Ruhe und Erholung suchen im Garten ist ein wichtiges Bedürfnis. Waldbaden, das im japanischen Kulturkreis verbreitet ist, könnte ein Vorbild sein für einen neuen Gartentrend Gartenbaden.
In Zeiten der Aufklärung und Industrialisierung stand die Bändigung der Natur und die Produktion von Lebensmitteln im Vordergrund. Botanische Gärten entstanden und wurden mit Pflanzen vom ganzen Globus alimentiert. Heute hat sich die Funktion der Gärten verändert. Die jetzige Zeit wird von vielen als ruhelos und hektisch empfunden. Die dauernde Verfügbarkeit via Smartphone und die Erreichbarkeit auch ausserhalb der Arbeitszeiten schaffen ein Bedürfnis nach einem Ausgleich. In der Tourismus-Branche sind Wellnessangebote weit etabliert, die zur Ruhe und zum Entspannen einladen. In der Gartengestaltung zeichnet sich langsam auch ein Trend in dieser Richtung ab.
Die Giardina 2020 hat diese Entwicklung aufgenommen und die aktuelle Messe unter das Leitthema «Sehnsucht Geborgenheit» gestellt. Dass der Garten ein paradiesischer Ort ist zeigt sich in verschiedenen Schöpfungsgeschichten. Die in unserem Kulturkreis bekannteste ist wohl die jüdische und christliche Schöpfungslehre, die den Garten Eden als Paradies für die Gemeinschaft des Menschen mit Gott ansieht. Mit dem Verzehr eines Apfels vom Baum der Erkenntnis war die Herrlichkeit vorbei. Was bleibt ist ein Sehnsuchtsort. Findige Gartenbauer haben sich unter dem Label «Gärtner von Eden» zu einem Verbund zusammengeschlossen.
Was der Mensch in der Natur finden kann, zeigt sich am besten am Konzept des Waldbadens. In Japan gilt Waldbaden als Medizin. Man taucht in die angenehme Atmosphäre des Waldes ein. Das ganze Blickfeld ist von Holz und Laub dominiert. Das grelle Licht der Sonne wird durch die Blätter gedämpft. Die Pflanzen und der Boden verströmen einen speziellen Duft und auf den weichen Waldwegen findet der Bewegungsapparat ideale Bedingungen für die Fortbewegung. Der grösste Effekt liegt in der Entspannung. Mit den Eintauchen in die Natur gelingt die Entspannung viel einfacher, als in einem geschlossenen Raum. Evolutionsbiologen argumentieren, dass der Mensch in eine Umgebung zurückkehrt in der er sich über mehrere Jahrtausende Entwickelt hat. In seinem ursprünglichen Milieu lebt er quasi wieder im Einklang mit seiner ursprünglichen Bestimmung.
Gartenbaden: Eintauchen in die Natur im eigenen Garten
Setzt man für das Gartenbaden die gleichen Prämissen, so lässt sich ein Garten relativ einfach umgestalten. Eintauchen in die Natur ist möglich, wenn mein Blickfeld vollständig von Pflanzen und Bäumen geprägt ist. Das funktioniert bereits mit kleineren Flächen. Mit einer geschickten Wahl der Standorte, Blickachsen, Gehölzen und Hecken lässt sich ein Bild schaffen, das von Pflanzen dominiert ist. Schwieriger ist es bei der Akustik. Grossstadtlärm lässt sich kaum unterdrücken. Durch eine geschickte Kombination von Schallschutz-Elementen und Bepflanzungen lässt sich der Pegel reduzieren, so dass ein Zirpen der Grille oder das Pfeifen eines Vogels oder einer Maus plötzlich wieder hörbar wird. Mit Insektenfutterpflanzen schafft man zudem ein Auditorium für das lebhafte Summen von Hummeln, Wildbienen und Bienen. Ein kleiner plätschernder Brunnen sorgt für eine weitre zerstreuende Geräuschkulisse.
Bei den Düften bietet sich im Garten eine grosse Vielfalt an Pflanzen an. Duftende Blüten bei Stauden, Gehölzen, Rosen und duftende Blätter bei Kräutern schaffen die Voraussetzung für die Wahl einer eigenen Duftnote. Rindenwege ermöglichen ein sanftes Geherlebnis. Zieht man bei der Gestaltung mikroklimatische Aspekte ein wie Windabschirmung, Sonneneinstrahlung und Beschattung, so lässt sich ein warmer Ort gestalten, der von den Temperaturen eine Wohlfühloase ist.
Wer sich in seinem Garten eine solche Oase schafft, findet im Gartenbad Ruhe, Entspannung und Erholung.
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