Gärtnerinnen und Gärtner stöhnen, wenn Pflanzengattungen umbenannt werden. In den letzten Jahren hat es die nordamerikanischen Astern getroffen. Als letzte ist die grosse Gruppe der Raublatt- und Glattblattastern (Aster novae-angliae und Aster novi-belgii) dran. Das heisst, sie bekommen neue Namen. Symphyotrichum – wer kann sich das denn merken?
Bild: Aster tataricus / KENPEI
Der Grund für die häufigen Umbenennungen von Pflanzenarten und –gattungen liegt darin, dass 2009 eine neue Klassifizierung der Pflanzen abgeschlossen wurde, genannt APG III (= Angiosperm Phylogeny Group III System). Wissenschafterinnen und Wissenschafter haben die Pflanzen neu aufgrund ihrer genetischen Verwandtschaft eingeteilt und nicht wie früher aufgrund ihres Aussehens (Morphologie). Das hat zu Umteilungen innerhalb von Gattungen und Familien, aber auch zur Schaffung neuer Kategorien geführt. Damit verbunden waren Namensänderungen. Das bedeutet, dass Gärtnerinnen und Gärtner neue Namen lernen müssen, um sicher zu gehen, dass unter von den gleichen Pflanzen die Rede ist.
Die Glattblatt-Aster heisst neu Symphyiotrichum novi-belgii (syn. Aster novi-belgii)./ Bild: Adrian Michael
Die aktuelle Änderung betrifft die nordamerikanischen Astern, von denen zahlenmässig kleinere Arten innerhalb der Gattung bereits umgeteilt und umbenannt wurden. Mit den grösseren Gruppen wollte man noch etwas zuwarten. Allerdings sind diese in Nordamerika, ihrer ursprünglichen Herkunft, bereits umgetauft worden. Nun also auch in Europa. Es trifft die populären Rau- und Glattblattastern, von denen Dutzende Sorten im Handel erhältlich sind. Sie sollen künftig nicht mehr Astern heissen, sondern Symphyotrichum.
Die Umbenennung trifft weitere nordamerikanische Arten: Die bisherige Wald-Aster (Aster divaricatus) wird zu Eurybia divaricata und die Kletter-Aster (A. carolinianus) wird zu Ampelaster carolinianus. Ohje. Wie sollen derart unaussprechliche Namen der Kundschaft vermittelt werden?
Um die ganze Umteilung nicht zu einfach zu machen, werden die europäischen Astern nicht umgeteilt und deshalb auch nicht umbenannt. Die Berg-Aster (Aster amellus), auch die Sibirische Aster (A. sibiricus) bleiben also, was sie sind. Auch die häufig verwendeten Hybriden der Sommer-Aster (A. x frikartii) behalten ihren Artnamen.
Die Berg-Aster (Aster amellus) behält ihren Gattungsnamen, da sie eine europäische Aster ist./ Bild: Kurt Stueber
Die wissenschaftlichen Umbenennungen sind im Handel unter Produzenten und im Handel je länger desto weniger anwendbar. Deshalb werden vielen Pflanzen Markennamen verpasst, die manchmal eingängig sind, fast immer gesetzlich geschützt sind, aber eigentlich niemandem botanische Auskunft geben, um welche Pflanzen es sich genau handelt. Das Namens-Durcheinander wächst ist perfekt.
Für Kundinnen und Kunden sind Markennamen manchmal einfacher zu merken (z.B. Geranium 'Rozanne' statt 'Gerwat'). Es gibt auch Beispiele, die nicht überzeugen, weil sie nicht eingängig genug sind. Hauptsache Englisch und ja nicht etwa Lateinisch, scheint die Devise zu sein. Besonders negative Beispiele sind die Markennamen der Mandevilla-Sorten und teilweise auch Neuzüchtungen beim Obst.
Für Gärtnerinnen und Gärtner sind die wissenschaftlichen Namen von Bedeutung, weil sie die Herkünfte und Verwandtschaften der Pflanzen erkennen und dadurch die Verwendung oder Wuchseigenschaften ableiten können.
Wie das Namensdilemma zu lösen wäre, wird zwar immer wieder diskutiert. Es scheint aber, dass die Positionen zwischen Wissenschaft, Produktion und Handel zu weit voneinander entfernt liegen.
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