Landnutzungsänderungen, insbesondere die Verstädterung und Intensivierung der Landwirtschaft, haben in Europa zum Rückgang vieler Vogelpopulationen geführt. Städtische Gebiete mit Grünflächen können unter Umständen aber eine höhere Vogelvielfalt aufweisen als intensiv genutzte ländliche Gebiete und damit Ersatzlebensräume für Arten wie den Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) bieten.
In dieser Studie wurde die Bedeutung der Struktur des Siedlungsgebiet für die Territorien des Gartenrotschwanzes, basierend auf einem Monitoring zwischen 2003-2012 in der Stadt La Chaux-de-Fonds, untersucht. Kurz geschnittene Rasen mit Bäumen und Sträuchern wurden vom Gartenrotschwanz bevorzugt. Besonders wichtig ist allerdings eine vielfältige Landschaftsstruktur.
Der typische Lebensraum des Gartenrotschwanzes (Phoenicurus phoenicurus) sind offene Gebiete mit lückiger Vegetation und grossen Bäumen. Diese Lebensräume wurden in den vergangenen Jahrzehnten allerdings stark beeinträchtigt. So nahmen die Populationen des Gartenrotschwanzes in der Schweiz bis in die 1980er Jahre um 90% ab und stabilisierten sich in der Folge.
Für mehrere europäische Länder wird vermutet, dass sich grosse Anteile der Populationen des Gartenrotschwanzes in städtischen Gebieten befinden, diese also einen Ersatzlebensraum bieten. Geeignete Lebensräume des Gartenrotschwanzes weisen Jagdmöglichkeiten (lückige Vegetation), Nahrungsressourcen (Insekten in dichter Vegetation), Singwarten (Bäume) und Nistmöglichkeiten auf. Die Verdichtung des Siedlungsraumes kann deshalb zu einer Verschlechterung der Lebensraumqualität für Arten wie den Gartenrotschwanz führen. Um solche Arten im städtischen Umfeld gezielt zu fördern, müssen deren Ansprüche genau bekannt sein.
Die Territorien des Gartenrotschwanzes in La Chaux-de-Fonds wiesen folgende Flächenanteile auf: kurzgeschnittener Rasen mit Bäumen (30,1% ± 12,4%), Asphaltfläche (24,8% ± 8,4%), kurzgeschnittener Rasen ohne Bäume (18,9% ± 9,0%), Gehölze (12% ±14%), offene Bodenflächen (Gärten) (1,8% ± 2,3%).
Diese Flächen wurden mit folgender absteigender Präferenz genutzt: kurzgeschnittener Rasen mit Bäumen > kurzgeschnittener Rasen ohne Bäume = Privathäuser > offene Bodenflächen > Gehölze = Mietwohnungen > Asphaltflächen > dichte Vegetation (dichte, hohe Wiesen).
Allerdings war auch der Anteil ungenutzter Flächen eine bedeutende Variable in der Analyse, d.h. die Anteile der meist genutzten Fläche genügt nicht, um die Verteilung der Art in dem Gebiet zu erklären. Ebenso zeigt die Verteilung der Nester (62% in Privathäusern, 32% in Nistkästen und 5% in Baumhöhlen), dass auch weniger oft genutzte Flächentypen bedeutend sind. So ist allenfalls eine vielfältige Landschaftsstruktur wichtiger als eine hohe Verfügbarkeit der am meisten genutzten Flächentypen.
Für die Förderung des Gartenrotschwanzes in städtischen Gebieten wird deshalb empfohlen:
- Eine möglichst vielfältige Landschaftsstruktur zu erhalten.
- Mehr geeignete Habitate zu schaffen, indem auf Flächen mit bereits genügendem Anteil lückiger Vegetation (Optimum von 50,7%) der Anteil Bäume bis zu maximal 46% Überschirmung erhöht wird.
Schlussendlich betrachten die Autoren den Gartenrotschwanz als geeignete Flagship-Art, um die Biodiversität in Gärten von mässig urbanisierten Gebieten bekannt zu machen und zu fördern.
Literatur:
Droz B. et al. (2015): Characterizing the habitat requirements of the Common Redstart (Phoenicurus phoenicurus) in moderately urbanized areas. Ornis Fennica 92.
http://www.ornisfennica.org
Kontaktadresse:
Boris Droz, Jacques Laesser
Schweizerische Vogelwarte Sempach
CH-6204 Sempach
bodroz@bluewin.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 00
Bild: Thomas Kraft (ThKraft) - Eigenes Werk CC BY-SA 2.5 Hinweise zur Weiternutzung
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