Was der Pfau im Vogelreich, sind die Orchideen unter den Blumen: faszinierende Geschöpfe wie aus einer anderen Welt. Neue Hybriden und altbekannte Arten der Gartenorchideen mischen den Gartenmarkt kräftig auf. „Alltäglich“, das gibt es bei Cypripedium und Co. nicht.
Aus den Gartencentern und Gärtnereien kennen wir die allgegenwärtige Schmetterlings-Orchidee, die Phalaenopsis. In nahezu jeder Wohnstube ist sie anzutreffen und erfreut mit ihren eleganten Blüten. Ihre „Schwestern“, die Freilandorchideen, sind als Gartenpflanzen noch wenig bekannt. Die berühmteste ihrer Art ist der einheimische Frauenschuh Cypripedium calceolus, der in punkto Schönheit und Exotik eine Klasse für sich ist. Sein Erkennungsmerkmal ist besagter „Frauen-Schuh“, die beutelartige Lippe der Blüten unterhalb der Kronblätter, der namensgebend für die Pflanze war: ‚Kypris‘ verweist auf die Göttin Aphrodite, ‚Pedilon‘ bedeutet „Pantoffel“ oder „Sandale“. Wortwörtlich heisst Cypripedium also nichts anderes als „Pantoffel der Aphrodite“.
Die Frauenschuhorchideen sind nicht die einzigen Freilandorchideen, die sich für die Kultur im Garten eignen. Potenzielle Orchideenanfänger sind gut beraten, zunächst einem anderen Vertreter ihre Gunst zu schenken, beispielsweise der Gestreiften China-Orchidee Bletilla striata. Bereits 280 v.Chr. wurde diese robuste Art von einem chinesischen Kaiser erwähnt und ist mit ihrer leuchtend purpurroten Blüte eine exklusive Zierde für den Garten.
Standort und Substrat
Zwei Aspekte sind bei der Kultur von Gartenorchideen wichtig: der Standort und das Substrat. Egal ob Bletilla oder Cypripedium, sie alle lieben durchlässige, lockere Gartenböden. Die charakteristischen Böden des Mittellandes sind ihnen oft zu lehmig, was sie mit kränkelndem Wuchs quittieren. Als Gegenmassnahme kann das Substrat mit Kompost, Sand und Splitt vermischt werden. Zudem missbilligt gerade der Frauenschuh Wurzelkonkurrenz. Wird er in eine bestehende Rabatte gepflanzt, können die benachbarten Pflanzen durch eine Wurzelsperre von den empfindlichen Rhizomen ferngehalten werden. Cypripedium benötigt einen halbschattigen bis schattigen Standort, unter einem Baum oder an der Nordseite eines Hauses. Mittagssonne ist unbedingt zu vermeiden. Bletilla ist besser an einem halbschattigen bis sonnigen Standort aufgehoben. Sie bevorzugt eine milde Lage, je nach Region mit Winterschutz. Cypripedium hingegen ist absolut winterhart.
Beim Kauf gilt: Nur Kulturmaterial mit Züchter-Zertifikat kaufen! Die Wildarten von Cypripedium sind geschützt, das Erwerben oder Ausgraben von Wildarten ist daher illegal.
Der Letzte seiner Art
Bereits im viktorianischen England hatte sich eine wahre „Orchidomanie“ entwickelt. Im Auftrag des Adels reisten Pflanzenjäger durch die Tropen und sammelten ein, was sie sammeln konnten – mit teils katastrophalen Folgen. Auch der Bestand an heimischen Arten wurde durch diese Sammelwut fast zerstört. Nachdem zu viele Wildexemplare als Zimmerschmuck und zum Verkauf ausgegraben worden waren, wurde der Frauenschuh 1915 in England für ausgestorben erklärt. Dann, 15 Jahre später, die Sensation: ein intaktes Exemplar wurde entdeckt! Nur dadurch, dass man es konsequent schützte – teils wurden während der Blütezeit sogar Wachen aufgestellt –, konnte die Art erhalten werden. Heute ist der Gelbe Frauenschuh Cypripedium calceolus in England wieder heimisch.
Globales Vorkommen
Die Familie der Orchideen ist eine der umfangreichsten in der Pflanzenwelt. Am häufigsten sind sie in den subtropisch-tropischen Regionen aufzufinden; mit grösserer Entfernung zu den Tropengürteln nimmt ihre Anzahl ab. Die meisten Orchideen der warmen „Ballungsräume“ sind baum- und felsenbewohnende Arten (Epiphyten), die unserer Klimazonen erdbewohnend. So auch der Gelbe Frauenschuh (Cypripedium calceolus). Von ihm gibt es an die 50 Naturarten und inzwischen mehrere hundert Hybriden.
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