Hanf als Nutzpflanze war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Aktuell erlebt er ein Revival in ganz unterschiedlichen Produkten und Branchen. Die Pflanze gilt als robust und einfach zu kultivieren und ist für viele Materialien eine ressourcen- und umweltschonende Alternative. Zudem ist er neben Bambus einer der am schnellsten wachsenden Rohstoffe, die es auf dem Planeten gibt.
Doch Hanf ist kein supermoderner Rohstoff. Es gibt historische Beweise, dass die Menschen bereits vor 12.000 Jahren Hanf genutzt haben, um daraus Papier herzustellen. Doch wie nachhaltig ist Hanf wirklich
Hanf und Hanf ist nicht dasselbe
Die lateinische Bezeichnung der Nutzpflanze Hanf ist Cannabis. Doch unter diesem Namen ist in erster Linie ein berauschender Inhaltsstoff der Hanfpflanze bekannt, das THC. Doch dieser Inhaltsstoff ist lange nicht in allen Hanfarten enthalten und kann in unterschiedlicher Konzentration vorliegen, je nach Hanfsorte. Eine ganze Zeit lang war es verboten Hanf anzubauen. Die Baumwolle trat mehr und mehr in den Vordergrund. Das änderte sich erst in den 1980er-Jahren wieder, als Interessengruppen entstanden, die sich für die Wiedereingliederung der Pflanze einsetzten. Denn Hanf enthält neben THC noch viele hundert weitere Inhaltsstoffe, die teilweise grosse gesundheitliche Vorteile mit sich bringen. Nutzhanf, der heute in Deutschland angebaut wird, darf nicht mehr als ein Prozent THC enthalten. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Nur speziell gezüchteter Medizinalhanf darf einen höheren Gehalt aufweisen.
Es gibt einen anderen Inhaltsstoff, der in den letzten Jahren immer beliebter geworden ist wegen seiner positiven Auswirkungen auf die Gesundheit: das CBD. Es ist nicht psychoaktiv, obwohl es wie das THC ein Cannabinoid ist. In einer Vielzahl von Shops und auch im stationären Handel können Verbraucher CBD ganz legal kaufen.
Der Nutzhanf – spezielle Züchtung für die Industrie
Nutzhanf ist meist Cannabis Sativa. Diese Hanfsorte ist so gezüchtet, dass ihr THC-Gehalt unter dem gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert bleibt. Damit hat Nutzhanf keine berauschende Wirkung. Folgende Produkte entstehen aus den Nutzhanfpflanzen:
- Hanfsamen
- Hanffasern
- CBD
Die Hanfsamen zählen zu den Superfoods. Sie enthalten viele wertvolle Inhaltsstoffe und haben das ideale Fettsäureprofil. Die Samen oder Öl daraus gibt es in vielen Supermärten oder Drogerien. Sie haben einen nussartigen Geschmack und sind bei ernährungsbewussten Menschen sehr beliebt. Es gibt beispielsweise auch Hanfsamenkäse.
Auch die Hanffasern lassen sich vielfältig verwenden. Daraus entstehen:
- Dammmaterial
- Verbundwerkstoffe
- Textilien
Sie sind eine hochwertige Alternative zu Kohlefasern und kommen bereits in verschiedenen Autos, wie dem Porsche Cayman, zum Einsatz.
Ökologischer Hanfanbau
Der Hanfanbau erfolgt in Deutschland zu mehr als 50 Prozent ökologisch. Das liegt vor allem auch daran, dass Hanf eine sehr anspruchslose Pflanze ist, die sich leicht züchten lässt. Sie ist robust und wächst so schnell, dass sie unerwünschte Pflanzen einfach unterdrückt. Schädlinge kommen an Hanf eher selten vor. Regelmässige Qualitätskontrollen gehören zum Hanfanbau ganz selbstverständlich dazu. Ein weiterer grosser Vorteil von Hanf liegt darin, dass sich fast alle Pflanzenteile verwenden lassen. Bei Hanf entsteht ein sehr hoher Biomasseanteil, die Haltbarkeit ist sehr hoch und die Energiebilanz beim Anbau sehr niedrig.
Welches Potenzial hat Hanf?
Hanf hat viele tausend Verwendungsmöglichkeiten in ganz unterschiedlichen Branchen. In der Nahrungsmittelindustrie gibt es unzählige Produkte, die sich aus Hanf herstellen lassen. Hanfmehl und Hanfsamen sind Nebenprodukte der Ölgewinnung. Die Nachfrage danach steigt. Sie enthalten viel pflanzliches Protein, Fette und Vitamin D. Produkte daraus können dazu beitragen, den Fleischkonsum reduzieren.
Zu den wichtigsten Umweltfaktoren zählt, dass Hanfanbau nachhaltige Landwirtschaft bedeutet. Die Rohstoffe wachsen vor Ort, sodass lange Transportwege entfallen. Zudem leistet Hanf auch im Bereich ökologisches Bauen einen wertvollen Beitrag. Hanfanbau funktioniert bei minimalem Input. Dabei entsteht ein Minimum an Abfall und Verschmutzung, während das Output enorm gross ist.
Hanf als Baumaterial hat gleich mehrere Vorteile. Die daraus hergestellten Materialien sind sehr leicht, hitze- und feuchtigkeitsbeständig und die Produktion ist nachhaltig.
Welche ökologischen Vorteile hat Hanf?
Die uralte Kulturpflanze hat auch ökologische Vorteile. Was für viele Verbraucher, die nachhaltig und umweltbewusst leben wollen, sehr attraktiv ist.
- Hanf ist eine anspruchslose und robuste Nutzpflanze, die fast überall und auf fast jedem Boden wächst.
- Hanf hat eine sehr positive Klimabilanz, da sich die Pflanze überall lokal anbauen lässt. Lange Transportwege, wie sie bei Baumwolle notwendig sind, entfallen.
- Hanf ist sehr anspruchslos. Das schont die Ressourcen, weil beispielsweise kaum Bewässerung notwendig ist und der Anbau mit einem sehr geringen Wasserverbrauch möglich ist.
- Hanf wächst so schnell und so dicht, dass Beikräuter auf dem Feld kaum Licht bekommen. Sie gehen von alleine ein, sodass keine Herbizide notwendig sind. Die widerstandsfähige Pflanze wächst auch ohne Dünger sehr schnell. Die Pflanze hat eigene Schutzmechanismen gegen Schädlingsbefall und Krankheiten, sodass auch keine Pestizide notwendig sind.
- Dass alle Pflanzenteile, von den Faser über Stängel, Blätter, Blüten bis hin zu den Samen, verwendbar sind, verbessert die Ökobilanz noch weiter.
- In Hanffeldern leben unzählige Insektenarten. Da keine Pestizide notwendig sind, finden die Insekten dort ein ideales Zuhause. Das hat auch positiven Einfluss auf die Vogelwelt.
Die ökologischen Nachteile von Hanf
Bei der Erstellung einer Ökobilanz dürfen die Nachteile natürlich nicht einfach unter den Tisch fallen:
- Hanf ist durch sein umfangreiches Blätterwerk nur schwer zu transportieren. Deshalb muss die Verarbeitung immer in der Nähe des Anbaufeldes erfolgen.
- Das enorme Wachstum der Hanfpflanze, die eine Höhe von bis zu vier Metern erreichen kann, macht spezielle Maschinen für den Anbau und die Ernte notwendig. Die Herstellung dieser speziellen Landmaschinen erfordert einen hohen Aufwand an Ressourcen.
- Beim Hanfanbau haben Beikräuter kaum eine Chance. Das gilt allerdings nicht nur für unerwünschte Pflanzen, sondern auch für potenziell wichtige. Die Pflanzenvielfalt auf dem Acker ist durch den Anbau von Hanf gefährdet.
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