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moderne Gartenromantik - Interview mit Peter Richard

Garten.ch führte anlässlich der Giardina 2016 mit Peter Richard ein Interview durch zum Thema Gartengestaltung und zum Schaugarten im vollen Leben.

Garten.ch:  Kommt Ihnen die neue thematische Ausrichtung „Leben im Garten“ entgegen? Was meinen Sie zum Schwerpunkt moderne Gartenromantik?

Peter Richard: Vielfältige naturnahe Gärten, die die Bedürfnisse der Menschen optimal abdecken standen bereits am Ursprung unserer Firmengründung zu Beginn der 80er Jahre. Die Bedürfnisse der Menschen an den Garten und deren Gartenträume bilden den Ausgangspunkt unserer Planung.  Die Nachfrage nach unserer Art Gärten nimmt laufend zu. Momentan sind wir über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Firma.

Wie sind Sie zum Thema des Schaugartens «im vollen Leben» gekommen?

Der Garten wurde für ein Ehepaar geplant dessen Kinder ausgezogen waren. Der Garten sollte auf die neuen Bedürfnisse ausgerichtet werden. Ein wichtiges Element ist der Sicht- und Schallschutz. Es braucht Orte wo man sich zurückziehen kann und ungestört ist. Ergänzend gibt es mehr öffentliche Zonen, wo auch Zaungäste oder Nachbarn willkommen sind. Die Sitzbank, die Feuerstelle, Fahrradständer und der Sandhaufen.
Im Laufe unserer Tätigkeit publizierte eine Zeitschrift einen Artikel unter dem Titel Wildromantik im Zusammenhang mit unseren Gärten. Die Vielfalt der Natur mit einem sehr hohen Anteil an einheimischen Pflanzen und damit verknüpft die grosse Breite der einheimischen Fauna sind unsere zentralen Gestaltungskonzepte. Der neue thematische Schwerpunkt der Giardina kommt uns daher entgegen.

Gehören die Holzbeigen auch zum Gartenkonzept oder stehen sie durch die Ausstellung bedingt hier als Abgrenzung des Schaugartens?

Holzbeigen bilden ein wichtiges Gestaltungselement, wenn es um Sicht- und Lärmschutz geht. Der unschlagbare Vorteil, man benötigt zum errichten einer Scheiterbeige keine Baubewilligung. Gerade in Gärten, wo die Planung noch unklar ist, lässt sich so rasch ein angenehmer Sitzplatz mit Sichtschutz einrichten. Hier gehören die Holzbeigen auch zur Struktur des Gartens.

Welchen Stellenwert haben die Kinder in Ihren Gärten?

Kindergerechte Gärten liegen uns sehr am Herzen. Wir haben diverse Schulanlagen und Umgebungen von Kindergärten gestaltet. Weiter bilden die Erfahrungen mit eigenen Kindern eine solide Basis. Ausschlaggebend für die Planung eines Garten sind folgende Elemente: Bedürfnisse der Menschen, Struktur, Feuer, Wasser, Kies, Bepflanzung. Oftmals kann man auf Spielgeräte verzichten. Kinder erfinden ihre Spiele selber. Mit einer vielfältigen Flora und Fauna gibt es immer genug Material, das die Kinder animiert. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Verstecke. Die Kinder entschwinden auch gerne mal dem Blickfeld der Erwachsenen oder Spielkameraden.

Bild: garten.ch Brunnen und Kies als Spielzone für Kinder. Asthaufen für Igel, Mäuse und Käfer als Unterschlupf.

Wie sehen Sie die Bepflanzung? Es gibt doch einige giftige einheimische Pflanzen?

Die meisten giftigen Pflanzen sind unproblematisch. In der Regel sind die giftigen Pflanzenteile bitter und werden von den Kindern automatisch gemieden. Zudem sind die Kinder nicht blöd und lernen sofort, was schmeckt und was nicht.  Es gibt allerdings Pflanzen, die problematisch sind, z.B. die Tollkirsche (Atropa belladonna). Aber auch hier können die Kinder lernen die Beere von einer Johannesbeere zu unterscheiden.
Schlussendlich entscheidet der Kunde, wie vielfältig der Garten sein soll, und ob darin mehr oder weniger giftige einheimische Pflanzen Platz finden.

Was reizt Sie an den Naturgärten?

Spannend finde ich die Verwilderung und organische Entwicklung des Gartens. Wie sich die Natur im geplanten Setting entwickelt. Spannend ist auch welche Spuren der Mensch in der Natur hinterlässt. Beliebte oft begangene Pfade im Garten erkennt man sofort. Trampelpfade werden so zu Wegen. Nicht begangene Strecken verwildern automatisch.

Wie gehen Sie vor bei der Planung eines Naturgartens?

Am Anfang stehen die Bedürfnisse der Bewohner. Wie sieht ihr Traumgarten oder Gartentraum aus? Das wird zuerst in einem sorgfältig geführten Prozess mit dem Kunden geklärt. Im Normalfall streckt sich das über einen Zeitraum von vier bis acht Monaten.
Je nach Jahreszeit und Fortschritt im Planungsprozess sähen wir auch einmal zuerst Gründünger. Das gibt dem Kunden etwas Zeit nachzudenken, was er genau will. Gleichzeitig ist der Boden bepflanzt und geschützt.

Bei Neubauten realisieren wir Gartenprojekte manchmal in Etappen. Der Kunde weiss noch nicht genau was er will. Er ist erst vor kurzem eingezogen und kennt die örtlichen Verhältnisse noch nicht so genau. Wo ist Sonne, wo Schatten, wo ist Lärm, Wind etc.

Am Schluss des Prozesses steht das Gestaltungskonzept. Hier sind die Bedürfnisse abgebildet und die Struktur des Gartens definiert. Sitzplätze, Feuer, Wasser, Wegflächen, Pergolen, Bepflanzung, Sicht- und Schallschutz etc. In der Regel erstellen wir perspektivische Zeichnungen in der die räumliche Dimension nachvollziehbar wird. Bei der Bepflanzung achten wir darauf, dass wir mindestens 80% einheimische Pflanzen verwenden.  
Wichtig ist für uns zudem, dass auch die Ausführung nach ökologischen Gesichtspunkten erfolgt. Für uns ist der Einsatz von Maschinen, die möglichst umweltfreundlich sind wichtig. Ebenso beachten wir bei der Bearbeitung des Bodens, dass diese möglichst schonend erfolgt.

Bei Gartenrenovationen klären wir zudem was weiter verwendet werden kann an Pflanzen und Gartenmaterialien

Wie sind die Reaktionen der Kunden auf die neuen Gärten?

Durchs Band positiv. Sinnvoll ist es, wenn man sich genügend Zeit lässt für die Planung und Umsetzung. Hier bietet es sich an Gärten in Etappen zu realisieren. Mit mobilen Elementen innerhalb der Grundstruktur des Gartens kann man gut beginnen.

Welche Lebensdauer haben Naturgärten?

Wir planen unsere Gärten eher mit einer längerfristigen Perspektive.  Die Grundstruktur bleibt meistens konstant. Kleinere Elemente kann man gut variieren oder umgestalten. Wichtig ist, dass man die Frage des Unterhalts klärt. Auch Naturgärten sind Kultur und benötigen Unterhalt. Hier gibt es jedoch Spielraum. Zu klären wie viel Bereitschaft und Zeit für Unterhalt da ist, ist ein wichtiger Punkt. Im Vordergrund steht auf jeden Fall  das entspannte Gärtnern mit der Natur.

Weitere Infos zum Schaugarten «im vollen Leben»

Bild: garten.ch Stahlwand mit zwei Durchblicken als markantes Strukturierungselement und Sicht- und Schallschutz

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