Der beste Weg Kochbücher zu beurteilen: die Rezepte gleich ausprobieren. Eine schöne Aufmachung und tolle Fotos sind nicht zu unterschätzende äussere Qualitäten. Letztendlich entscheiden die Rezepte darüber, ob ein Kochbuch in Gebrauch genommen wird oder ob es im Büchergestell bleibt.
Bild: Küche des North Point in Hongkong/Niupondswea
Ein Schwerpunkt des Praxistests liegt bei vegetarischen Kochbüchern. Dabei habe ich jene aussortiert, die sich an vegetarische und vegane Gutmenschen richten. Kochen und Essen hat für mich mit Freude und Lust zu tun.
Vegetarisch gut gekocht! Das Grundkochbuch: Was wirklich wichtig ist
Gefallen hat mir ein unspektakuläres Grundkochbuch, "Vegetarisch gut gekocht" (Kosmos Verlag), das sich gut eignet für etwas weniger geübte Köchinnen und Köche. Die Zutaten sind übersichtlich aufgelistet, daneben das schrittweise Vorgehen mit zusätzliche Varianten. Unter den Vorspeisen, Salaten, Suppen, Gemüse-, Tofu-, Pilz- und Pastarezepten hat es originelle Vorschläge, die gut munden. So war der Kohlrabistrudel ganz wunderbar und erstaunlich einfach nachzumachen. Die Kas-Kräuter-Nocken sind etwas unförmig geraten, waren aber sehr schmackhaft.
Vegetarisch all'italiana: Die schönsten Rezepte und Geschichten aus der vegetarischen Küche Italiens
"Vegetarisch all’italiana" (AT Verlag) hat mich erst auf den zweiten Blick angesprochen. In den italienischen Regionalküchen wird ohnehin viel mit Gemüse gekocht, was sollte mich Spezielles erwarten? Das Autorenteam Katia und Carmelo Veronio betreibt erfolgreich ein vegetarisches italienisches Restaurant, „La Monella“. Ihre Rezepte sind ausgezeichnet. Die Anzahl Rezepte für Vorspeisen, Hauptgängen und Desserts ist sehr ausgewogen.
Die beiden scheinen eine Vorliebe für „Türmchen“ zu haben, geschichtete Gebilde aus Gemüse, Polenta oder Kartoffelküchlein mit Ragout oder Käse dazwischen, die von einer Sauce locker überzogen sind. Das sieht nicht nur gut aus, sondern schmeckt auch wunderbar.
Als erstes habe ich mich aber an den Kartoffel-Gnocchi versucht, die bestens gelungen sind, was sonst eher die Ausnahme ist. Und zum Dessert ein Espresso-Semifreddo: kühlend, erfrischend und ein schöner Abschluss des Essens.
Blaue Schweden, Grüne Zebra, Roter Feurio: Alte Sorten - neu entdeckt Das Pro-Specie-Rara-Kochbuch
"Blaue Schweden, Grüne Zebra, Roter Feurio" (AT Verlag) ist mehr als ein Kochbuch. Es zeigt die Vielfalt alter Gemüse-, Beeren- und Obst-Sorten und alter Nutzier-Rassen. Es ist ein Bilder-Lesebuch, das mit vielen saisonalen Rezepten gespickt ist. Die meisten stammen von einem Team aus mehreren Köchen unter der Leitung von Albi von Felten, Mitautor und Chefkoch im Hirschen in Erlinsbach.
Eine Frage stellt sich bereits vor dem Kochen: Woher bekomme ich ein Rindsragout vom Evolèner Rind oder die ‚Vitelotte noire’, den „Rolls-Royce unter den alten Kartoffelsorten“? Ich habe bei meinen Kochversuchen nicht lange gezögert und Zutaten gewählt, die auf dem Wochenmarkt erhätlich waren.
Die Rezepte sind von Profis zusammengestellt, und das macht das Kochen manchmal nicht einfacher. Da werden Schäumchen aufdrappiert mit dem Rahmbläser, und es wird häufig Verjus verwendet. Allgemein bekannt?
Was ich ausprobiert habe, ist zwar gelungen, aber die Konsistenz war nur teilweise befriedigend. Weder die Sauerkrautsuppe noch der Apfelstreusel-Kuchen waren wie gewünscht. Sehr gut gelungen ist hingegen die Lauchsuppe. Als nächstes werde ich Birnenravioli versuchen.
Das Kochbuch aus der „Urchuchi“-Reihe ist ein anregendes Kochbuch. Neben guten Ideen fürs Kochen, können auch Anregungen für den Anbau besonderer Gemüse, Kräuter oder Beeren daraus gewonnen werden.
Das grosse Landfrauen-Backbuch
„Landfrauen“ machen sich immer mehr in den hiesigen Küchen breit. Die Rezepte aus dem grossen "Landfrauen Backbuch" gelingen garantiert, ob das nun Kuchen, Torten oder Guetzli sind. Unter den Rezepten findet sich auch Alltägliches wie Wähen, Pies, Pizzas, Blechkuchen und verschiedene Brötchen und Brote. Die Liste mit den Zutaten und die schrittweise Anleitung sind grafisch gut gestaltet und übersichtlich. Als mässig erfahrene Bäckerin würde ich mich an jedes Rezept wagen und bin überzeugt, dass es auch gelingt. Diese Sicherheit, die das Backbuch vermittelt, ist seine Stärke. Bei den Rezepten handelt es sich meist um bewährte, traditionelle Backwaren. Als Test habe ich den Johannisbeerkuchen ausgewählt, der in seiner Kombination von sauer und süss, fruchtig und nussig, vielseitige Geschmacksrichtungen erfüllt hat.
meine kochschule: 180 Rezepte, die sicher gelingen
Bei Klassikern angelangt und bei Rezepten, die stets gelingen, komme ich nicht an Donna Hay vorbei. Sie gilt als eine der erfolgreichsten Kochbuchautorinnen. Nicht nur wie sie ihre Rezepte präsentiert, beschreibt und Schritt für Schritt-Anleitungen beifügt für schwierige Kochprozesse, sondern auch die Themen ihrer Kochbücher kommen gut an. Häufig geht es da um schnelles Kochen im Alltag oder für Gäste. Sie hat aber auch eine Kochschule, ein Backbuch und ein Jahreszeiten-Kochbuch herausgegeben.
Interessiert hat mich ihre Kochschule, in der sie Klassiker und Basisrezepte zubereitet. Wer nach ihren Rezepten kochen will, muss den ganzen Text lesen. Wenn das Rezept komplex ist, leitet eine Schritt für Schritt-Anleitung an. Eines ist klar: Was hier beschrieben ist, gelingt zuverlässig und ist dutzendfach getestet. Aus der Kochschule habe ich mehrere Rezepte nachgekocht, die gut gelungen sind. Ich habe gestaunt, wie verblüffend einfach eine Hühnerleber-Pâté zuzubereiten ist.
Jahreszeiten: 200 Rezepte - schnell und unkompliziert
Das Jahreszeiten-Kochbuch unterscheidet sich von ihren übrigen. In diesem Kochbuch geht es um Stimmungen und Emotionen. Ein Frühlingsausflug aufs Land, der Sommer am Meer, beim Ernten im Herbst und ein Spaziergang in nebliger Winterlandschaft. Strenggenommen ist es kein Saisonkochbuch, jedenfalls nicht eines für unsere Breitengrade. Es ist ein verführerisches Bilderbuch. Daraus gekocht habe ich noch nichts. Ich müsste alle schönen Bilder und Stimmungen wegfiltern, um zu den Rezepten zu gelangen. Und hätte ich dann etwas gekocht, wäre sicher die Stimmung auch ganz anders....
Aus meinem Naturgarten: Kochen mit Heilkräutern und Gewürzen
Mit Kräutern und Gewürzen zu kochen ist heute nichts Aussergewöhnliches. Deshalb sind die Erwartungen an ein Kochbuch dieser Art zweifellos gestiegen. "Aus meinem Naturgarten" war etwas enttäuschend. Es fehlt an originellen Kochideen: Dekorative Borretschblüten in einer Erbsensuppe, Gänseblümchen-Blüten im Salat , Basilikum-Hüttenkäse oder Kapuzinerkresse im Salat, Kartoffelsalat mit Löwenzahn, Tomme auf Brunnenkresse, Glühwein – das ist dann doch etwas einfach. Es hat auch ein paar anregendere Rezepte wie Lavendelparfait, Lasagne mit Giersch, Bärlauchburger oder Spinatpastete mit Minze.
Zu jedem Kraut oder Gewürz wird ein Rezept vorgestellt, je eines von Anis bis Zitronenverbene und dazu Informationen über Botanik und Kultur und die Verwendung in Naturheilkunde und Küche. Gerne hätte man vom Gärtner (Christian Fotsch) etwas mehr erfahren über die Kultur der Pflanzen und über verschiedene Arten und Sorten und ihre geschmacklichen Unterschiede (z.B. bei Pfefferminzen).
Geeignet ist das Buch für zaghafte Köchinnen oder für Anfänger, die sich allmählich mit Kräutern vertraut machen möchten und vielleicht in ihrem Garten oder auf dem Balkon ein paar Kräutchen hegen und pflegen.
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