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Insekten, Die unbekannte Mehrheit

Wandelndes Blatt tarnt sich. Copyright: Zoo Zürich, Edi Day

In der Natur bereiten sich die Insekten aktuell auf den Winter vor, im Zoo bleiben sie wach. Insekten stellen die mit Abstand grösste Gruppe in der Tierwelt dar.

Weil sie klein, meist unauffällig und häufig gut getarnt sind, übersehen wir sie aber oft. Auch im Zoo Zürich spielen sie eine wichtige Rolle.

Im Herbst sieht man immer weniger Insekten. Mit der kühleren Witterung verkriechen sich die Tiere und bereiten sich so auf den Winter vor. Einige überleben die kalte Jahreszeit nicht. Insekten sind unglaublich divers, nützlich, manchmal lästig, bedroht und faszinierend.

Verkriechen und Erstarren

Da Insekten wechselwarme Tiere sind, bleiben sie in der kalten Jahreszeit inaktiv. Sie verkriechen sich im Bodengrund, unter Baumrinden, in Laubhaufen, in Scheunen oder auf Dachböden. Dort verfallen sie bis zum Frühling in eine Kältestarre. Einige Insekten entwickeln sogar eine Art Frostschutz, der sie vor dem Erfrieren schützt. Andere, wie Bienen, halten sich gegenseitig warm. Bei gewissen Arten, wie den Hornissen, überleben nur die Königinnen, die im Frühling dann ihre Eier legen.

Stabschrecke im Zoo Zürich Copyright: Zoo Zürich, Rita Schlegel

Diversität und Gemeinsamkeiten

Inzwischen sind über eine Million Insektenarten beschrieben worden, wobei man von bis zu fünf Millionen Arten ausgeht. Auf jeden Menschen weltweit kommen schätzungsweise 200 Millionen Insekten. Insekten variieren in der Grösse von 0,14 Millimeter bis 33 Zentimeter, wobei die meisten Insekten weniger als zwei Zentimeter erreichen. Insekten kommen in diversen Formen und Farben vor und bevölkern alle Kontinente. Gewisse Gemeinsamkeiten haben sie alle: Ihr Körper ist dreigeteilt und sie verfügen über kein inneres Skelett. Ein sogenanntes Exoskelett aus Chitin stützt ihren Körper. Insekten haben immer drei Beinpaare, somit sind sie nicht zu verwechseln mit Spinnen, Milben, Zecken, Asseln oder Tausendfüsser.

Warum sind alle Insekten klein?

Anstelle einer Lunge versorgt ein Netz aus Röhren die Organe und Zellen der Insekten mit Sauerstoff. Um die Versorgung sicherzustellen, müssen diese sogenannten Tracheen überproportional zur Körpergrösse wachsen. Dies ist vor allem in den filigranen Beinen nur bis zu einem gewissen Grad möglich, wodurch Insekten ein natürliches Wachstumslimit haben. In Zeiten, in denen die Atmosphäre mehr Sauerstoff enthielt, konnten Insekten entsprechend grösser werden. So lebte vor etwa 300 Millionen Jahren eine Libellen-Art, die eine Flügelspannweite von bis zu 70 Zentimeter erreichte.

Lästig und nützlich

Insekten sind Nützlinge und Schädlinge zugleich. Sie bestäuben zwei Drittel der wichtigsten Nutzpflanzen, 80 Prozent der Wildpflanzen und sind Futter für unzählige Tiere. In 130 Ländern werden Insekten auch regelmässig von Menschen gegessen. Einige Arten von Insekten, wie die Wüstenheuschrecken, sind aber auch immer wieder für grosse Ernteausfälle verantwortlich. In guten Jahren vermehren sie sich sprunghaft und können in Schwärmen von Millionen von Tieren innert Tagen ganze Ernten vernichten.

Wandelndes Blatt im Zoo Zürich. Copyright: Zoo Zürich, Edi Day

Tarnen oder warnen

Giftige, wehrhafte Insekten warnen potenzielle Räuber mit ihren Farben. Gute Beispiele sind Wespen oder Hornissen. Viele Insekten stehen aber auf dem Speiseplan von anderen Tieren. So fressen Spinnen jährlich etwa 400–800 Millionen Tonnen Insekten. Auch Vögel, Säugetiere, Reptilien, Amphibien und Fische fressen Insekten. Tarnung ist daher ein häufiger Schutz vor Fressfeinden. So sehen einige Insekten aus wie Äste oder Blätter und bewegen sich nur langsam und ruckartig wie Laub im Wind.

Insekten im Zoo

Im Zoo Zürich spielen Insekten aus zweierlei Gründen eine wichtige Rolle: Insekten sind für viele Zootiere Hauptfutter oder dienen als wichtige Nahrungsergänzung. Der Zoo Zürich verfüttert pro Jahr etwa zwei Tonnen Insekten an eine Vielzahl von Tieren aus allen Tiergruppen. So zum Beispiel den Chamäleons, Ameisenbären, Tukanen oder den Totenkopfaffen. Verfüttert werden unter anderem Grillen, Heuschrecken oder auch Fruchtfliegen.

Zudem zeigt der Zoo Insekten und deren Diversität im Exotarium. Auch einheimischen Insekten bietet der Zoo einen anschaulichen Lebensraum mit verschiedenen Insektenhotels vor der Lori-Voliere. Der Zoo mit seinen naturnahen Anlagen bietet einen Lebensraum für eine grosse Vielfalt von Insekten.

Wandelndes Blatt tarnt sich. Copyright: Zoo Zürich, Edi Day

Fast 60 Prozent der Insektenarten gefährdet

Eine Studie, durchgeführt in Mitteleuropa, zeigt einen Rückgang der Fluginsekten um über 75 Prozent in den letzten knapp 30 Jahren. In der Schweiz sind fast 60 Prozent aller untersuchten Insektenarten bedroht. Weltweit nimmt die Biodiversität der Insekten markant ab. Die Gründe sind: Lebensraumverlust, Pestizide, Krankheiten, eingeschleppte Arten und der Klimawandel. So könnten in den nächsten Jahrzehnten 40 Prozent aller Insekten aussterben. Die Stiftung Fledermausschutz, ein Partnerprojekt des Zoos Zürich, unterstützt die Biodiversität der Insekten als Nahrungsgrundlage der Fledermäuse.

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