Der Stern von Madagaskar und andere Orchideen-Raritäten

Während im Hinterthurgau noch tiefer Winter herrscht, ist es bei Roland Amsler in seinem 1200 Quadratmeter grossen Gewächshaus in Sirnach angenehm tropisch warm. Amsler ist einer der bekanntesten Orchideenzüchter in der Schweiz und unterhält mit rund 5'500 verschiedenen Orchideen-Arten eine der grössten Sammlungen der Welt. «Ich habe Freude an Orchideen. Das ist mein Leben», erzählt der 44-Jährige. Auch Phalaenopsis bietet Roland Amsler in einer unglaublichen Vielfalt an Sorten an. Aussergewöhnliche Orchidee Roland Amsler freut sich jeweils ganz besonders auf die Blüte des «Stern von Madagaskar», die sich jeweils zu Weihnachten öffnet. Sie hat eine Blütezeit von mehreren Wochen und eine Hybride von ihr steht noch Ende Januar in voller Blüte. Diese aussergewöhnliche Orchidee wurde im Jahr 1820 auf Madagaskar entdeckt, weshalb sie diesen Namen trägt. Die grosse Pflanze bringt weisse sternförmige Blüten hervor und hat einen 40 Zentimeter langen Sporn, an dessen Ende sich der Nektar befindet. Sie duftet in der Nacht. Lange machte sich niemand Gedanken darüber, wie denn die Bestäubung bei dieser Orchidee funktioniert. Erst der berühmte britische Naturforscher Charles Darwin beschäftigte sich damit und kam im Jahr 1860 beim 'Stern von Madagaskar' zum Schluss, dass es einen nachtfliegenden Schwärmer mit einem langen Rüssel geben muss, den bis dahin aber noch niemand gesehen hatte. Seine Vermutung war richtig: 43 Jahre später wurde der grosse Falter entdeckt und erst im Jahr 1997 konnte die Bestäubung fotografisch dokumentiert werden. Amsler ist stolz auf diese Orchidee, die er künstlich bestäubt hat und in seiner Gärtnerei mit Erfolg vermehrt. Der Gärtner Roland Amsler arbeitet ausschliesslich mit seinen Lieblingspflanzen, den Orchideen. (Foto: Andy Schindler) «Das ist mein Paradies» Zusammen mit seiner Frau Esther führt Roland Amsler seit 2003 die Gärtnerei mit den Orchideen an der Untermattstrasse 27 in Sirnach. Das Gärtnerehepaar kann nächstes Jahr ihr zehnjähriges Geschäftsjubiläum feiern. «Das ist mein Paradies. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen», schwärmt Amsler über sein Gewächshaus. Er ist ein ausgewiesener Orchideenfachmann, der mit viel Geduld und Liebe die Pflanzen hegt und pflegt. So kommt es auch vor, dass er noch um Mitternacht mit der Taschenlampe im Gewächshaus unterwegs ist, um Orchideen künstlich zu bestäuben, die auf Nachtfalter angewiesen sind. Miniatur-Orchideen sind ein Thema für Liebhaberinnen und für Fortgeschrittene. Hier im Bild eine Psygmorchis glasomystax. Was fasziniert ihn an dieser Pflanzenfamilie? «Es ist die Schönheit und Vielfalt. Über zehn Prozent aller Pflanzen auf der Welt sind Orchideen und viele von ihnen sind noch nicht entdeckt worden», antwortet Amsler. Eine wurde sogar in seiner Gärtnerei zum ersten Mal entdeckt. Als Ehrerweisung für seine Arbeit im Bereich Artenschutz trägt sie nun seinen Namen. Events im Gewächshaus Roland Amsler verkauft nicht nur Orchideen, sondern er züchtet diese auch in seinem eigenen Labor in der Gärtnerei. Diese Arbeit benötigt viel Geduld und Zeit. Immer wieder schafft es Amsler, neue Kreuzungen zu züchten, von denen auch die Kunden begeistert sind. «Orchideenzucht und Artenschutz ist unsere Philosophie», erzählt er. Alleine vom Verkauf der Orchideen kann die Orchideenzucht nicht existieren. Deshalb bieten Amslers auch Führungen für Gruppen an, hält Vorträge und organisiert Events mit Verpflegung in den Schauräumen der Gärtnerei. «Man kann tagsüber auch einfach zu uns kommen und einen Kaffee in dieser tropischen Atmosphäre geniessen», so Amsler. Weitere Informationen finden Sie auf seiner Site www.orchideen-amsler.ch. Text: Andy Schindler / Wiler Nachrichten Bilder, wenn nicht anders bezeichnet: Roland Amsler