In den Gärten der Schweiz wird zuviel Chemie gesprüht und Dünger gestreut. Soviel, dass sogar im Grundwasser chemische Elemente nachweisbar sind. Wir zeigen Alternativen zur Chemie auf in unseren Tipps für Hausgärten.
Bild: Garten von Parham House Gardens (Wikipedia, Rictor Norton & David Allen)
Bild: Schnecke bei der Eiablage (Wikipedia, Karsten Knuth)
Schnecken: Wenn Sie Schneckenkörner streuen, dann nicht die „konventionellern“ Schneckenkörner (auf Basis von Metalldehyd). Dieser Stoff ist für Menschen und Tiere giftig und kann sich in der Nahrungskette anreichern (z.B. bei Igeln). Verwenden Sie eisenphosphathaltige und nützlingsschonende Schneckenkörner (z.B. Ferramol), die Sie im Frühjahr locker und nicht zu dicht über die ganze Fläche streuen. Einzelne Pflanzen können zusätzlich mit einem Schneckenkragen geschützt werden. Ganze Gemüsegärten fassen Sie am besten mit einem Schneckenzaun ein. Die darin lebenden Schnecken locken Sie mit Bierfallen an, um sie dann zu vernichten (kochendes Wasser). Unschön, zugegeben.
Dickmaulrüssler: Statt Chemikalien auszustreuen, ist der umweltschonende Einsatz von Nematoden empfehlenswert. Die Bekämpfung richtet sich auf die Larven im Boden. Dabei gilt es zu beachten, dass nicht immer dort, wo Frassschaden an Blättern sichtbar ist, auch Larven im Boden leben. Giessen Sie grossräumig Nematoden und überreden Sie unter Umständen auch Ihre Nachbarin oder Ihren Nachbarn zum mitmachen. Im Frühjahr bei Bodentemperaturen ab 12 Grad und dann wieder im August/September sind die besten Zeitpunkte, wenn die Larven aktiv sind. Nach der Behandlung den Boden stets leicht feucht halten, damit die Nematoden aktiv bleiben und sich fortbewegen können. Giessen Sie die Nematoden frühmorgens oder bei bedecktem Wetter und nicht bei starkem Sonnenschein, denn sie sind lichtempfindlich.
Buchsbaumzünsler: In den letzten Jahren hat sich im Hausgarten ein Mittel etabliert (Marshall), für das keine Zulassung bei der Bekämpfung der Buchsbaumzünsler-Larven besteht. Das Produkt gefährdet die Umwelt und weitere Nützlinge und ist im Handel nicht mehr erhätlich.
Alternative Behandlungsmethoden: Buchsbäume Ende Winter auf Gespinste im Innern der Gehölze kontrollieren. Mit starkem Wasserstrahl wegspritzen. Gegen Larven ist Bacillus thuringiensis (Produkt: Delfin) wirksam. Der Bazillus hat keine schädigenden Auswirkungen auf Nützlinge. Anwendung: sorgfältiges Spritzen (Handspritzgerät) der Sträucher, möglichst auch im Innern.
Bild: In der Strand Station in Auckland wächst auch etwas Unkraut. (Wikipedia, wonderferret)
Unkraut: Vielen Gärtnerinnen und Gärtnern ist der Unkrautbewuchs auf Wegen und Plätzen ein Zeichen für einen vernachlässigten Garten. Obwohl seit 10 Jahren verboten, wird oft Herbizid ausgebracht oder eine Salzwasser-Behandlung bringt die gewünschte Sauberkeit. Hier sind Alternativen gesucht: trittfeste Pflanzen ansiedeln auf Kieswegen; Rasenwege, die ausgemäht werden; Unkraut etwas wachsen lassen und abmähen; Abflamm- oder Infrarotgeräte einsetzen auf grösseren Flächen, kleinere Wege mit Pendelhacken oder Unkrautbürsten (Plattenwege) behandeln. Übrigens: auch biologische Herbizide dürfen auf Wegen, Plätzen, Terrassen, Dächern und Strassenborden nicht eingesetzt werden.
Krankheiten an Obstgehölzen: Erkundigen Sie sich beim Kauf von Obstgehölzen nach besonders geeigneten Sorten für Hausgärten. Dabei handelt es sich um Sorten, die resistent sind gegen Schorf, Monilia und andere Pilzkrankheiten. Fragen Sie nach lokalen Obstsorten, die gut ans Klima und die Lage angepasst sind. Klären Sie ab, ob sich der Anbau von wärmebedürftigeren Gehölzen wie grossfrüchtige Kiwi, Feige oder Aprikose eignet.
Durch geeignete Unterpflanzungen (z.B. Kappuzinerkresse) können Sie Schädlinge (z.B. Läuse) von den Obstgehölzen abhalten. Spritzbehandlungen von Bäumen machen im Hausgarten keinen Sinn. Die Gefahr, dass die Gärtnerin oder der Gärtner selbst und andere Pflanzen die Spritzbrühe abbekommen, ist ziemlich gross. Ohne geeignete Ausrüstung (Motorspritze) und auch notwendige Fachkenntnis gelingt ein wirkungsvoller Einsatz kaum.
Bild: 'Blush Noisette', eine Alte Rose, die zu den Noisette-Rosen gehört. (Wikipedia, Jardin Botanico Madrid)
Rosen muss man spritzen: Tatsächlich? Es gibt viele Strauchrosen, auch alte und neue Rosensorten, die sehr gesund sind und keine vorbeugenden Behandlungen gegen Pilzkrankheiten und Schädlinge brauchen. Diese Sorten eignen sich bestens für Hausgärten und öffentliche Anlagen. Regelmässige Spritzungen mit Pilzmitteln und Herbiziden werden dadurch überflüssig. Wenn trotzdem die eine oder andere Edelrose im Garten bleiben soll, so gibt es auch Alternativen zur Chemie: Regelmässiges Spritzen mit Schachtelhalmtee (selber sammeln, getrocknete aus Gärtnereien oder Apotheken) stärkt die Pflanzen gegen Pilzbefall und Angriffe von Insekten. Bei einer starken Lausinvasion, die ohnehin jeweils nur eine gewisse Zeit dauert, können biologische Insektizide eingesetzt werden. Mehr Aufmerksamkeit bei der Pflege wie sorgfältiger Schnitt im Frühjahr, lockern des Bodens mit einer Grabgabel, angepasste Düngung, von Pilzen befallene Blätter auflesen oder z.T. ausschneiden, Verblühtes entfernen, tragen viel zur Gesundheit Ihrer Rosen bei.
Bild: Kompost kann im Hausgarten (teure) Dünger bestens ersetzen. Der Boden wird aktiviert und dadurch Nährstoffe für die Pflanzen freigesetzt. (Wikipedia, Mussklprozz)
Zu viel Dünger (v.a. Stickstoff) lässt Pflanzen kräftig wachsen. Das gefällt manchen Hausgärtnerinnen und –hausgärtnern sehr und sie geben gerne noch eine Extraportion. Dadurch wird das Gewebe der Pflanzen weich und sie werden anfällig auf Angriffe von Krankheitskeimen und Insekten. Zu viel Dünger reichert den Boden mit Phosphat und Kalium an. Stickstoff wird ausgewaschen und landet als Nitrat in den Gewässern. Tipps deshalb: Zurückhaltung beim Düngen. Verzicht auf schnellwirkende, mineralische Dünger. Vermehrt Kompost und biologische Dünger einsetzen und Pflanzflächen mulchen, das fördert die Aktivitäten der Bodenlebewesen. Doch Achtung: Auch bei Kompost und biologischen Dünger kann der Boden überdüngt und Nährstoffe ausgewaschen werden. Stets massvoll düngen.
Pflanzen am passenden Ort: Genaue Abklärungen, wo welche Pflanzen gesetzt werden, sind sinnvoll. Pflanzen, die gemäss ihren natürlichen Lebensräumen wachsen, bleiben gesund. Zu beachten sind Sonneneinstrahlung, Himmelsrichtung, Nähe zum Haus, Nachbarschaft anderer Pflanzen (z.B. Gehölze), Windrichtung, Bodeneigenschaften. Oftmals ist es sinnvoller, die örtlichen Begebenheiten genau abzuklären und aufzuzeigen, was an diesem spezifischen Ort möglich ist. Dadurch entstehen keine falschen Erwartungen wie z.B. ein Rosengarten an tief schattiger Lage oder ein Farngarten in Südlage.
Bild: Zitronenbäumchen gehören ohne geeignete Überwinterungsmöglichkeiten zu den heiklen Kulturen. (Wikipedia, Valentin Dietrich)
Exotische Gewächse für Fortgeschrittene: Pflanzen, die aus ganz anderen Klimaregionen kommen, sind oft auch für Profis eine Herausforderung. Gelingt es, passende Lebensräume und –bedingungen zu schaffen – auch im Winter? Dies ist oft die grösste Herausforderung: die Pflanzen einigermassen gesund zu überwintern. Wer über keine passenden Einrichtungen verfügt, wenig Zeit und Zuwendung aufwenden kann und wenig Erfahrung hat, sollte besser die Hände davon lassen. Die Pflanzenpflege kann zu Frustration führen, denn kränkelnde Gewächse sind nun mal keine Freude. Die einzigen, die daran Freude haben, sind die Produzenten von Pflanzenschutzmitteln.
Pflanzenkombinationen: Pflanzenneuheiten sind eine grosse Verlockung. Ein grosser Anteil dabei hat das Marketing. Viele Empfehlungen werden meist ungeprüft über Gartenzeitschriften verbreitet. Eine gewisse Skepsis ist deshalb bei Neuheiten durchaus angebracht. Gute Beispiele dafür sind die Goji-Beere, wuchernde Sträucher, die selten Früchte bilden; Ilex crenata (in Sorten), der als Buchsersatz gepriesen wird, aber auf neutralen und alkalischen Böden nur kümmerlich wächst; dutzende von Sonnenhut-Sorten, die zwar toll aussehen, aber sich lediglich als kurzlebige Sommerblumen eignen. Für dauerhafte Pflanzungen empfiehlt es sich, auf bewährte Sorten zu setzen. In überraschende Kombinationen gesetzt, kann dies zu originellen Pflanzungen führen.
Text: Elisabeth Jacob
Weitere Hinweise finden Sie auch in diesem Beitrag auf unserer Site.
Unsere Umfrage zum Thema chemischer oder biologischer Pflanzenschutz finden Sie hier.
Die Kampagne zur Reduktion giftiger Stoffe in Haushalt und Garten dauert bis 2014 und wird von der Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz und dem Bundesamt für Umwelt getragen.
Wenn Sie selber aktiv werden möchten in Ihrer Gemeinde, Ihrer Kleingartensiedlung oder in Ihrem Quartier, so finden Sie Tipps für Aktionen und weitere Unterstützung auf der Website www.giftzwerg.ch
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