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Wenn der Schachbrettfalter auf dem Friedhof einzieht

Mit Ihrem Projekt „Der LEBENdige Friedhof“ gewann Daniela Habegger, seit 35 Jahren selbständige Friedhofsgärtnerin in Wohlen/BE, den Wettbewerb zur Förderung der Artenvielfalt des WWF in der Kategorie Gemeinden.

Der Auslöser für ihre Idee, den Friedhof in gewissen Bereichen naturnaher zu gestalten, war die teils monotone Grabbepflanzung. Ein grosser Teil der Gräber bepflanzt Daniela Habegger im Auftrag der Kundschaft. „Leider werden fast ausschliesslich Bellis und Stiefmütterchen im Frühjahr und Begonien im Sommer verlangt“, bedauert Daniela Habegger die konservative Pflanzenwahl. Zu dieser Bepflanzung wollte sie ein Gegengewicht setzen und in einigen Bereichen naturnahe Lebensbereiche schaffen. Bestärkt zu diesen Veränderungen hat sie der Lehrgang zur Umweltfachfrau (sanu), in dessen Verlauf sie das Projekt „Der LEBENdige Friedhof“ entwickelte und umzusetzen begann. Die Gemeinde und vor allem der zuständige Gemeinderat unterstützten sie in diesem Vorhaben und sprachen für die Umsetzung einen Beitrag von 65'000 Franken zu.

Die Friedhofsgärtnerin reichte das Projekt 2010 beim WWF-Wettbewerb ein, bei dem konkrete Umstzungen zur Föderung der Artenvielfalt gesucht waren. Insgesamt 1200 Gruppen oder Einzelpersonen nahmen daran teil. In der Kategorie Gemeinden gewann ihr Projekt „Der LEBENdige Friedhof“ den ersten Preis.
 
Nicht nur Freude bei den Besucherinnen und Besuchern
 
Mit einer Neugestaltung des Eingangs wurden mehrere Probleme gelöst: Die Besuchenden werden freundlicher empfangen und gewisse bauliche Verbesserungen konnten erreichten werden. Mit einer Trockenmauer, verschiedenen Wildstaudenrabatten und Lesehaufen wurden Räume geschaffen, die eine Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen fördern. „Der Schachbrettfalter, der sonst eher selten beobachtet wird, hat sich bei uns angesiedelt“, freut sich Daniela Habegger.
 
 
Gewisse Massnahmen müssen kommuniziert werden, da sie bei den Besuchenden gelegentlich auf Unverständnis stossen. Die einen schütteln den Kopf, wollen gar nichts hören und andere kommen ausschliesslich, um die Pflanzungen zu bestaunen. An manchen Orten sind Informationstafeln angebracht. Da wird beispielsweise informiert, dass die Wildstaudenrabatte erst Ende Winter geschnitten wird oder dass manche Brennnesselfluren als Raupenfutter stehen gelassen werden und Asthaufen den Igeln als Unterschlupf dienen.
 
 
Pflege den Lebensräumen anpassen
 
Zum naturnahen Konzept gehört auch die Bewirtschaftung der Grünflächen. Ein Teil wird nach wie vor traditionell als Rasenfläche kurz gemäht, die übrigen Grünflächen werden zu Naturwiesen. An Böschungen werden die Wiesen allmählich abgemagert, indem das Schnittgut abgeführt wird. An manchen Stellen sei dies schon ganz gut gelungen, erzählt Habegger. So hat sich bereits der Scharfe Mauerpfeffer (Sedum acre) angesiedelt. Zur Pflege der Grünflächen, die von ihren Mitarbeitenden geleistet wird, gehört auch die gute Instruktion: Warum und wann wird was gemacht? Mit dem Mähen verbunden sind festgelegte Arbeitsabläufe, welche die Nützlinge zusätzlich schützen.
 
Bilder: Daniela Habegger, Wohlen/BE
Text: Elisabeth Jacob
 
Beachten Sie auch unsere aktuelle Umfrage zum Thema Artenvielfalt auf Friedhöfen.
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