Selber Dahlien aussäen - Anleitungen dazu waren verschiedentlich zu lesen. Was dabei herauskommt, sehen Sie im Garten von Yvonne und Jochen Elbs-Glatz in Frauenfeld.
Für Dahlienliebhaberinnen und –liebhaber, die mehrere Sorten der bunten Herbstblüher in ihrem Garten stehen haben, ist der Schritt naheliegend. Die Vielfalt von Blütentypen, Farben, Blattformen und Höhen macht neugierig: Was entsteht, wenn Dahlien ausgesät werden? Wie wirkt sich die Mendelsche Vererbungslehre ganz praktisch aus? Yvonne und Jochen Elbs-Glatz wollten es wissen. In Ihrem grossen Schrebergarten an der Stadtgrenze von Frauenfeld wachsen ein gutes Dutzend Sorten. Sie ernteten im vergangenen Spätherbst Samen, die sich an den Sorten ‚Bishop of Auckland’, ‚Pooh’, und ‚Honka’ gebildet hatten. Die Mütter waren also definiert. Doch wie würden ihre Kinder aussehen?
Im Mai säten sie die Samen in Schalen aus und setzten diese ins Frühbeet. Die Keimung erfolgte bereits nach 10 Tagen. Sobald die Keimlinge ein paar Zentimeter hoch waren und das erste Blattpaar ausgebildet hatten, wurden sie in Multitopfplatten pikiert. Nach 8 Wochen waren die Setzlinge genügend gross und kräftig (ca. 15 cm), um sie ins Beet zu pflanzen. Da junge Dahlien anfällig auf Schneckenfrass sind, wurden sie alle paar Wochen breitwürfig mit Schneckenkörnern (Ferramol) umstreut. Eine einmalige Düngung mit Brennesseljauche gab den Setzlingen die nötige Energie für den Start. (Siehe auch Anleitung unten.)
Bereits in der 18. Woche nach Aussaat blühte die erste Dahlie. Nach und nach konnte die Vielfalt der Dahlienkinder bestaunt werden. Bei manchen schlug die Mutter durch. Wer der Vater war, durfte erraten werden. Die Gene der anderen Nachbarn waren manchmal deutlich, oft weniger deutlich sichtbar. Interessant war, dass von den ursprünglich 18 Kindern der rotlaubigen Sorte ‚Bishop of Auckland’, nur gerade fünf die ursprüngliche Farbe behielten. Die anderen trugen unterschiedliche Grüntöne und eine unglaubliche Vielfalt an Blattformen.
Yvonne Elbs-Glatz dokumentierte das Wachstum der Pflanzen mit grossem Interesse. Sie beobachtete aufmerksam und fotografierte ihre Dahlienkinder. Die Freude am Experiment und an den Pflanzen ist ihr anzuhören und den Fotos anzusehen. Erstaunt war sie vor allem über die Vielfalt an Blättern und Blüten, die sich ergeben haben. Sie beobachtete, mit welcher Präzision sich die Blüten entfalten und entdeckte interessante Details und Einfärbungen, auch auf der Rückseite der meist ungefüllten oder halbgefüllten Blüten.
Zwar sind aus den neuen Genkombinationen im Prinzip neue Sorten entstanden. Doch bis tatsächlich eine neue, gartenwürdige Sorte darunter ist, ist noch eine jahrelange Auswahlzüchtung notwendig. Sicher, manchmal können Zufällssämlinge auch wahre Glücksfunde sein. Doch dieser Fall ist eher selten.
Beim Säen von Dahlien geht es also nicht in erster Linie darum, neue Sorten zu kreieren. Es macht Spass zu entdecken, was aus den Dahliensamen entsteht. Die Vielfalt an neuen Dahlien erfreut während Sommer und Herbst die Gärtnerin und den Gärtner.
Dahlien-Samen gewinnen und aussäen
Ernten
Samen gewinnt man, indem abgeblühte Köpfe genügend lange an der Pflanze bleiben. Geeignet für die Aussaat sind ungefüllte oder halbgefüllte Sorten. Bienen und Hummeln lieben diese Blüten ganz besonders. Damit ist ein Teil der Arbeit, die Befruchtung, bereits getan. Nun gilt es, lange genug zu warten, bis die Samen reif werden. Schneiden Sie die trockenen Fruchtstände ab und lassen Sie sie an einem warmen Ort trocknen. Anschliessend werden Hüllblättchen und anderen Pflanzenteilen entfernt. Bis zur Aussaat die Samen trocken und kühl aufbewahren.
Aussaat
Dahlien keimen bei Temperaturen um 18 Grad. April/Mai ist ideal. In ein Saatbeet oder in Töpfe säen. Sobald die Keimung erfolgt, sind die zarten Pflänzchen vor Kälte zu schützen (z.B. Abends reinnehmen).
Wenn in Aussaatschalen oder einen Topf ausgesät wurde, können die Jungpflanzen ca. 4 Wochen nach Keimung ( Höhe einige Zentimeter) pikiert werden. Das heisst, sie werden vorsichtig in eigene, kleine Töpfchen umgepflanzt.
Mit stetigem Wachstum werden die Jungpflanzen langsam abgehärtet, an die Temperaturen draussen gewöhnt. Ab und zu etwas Dünger (organisch, flüssig, ev. Pflanzenjauche) in schwacher Dosierung geben. Wenn sie robust genug sind, können sie ins Beet oder auch in (grosse) Töpfe gepflanzt werden. Junge Dahlien sollten in dieser Phase vor Schnecken geschützt werden (biologische Schneckenkörner, Schneckenkragen).
Fotos: Yvonne Elbs-Glatz
Text: Elisabeth Jacob
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