Noch blüht er in vielen Gärten und verbreitet dort seinen frischen Duft: der echte Lavendel. Längst sind es nicht mehr nur die klassisch violetten Farbtöne, die die Lavendelliebhaber hierzulande begeistern. Dank der englischen Gärtnerei Downderry reicht das Farbspektrum heute von Weiss bis Rosa, von Himmelblau über Dunkelblau bis Lila.
Die meisten Lavendelsorten sind mehrjährig, so dass man lange Freude an den duftenden Pflanzen hat. Für einen kompakten, formschönen Wuchs sollten sie allerdings ein- bis zweimal im Jahr zurückgeschnitten werden. Wichtig ist hier vor allem der Zeitpunkt – aber auch das Alter und der Zustand der Pflanzen spielen eine Rolle.
Lavendel gehört zu den Halbsträuchern, weshalb er von Natur aus verholzt – das heisst, die Pflanzen bilden mit der Zeit dickere Stämme, die nur an ihren Enden Blätter und Blüten tragen. Lavendelkenner sprechen auch von Verkahlung von unten. „Lässt man die Pflanzen über Jahre ungekürzt wachsen, legen sie sich aufgrund ihres Gewichts auf die Seite und verlieren so viel von ihrer Schönheit“, erläutert Klaus Schlosser vom Kräutergarten Klostermühle in Edenkoben. Er weiss, wovon er spricht: An keiner anderen Stelle in Deutschland wachsen so viele Downderry und andere Lavendel wie auf dem von ihm Mitte der 2000er Jahre angelegtem gärtnerischen Kleinod in der Südpfalz.
Zu einer zweiten Blüte motivieren
Durch regelmässigen Rückschnitt bildet der Lavendel neue Triebe am Fusse der Pflanze und verholzt deutlich langsamer. Zudem verzweigt er wesentlich besser und wächst dichter. Der ideale Zeitpunkt für diese Arbeit ist der Sommer, wenn die erste Blütezeit des Lavendels zu Ende geht. Dann beginnt normalerweise die Samenbildung. „Durch den rechtzeitigen Schnitt wird bewirkt, dass die Pflanze ihre Kraft nicht in die Samen lenkt, sondern zu einer zweiten Blüte im Jahr motiviert wird“, weiss Schlosser. „Der Rückschnitt darf auf keinen Fall erst im Herbst erfolgen, weil die neuen Triebe ansonsten nicht rechtzeitig winterfest werden und später zu erfrieren drohen. Nur in wärmeren Regionen kann auch noch im Herbst ein Korrekturschnitt erfolgen. Im Zweifelsfall sollten Gartenbesitzer damit aber lieber bis zum Frühling warten.“
Schnittpunkt sollte ‚im Grünen‘ liegen
Normalerweise kann Lavendel um ein Drittel bis zur Hälfte gekürzt werden. Je nach Verholzungsgrad und Alter der Pflanze sowie Sorte sogar um bis zu zwei Drittel. „Grundsätzlich gilt: Junge Pflanzen können stärker gestutzt werden als alte“, so Schlosser. „Besitzt der Lavendel schon längere holzige Zweige, ist eine zurückhaltende Vorgehensweise zu empfehlen. Dabei ist immer darauf zu achten, wo sich junge Triebe bilden, denn diese dürfen nicht entfernt werden. Der Schnittpunkt sollte immer möglichst ‚im Grünen‘ liegen. Setzt man die Schere zu tief im alten Holz an, besteht die Gefahr, dass die Pflanzen nicht mehr neu austreiben.“ Bei einem fachgerechten Schnitt sieht der Lavendel zumeist schon nach etwa einem Monat wieder aus wie neu. Und im kommenden Sommer zieren dann abermals unzählige Blütenähren den duftenden Halbstrauch.
Weitere Informationen zum Lavendel und zu anderen Kräutern, aber auch zu Veranstaltungen und Öffnungszeiten des Kräutergartens Klostermühle unter: www.kraeutergarten-klostermuehle.de
Bevor der Lavendel im Sommer geschnitten wird, können natürlich auch dessen Blüten geerntet werden, um diese zu trocknen und beispielsweise zu Duftsäckchen zu verarbeiten. Am längsten hält sich der Duft, wenn man die Blütenähren kurz vor der vollen Blüte erntet – also solange noch ein paar der Knospen geschlossen sind. Dann schneidet man die Stiele etwa zehn Zentimeter unterhalb der Blüten ab. Lavendelduft beruhigt und hilft im Bett beim Einschlafen, im Kleiderschrank hält er die Motten fern.
[GGP]
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