"Alles hängt mit allem zusammen" - so lautete schon im frühen 19. Jahrhundert eine Erfahrung des Naturforschers Alexander von Humboldt. Dies gilt heute mehr denn je und gleichzeitig wächst die Erkenntnis, dass für eine Reihe grosser Zukunftsfragen naturbasierte Lösungen gebraucht werden. Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Die Natur ist unser wichtigster Partner. Sie schafft Lösungen für den Kampf gegen die Klimakrise und hilft bei der Anpassung an den Klimawandel.
In Städten zum Beispiel durch Grünflächen oder Dach- und Fassadenbegrünung." So erklärt sich auch, warum der Bund und einige Bundesländer mit Fördermassnahmen die Begrünung von Dächern, Fassaden, Vorgärten, Innenhöfen oder anderen Flächen unterstützen. Darüber hinaus legen auch immer mehr Kommunen eigene Förderprogramme auf. Rebecca Gohlke vom Bundesverband Gebäudegrün (BuGG): "Die Förderhöhe sowie die Bedingungen sind von Stadt zu Stadt unterschiedlich, in vielen Fällen unterstützen Kommunen beispielsweise eine private Dachbegrünung mit zehn bis 20 Euro pro Quadratmeter." Viele Gemeinden erkennen ausserdem Dachbegrünungen als Entsiegelungsmassnahmen an und belohnen ihre Bürger mit günstigeren Abwassergebühren. Eine Übersicht über Förderprogramme und weitere Informationen stehen auf www.gebaeudegruen.info.
Gebäude bieten Flächenreserven
Steigende Durchschnittstemperaturen, mehr Wetterextreme wie längere Trockenzeiten oder auch Starkregenereignisse - die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich in Städten aufgrund des hohen Versiegelungsgrades verstärkt. Gebäude, aber auch Platz- und Wegeflächen wirken wie Wärmespeicher, zudem verhindert die Bebauung oftmals die Luftzirkulation und damit das Einströmen kühlerer Luft aus dem Umland. "Das muss aber nicht sein", so Dr. Gunter Mann, Präsident des BuGG, "mit einer Dach- und Fassadenbegrünung kann sogar mehr Grünfläche entstehen, als durch den Bau des Gebäudes verbraucht wurde. Vor allem Dachflächen bieten riesige Flächenreserven in Städten. Je nach Exponierung eignen sich viele Dächer für eine Dachbegrünung oder für Photovoltaik-Anlagen, im besten Fall sogar für eine Kombination beider Systeme." Um die Potenziale im Bestand aufzudecken und nutzbar zu machen, sind in verschiedenen Städten in jüngster Zeit sogenannte Gründachkataster eingerichtet worden. Marburg hatte bereits 2016 als erste Stadt in Hessen ein solches System online gestellt, in Nordrhein-Westfalen gibt es seit dem Frühjahr 2021 ein landesweit nutzbares Konzept: Mit dem Gründachkataster des Landesumweltamtes LANUV können Eigentümer, Architekten und Stadtplaner abschätzen, ob Dächer für eine Begrünung geeignet sind. Darüber hinaus werden unter anderem die Kosten oder Faktoren wie das Regenrückhaltevermögen, das CO2- oder Staubbindevermögen des jeweiligen Daches adressscharf angezeigt. "Die Dachbegrünung etabliert sich mit diesen Systemen als wirkungsvolles Instrument zur Klimaanpassung", betont Dr. Mann, "und ist aus diesem Grund in neuen Bebauungsplänen heute für Flachdächer und gering geneigte Dachflächen oft vorgeschrieben und Bedingung."
Bedenken sind unbegründet
Es gibt unterschiedliche Systeme, die verschiedene Nutzungen ermöglichen und auch gestalterische Variation zulassen. Auch hinsichtlich der Wasserspeicherkapazität und damit der Auswirkungen auf das Kleinklima am Gebäude gibt es Unterschiede. Weitere Informationen, Grafiken und Bilder stehen auf www.gebaeudegruen.info zur Verfügung. "Immer noch werden gelegentlich Bedenken hinsichtlich Dichtigkeit und Haltbarkeit von Gründächern geäussert", wundert sich Dr. Mann, "diese Vorurteile sind aber längst zigtausendfach widerlegt. " Die jüngste Erhebung des BuGG ergab für Deutschland insgesamt rund 7,2 Millionen Quadratmeter jährlich neu angelegter Dachbegrünungen. Insgesamt sind demnach in Deutschland 120.000.000 Quadratmeter Dächer begrünt.
Quelle: BuGG
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