanzen gut gedeihen ist diese angegebene Wassermenge erforderlich. Umgerechnet in m3 auf die obige Fläche von 100m2 wären das 2'000 Liter Wasser (2m3) pro Woche.
- 20 Wochen Sommer: Die Dauer des Sommers, respektive die niederschlagsarme Zeit nehmen wir mit 20 Wochen an.
- 267.6 mm Niederschlag: In Basel fiel in der Zeit vom 1. April 2018 bis 21. August 2018 diese Menge Regen.
- 400mm Wasserbedarf: Der obig definierte Wasserbedarf für die Zeit von 20 Wochen in mm umgerechnet beträgt 400mm. Auf eine Fläche von 100m2 umgerechnet sind das 40'000 Liter (40m3) Wasser.
- 137mm fehlende Niederschläge: 400mm – 267mm ergibt die fehlende Menge Wasser. Umgerechnet auf die Fläche sind es 13'700 Liter (13.7m3) Wasser.
- 4 Wochen ohne Niederschlag. Will man diese Zeit mit eigenem Wasser überbrücken, so müssten 8'000 Liter Wasser (8m3) zur Verfügung stehen, 2'000 Liter pro Woche.
- 51m2 Dachfläche: Um das fehlende Wasser 13.7m3 über Regenwasser zu gewinnen (267mm Niederschlag, 267 l/m2) ist eine Dachfläche von51m2 erforderlich.
Wer gerne mit eigenen Zahlen experimentiert oder verschiedene Szenarien durchrechnen will, findet eine einfache Tabellenkalkulation als Dateianhang in diesem Artikel.
Wasserverbrauch
Der Wasserverbrauch hängt auf der einen Seite vom Wasserbedarf der Pflanze ab. Auf der anderen Seite stehen Faktoren wie Temperatur, Sonneneinstrahlung, Wind, Luftfeuchtigkeit und Bodenbeschaffenheit. Mikroklimatische Aspekte lassen sich mit geeignete baulichen Massnahmen verbessern. Die Belegung der Fläche mit einem Schatten reduziert die Verdunstung. Mit einer mechanischen Lockerung des Bodens oder einer Abdeckung mit Mulch, wird dem Boden weniger Wasser entzogen. Ebenso ist an exponierten Lagen die Pflanzung einer Hecke als Windschutz eine geeignete Massnahme gegen das Austrocknen des Bodens. Das Wasserspeichervermögen von Sand-, Kies- und Kalksteinböden unterscheidet sich stark von Lehmböden. Je besser die Fähigkeit des Bodens Wasser zu speichern und langsam abzugeben, umso besser für die Pflanzen. Durch die Erhöhung von Lehm- oder Humusanteilen, lässt sich die Speicherfähigkeit des Bodens verbessern. Die radikalste Lösung wäre komplett auf geschlossene Systeme umzusteigen, wie man sie bei UrbanFarming, Hydroponic und Auqaponic Projekten kennt. Dann wäre der Wasserverlust durch versickern im Boden gleich Null.
Ein weiteres Augenmerk gilt der Art und Weise und dem Zeitpunkt der Bewässerung. Regner- und Sprühsysteme, die zur Mittagzeit laufen benötigen ein Vielfaches an Wasser im Vergleich zur Tröpfchenbewässerung, die während der Nacht läuft. Hier kann man gut auf die Errungenschaften der Digitalisierung im Garten zurückgreifen. Elektronisch ansteuerbare Regenwasserpumpen, Feuchtigkeitssensoren und Schaltuhren, die die Bewässerung zwischen 02:00 und 05:00 durchführen bilden die optimalen Komponenten.
Bei einer Umstellung des Gartens im Hinblick auf einen optimierten Wasserhaushalt gibt es einiges an Vorüberlegungen und Planungen. Bei Bedarf lässt sich diese Umstellung auch etwas aufteilen. Giardina hat 2019 die veränderten klimatischen Bedingungen und die Digitalisierung des Gartens als Schwerpunktthema aufgenommen.
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Einfache Tabellenkalkulation zur Berechnung des Wasserhaushalts. | 61.59 KB |
feldahorn.jpg | 95.92 KB |
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