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Thailändischer Garten mit Elefantenanlage

Am kommenden Samstag öffnet im Zoo Zürich der Kaeng Krachan Elefantenpark. Entsprechend dem generellen Trend den Tieren eine optimale Umgebung aus dem Heimatland anzubieten, wurde auch hier ein Abbild eines thailändischen Parks hingezaubert. Die durch den Landschaftsarchitekten Lorenz Eugster entworfene Umgebungsgestaltung weckt Assoziationen an den thailändischen Regenwald.

Der Kaeng Krachan Elefantenpark des Zoo Zürich trägt den Namen des grössten Nationalparks in Thailand. Der Zoo Zürich unterstützt dort Projekte zum Schutz des Asiatischen Elefanten. Dazu gehört, dass Konflikte zwischen Bauern und Elefanten entschärft werden.
Der neue Kaeng Krachan Elefantenpark des Zoo Zürich ist – wie auch schon der Masoala Regenwald – mit einem Naturschutzprojekt im Freiland verbunden. Der Zoo Zürich unterstützt hierzu die Wildlife Conservation Society (WCS), mit der er bei der Unterstützung des Masoala Nationalparks in Madagaskar seit Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. Die WCS setzt sich in enger Zusammenarbeit mit dem Kaeng Krachan Nationapark in Thailand für den Schutz der dort lebenden Elefanten ein.
Der Kaeng Krachan Nationalpark, der dem Elefantenpark des Zoo Zürich seinen Namen gegeben hat, umfasst das grösste geschützte Gebiet in Thailand. Etwa 200 wilde Elefanten leben im knapp 3'000 Quadratkilometer grossen Gelände. Im Zentrum der Naturschutzaktivitäten steht unter anderem die Entschärfung des Konflikts zwischen Menschen und Elefanten. Aber auch die Vergrösserung des Lebensraums durch eine Verbindung einzelner Schutzgebiete, der Kampf gegen die Wilderei und Investitionen in Bildungsprojekte gehören zum Programm.
Das Engagement des Zoo Zürich für den Kaeng Krachan Nationalpark spiegelt sich im Erscheinungsbild des neuen Elefantenparks wieder. So gibt es etwa eine «Wachhütte» mit Alarm-Zaum. Sie zeigt, wie die thailändischen Bauern rund um den Nationalpark ihre Plantagen Schützen. Eine zerstörte Hütte und Spuren über den Gehwegen illustrieren weiter die verheerenden Folgen, die ein Elefantenbesuch hinterlassen kann.

Der «Mensch-Elefant-Konflikt»
Die traditionellen Futterplätze und Wanderrouten wilder Elefanten sind in vielen Gebieten durch landwirtschaftliche Kulturen eingeengt oder belegt. Das führt zu Konflikten zwischen der bäuerlichen Bevölkerung und den Elefanten, zum sogenannten «Human-Elephant Conflict» (HCE). So hinterlassen Elefantenherden, die auf ihrer Wanderschaft in Ananas-oder Bananenplantagen eindringen oder Felder plündern, grosse Schäden. Gelegentlich werden dabei auch Häuser und Fahrzeuge beschädigt.

Im Kaeng Krachan Nationalpark in Thailand versucht man den Konflikt mit Schutzzäunen und Wachposten zu entschärfen. Hierzu wird entlang der Nationalparkgrenze eine etwa sechs Meter breite Wegschneise erstellt und ein Zaun aus Holzpfosten und zwei dazwischen gespannten Drähten errichtet. Bewegt oder zerreist ein Elefant die Drähte, löst dies einen lauten Alarm und ein Lichtsignal aus. Die Wachposten treiben die Elefanten darauf mit lauten Schreien und Knallpetarden in den Wald zurück. Da die Länge des Zauns begrenzt ist, können die Tiere ihre Wanderung nach einer Umleitung trotzdem fortsetzen. Ziel des Programms ist es, langfristig eine entspannte Koexistenz von Mensch und Elefant möglich zu machen. Die Methode hat sich bewährt: Die Konflikte sind in einigen Regionen um bis zu 90 Prozent zurückgegangen.

Die Elefantenpopulation schrumpft
Das Verbreitungsgebiet des Asiatischen Elefanten erstreckte sich ursprünglich von Syrien bis nach China, eingeschlossen der Inseln Sri Lanka, Sumatra und Borneo. Doch der Lebensraum des Asiatischen Elefanten schrumpft beständig: Der «Elephas maximus» ist nach Einschätzung der Internationalen Welt-Naturschutzunion (IUCN) «stark gefährdet». In manchen Regionen Südostasiens steht er gar vor der Ausrottung. Seine Gesamtzahl in der Wildnis wird auf etwa 40'000 Tiere geschätzt. Davon leben etwa 20'000 in Indien sowie weitere 5000 in Burma.
Mehrere Faktoren machen dem Asiatischen Elefanten zu schaffen. Wegen der schon über lange Zeit anhaltenden Wilderei auf Bullen mit Stosszähnen, haben Bullen, die keine grossen Stosszähne entwickeln, besser überlebt und mehr Nachkommen gezeugt. Heute trägt beim Asiatischen Elefanten nur noch etwa 10 Prozent der Bullenpopulation grosse Stosszähne. Die anderen 90 Prozent werden in Thailand als «Maknas» bezeichnet, als Bullen ohne Stosszähne.

Der Handel mit Elfenbein ist heute zwar weitgehend verboten. Trotzdem geht die Zahl der wildlebenden Elefanten weiter zurück. Der Lebensraum des Asiatischen Elefanten wird immer kleiner. Es droht sogar Inzucht, weil die letzten Populationen nicht mehr durch natürliche Flächen untereinander verbunden und damit isoliert sind.

Auch hier will man handeln. Der Kaeng Krachan Nationalpark liegt im Tenasserim Mountainrange. Über einen 75 Kilometer langen und 10 Kilometer breiten Wanderkorridor soll er mit dem im Norden gelegenen, 18'000 Quadratkilometer grossen Western Forest Complex verbunden werden. Die Wildtiere können so ihren Lebensraum erweitern und sich mit anderen Artgenossen paaren.
Zusammen bilden der Kaeng Krachan Nationalpark und der Western Forst Complex das grösste in Südost-Asien erhaltene Waldgebiet. Ihr Potenzial als Lebensraum für Elefanten aber auch andere gefährdete Arten wie etwa Tiger ist gross. Da der geplante Korridor auf einem Gebiet entstehen soll, das unter der Aufsicht des Thailändischen Königshauses steht, sind die Chancen gut, dass es erfolgreich umgesetzt werden kannn.

Zoo-Elefanten als Botschafter
Die Asian Elefant Specialist Group, eine Gruppe der Species Survival Commission der IUCN, setzt sich in enger Zusammenarbeit mit Zoologischen Gärten für den Schutz der Asiatischen Elefanten ein. Die Gruppe besteht einerseits aus Wildtierbiologen der Ursprungsgebiete und andererseits aus Elefantenspezialisten aus dem Westen. Auch Zoodirektor Dr. Alex Rübel ist Mitglied der Gruppe.
Ziel ist der Schutz vor Ort, indem in Asien grössere Wildreservate mit überlebensfähigen Populationen geschaffen werden. Zudem sollen in finanzstärkeren Ländern die Zoos mit einer sich selbst erhaltenden Population Werbung für den Schutz der Elefanten machen. Die Elefanten in den Zoos fungieren dabei als Botschafter ihrer Verwandten in der Wildnis. Sie berühren die westliche Bevölkerung emotional und sensibilisieren sie für die Probleme ihrer Artgenossen. Damit werden Druck und Anreiz erhöht, etwas für die Asiatischen Elefanten in der Wildnis zu tun.

Europäisches Erhaltungszucht-Programm
In den europäischen Zoos wird für die Asiatischen Elefanten ein Erhaltungszuchtprogramm (EEP) geführt. Etwa 80 Institutionen mit rund 250 Tieren (50 Bullen, 200 Kühe) beteiligen sich daran. Ziel ist es, den Zoobestand nach gemeinsamen Kriterien zu pflegen und die Voraussetzungen für eine optimale Zucht zu schaffen.

Die Elefanten des Zoo Zürich sind Teil des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP. Elefantenbulle MAXI hat als mehrfacher Vater und Grossvater bereits einen wichtigen Beitrag zu dessen Erfolg geleistet.
Im Rahmen des Programms laufen intensive Bestrebungen, durch einen Austausch zwischen den beteiligten Institutionen zuchtfähige Bullen und Kühe zusammenzuführen. Zudem werden Themen wie Fortpflanzungsprobleme, künstliche Besamung, Jungensterblichkeit und Krankheiten erforscht. Und um die Haltung der Tiere weiter zu optimieren, wurden und werden Haltungsrichtlinien erarbeitet und weiter entwickelt. Als Folge davon hat eine ganze Reihe von Institutionen in den letzten Jahren neue Anlagen gebaut oder ist mit ihrer Planung beschäftigt. So auch alle drei Elefantenhaltungen in der Schweiz: Neben dem Zoo Zürich, der mit dem Bau des Kaeng Krachan Elefantenparks einen Meilenstein in der Haltung seiner Elefanten gelegt hat, entstehen neue Anlagen im Zoo Basel und in Knies Kinderzoo Rapperswil.

Links:
Das Engagement des Zoo Zürich für den Asiatischen Elefanten im Video: http://youtu.be/DAyTgeIElVo
Der Nationalpark Kaeng Krachan: www.dnp.go.th Die Wildlife Conservation Society WCS: www.wcsthailand.org Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm EEP: www.eaza.net/activities/cp/pages/eeps.aspx
 

Bilder: Zoo Zürich

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