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Passionsblumen: delikate Schönheiten in Blatt und Blüte

Manche Pflanzen wirken durch ihre leuchtenden Blütenfarben oder durch ihre Ausmasse schon von weitem. Bei anderen wiederum muss man etwas näher heran gehen, die Blüten und Blätter genau betrachten, erst dann entdeckt man ihre Schönheit. Die Passionsblumen gehören zu dieser Gruppe Pflanzen.
(Bild: Passiflora 'Holly', E.Jacob)

„Man muss sich Zeit nehmen, die Blüten aus der Nähe zu betrachten. Dadurch wird man ruhiger und entspannter“, erzählt Sonja Dülli, Mitbesitzerin der gleichnamigen Gärtnerei in Thayngen/SH. Vierundzwanzig Stunden bleiben der Betrachterin, um sich beim Anblick einer Blüte zu entspannen. Eine einzelne Pflanze produziert im Laufe eines Sommers viele Blüten, so dass man sich um die Kurzlebigkeit einer einzelnen keine grossen Sorgen zu machen braucht.
Die beruhigende Wirkung der Passionsblume wird übrigens auch in der Kräuterheilkunde eingesetzt: die Wirkstoffe der Pflanze haben eine beruhigende, schlaffördernde Wirkung.
 


Bild: P. incarnata, WikiCommons

Landauf landab finden in der Sommerzeit zahlreiche  Passionsblumen-Ausstellungen statt, in Gärtnereien, Botanischen Gärten und Stadtgärtnereien. Lieferantin der Arten- und Sortenvielfalt ist meist die Passionsblumen-Gärtnerei Dülli in Thayngen (www.passiflora.ch). Sonja und Franz Dülli haben in den vergangenen Jahren eine grosse Sammlung aufgebaut und durch Kreuzungen auch eigene Kultivare gezüchtet.
 

Bild re: Sonja Dülli, links, die nach ihr  benannte Passiflora. (E.Jacob)

Die beiden leidenschaftlichen Gärtner sind seit 14 Jahren vom Passionsblumen-Fieber befallen. Auf die Passionsblume sind sie durch ihre brasilianische Schwägerin gekommen, die ihnen Früchte aus ihrer Heimat mitgebracht hatte. Und wie das so ist mit Gärtnern, haben sie nicht nur die Früchte genossen, sondern auch die Samen ausgesät. In ihrer Gärtnerei wachsen auch etliche Arten und Sorten, die schmackhafte Früchte liefern.

Die Zucht und Vermehrung von Passionsblumen ist ein Standbein der Gärtnerei. „Davon könnten wir nicht leben“, erzählt Sonja Dülli, die an diesem Sommernachmittag Sträusse bindet für den Markt am nächsten Tag. Den Passionsblumen-Freunden ist die Gärtnerei ein Begriff. Sie kommen an den Spezialtagen (10. Juli 2010) von weit her, um sich besonders rare Sorten zu ergattern, Neues zu erfahren aus der Welt der Passiflora oder Gleichgesinnte zu treffen. Der Versand von Jungpflanzen, die über Internet bestellt werden, läuft immer besser. Auf ihrer Website (www.passiflora.ch )ist das grosse Angebot mit 150 Sorten in Bild und Text zu finden. Wöchentlich werden die Pakete in Spezialkartons verschickt, viele in die Schweiz, aber auch immer mehr in europäische Länder.

Der Weg zur  Gärtnerei führt an Dutzenden von Passionsblumen-Arten und Sorten vorbei, die sich beidseits über die Metallbögen ranken. In den grossen Kübeln wachsen Mutterpflanzen, manche mit reicher Blüte, fast alle mit üppigem Blattschmuck. Hier werden Wildarten gezogen, die zum Kreuzen neuer Sorten verwendet werden. Bekannte und weniger bekannte Sorten und Neuzüchtungen wachsen hier. Die eigenen Züchtungen haben den Arbeitstitel ‚Dülli 1-10’ erhalten. ‚Thayngen’ und ‚Sonja Dülli’ letztere benannt nach der Mitbesitzerin und Gärtnerin sind bereits im Verkauf.


Bild: Passiflora x colvillii 'Thayngen' ist ebenfalls eine Eigenzüchtung. (E.Jacob)

Erstaunlich ist nicht nur die Farbpalette der Blüten, sondern auch der Formenreichtum. Manche Sorten sind in Farbe und Form zurückhaltend, haben dafür ein besonders zierendes Blatt. Die meisten wachsen kräftig und wirken üppig. Sie stammen mehrheitlich aus dem tropischen und subtropischen Amerika. Einige wenige Arten wachsen in Australien, Asien und auf Madagaskar.

Beeindruckend sind die fuchsienroten Tacsonien aus den Höhenlagen des Andengebirges. Sie sind meist grossblumig mit einem langen Kelch versehen und leicht hängend. Die rote Farbe und der Lange Kelch geben Hinweis auf die Bestäuber: Vögel, in diesem Fall Kolibris. Tacsonien stellen eine Herausforderung für die Passionsblumen-Gärtnerin dar. In ihrer Heimat reifen schmackhafte Früchte heran, die in der Andenregion angeboten werden. Hierzulande wird es aber aus klimatischen Gründen kaum möglich sein Früchte zu ziehen.

Bild: 'K.Robertson' gehört zu den Tacsonien und ist schwierig zu ziehen (E.Jacob).

In diesem Jahr war die Sorte ‚Panda’ Publikumsliebling: weiss mit einem schwarzroten Basalfleck sieht sie samten und weich aus und ihr Name scheint sehr passend. (Bild unten, E.Jacob)

 

Aus den weltweit 500 Arten sind mehrere hundert Kultivare entstanden, meist aufgrund gärtnerischer Kreuzungsarbeit.
Ihre tropische Herkunft weist darauf hin, dass sie auch im Winter milde Temperaturen benötigen und deshalb (meist) sorgfältig überwintert werden müssen. Auf dem Etikett jeder Pflanze steht in einer Kurzanleitung, wie die entsprechende Sorte am besten überwintert wird. Auf der Website der Gärtnerei Dülli (www.passiflora.ch) ist das Sortiment von 150 Sorten in Bild und Text zu sehen.

 

Einzelne Arten sind an milden Lagen (und ausgepflanzt) auch bedingt winterhart. Ein kräftiges Exemplar der Passiflora incarnata, die auch Verwendung in der Medizin findet, wächst entlang des Hauses. Einige Ausläufer haben sich bereits in den Rasen fortgesetzt. Diese eine Pflanze hat sich in den letzten Jahren kräftig entwickelt, trotz der beiden letzten strengen Winter und wird für die Vermehrung von Jungpflanzen genutzt.


Bild: P. vitifolia hat ein sattgrünes, rebenartiges Blatt. (E.Jacob)

Bei Schädlingen sind die Passionsblumen unbeliebt, da sie für die meisten Insekten giftig sind. In ihrer Heimat werden sie einzig von einer Schmetterlings-Gattung zur Eiablage genutzt und dienen später den Raupen als Nahrungsgrundlage.
Alle Passionsblumen leiden an einem Virus, der sich bei den einen Sorten intensiver zeigt, bei anderen kaum sichtbar ist. Dieser Virus beeinträchtigt aber weder Wachstum noch Blüte und kann auch nicht behandelt werden (Pflanzenschutz-Massnahmen). Bei einigen Sorten sehen die Blätter leicht gefleckt aus, doch bei einer starkwüchsigen Pflanze wie der Passionsblume ist dies nicht wirklich ein Makel.

Gärtnerei Dülli, Biberweg 13, 8240 Thayngen www.passifloara.ch

Passiflora-Ausstellung Im Monat August (7.-28. August 2010) zeigt die Dorfgärtnerei Langnau am Albis Passionsblumen,  verkauft Jungpflanzen und Solitäre in einer grossen Vielfalt, bietet Expertenwissen, eine Bar und noch viel mehr.

Auch die Stadt Zürich zeigt in der Stadtgärtnerei Passionsblumen: vom 1. Juli bis zum 30. September 2010 ist die Ausstellung täglich von 09.00-16.30 Uhr geöffnet. Details zur Ausstellung.

 

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