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Tomatenvielfalt: Jetzt eigenes Saatgut ernten

Eigene Tomaten schmecken gut und sind unschlagbar frisch. Wer in dieser Saison auf den Geschmack gekommen ist, hat möglicherweise Lust auf mehr bekommen. Wie lässt sich eigenes Saatgut gewinnen? Was gilt es bei der Anzucht von Setzlingen zu beachten?

Die Vielfalt an Tomatensorten ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Im Frühjahr werden Setzlinge von Dutzenden alter Sorten angeboten, die sich besonders gut für den Hausgarten und den Balkon eignen. Inzwischen haben auch Gemüseproduzentinnen und –produzenten den Trend aufgenommen und bieten geschmacklich vielfältige, bunte Tomaten an.

Vielleicht haben Sie nach den ersten, eigenen Tomaten, Lust auf mehr bekommen? Eigenes Saatgut kann nun – Ende August/Anfang September - gewonnen werden. Samen werden von (alten) Sorten gewonnen, die „offen abblühen“. So heisst der Begriff in der Fachsprache. Diese Sorten werden bestäubt durch Insekten und bilden Samen. Die genetische Zusammensetzung verändert sich leicht. Es kann beispielsweise zur Anpassung an lokale Witterungsverhältnisse kommen (z.B. bei sibirischen Sorten, die auf kurze Sommer „programmiert“ sind).
Anders die modernen Hybridsorten (F1), die ihre Eigenschaften nur in der ersten Generation behalten und mit der wieder verlieren. Das ist für die Saatgutproduzenten interessant, denn ihre Kundschaft muss jedes Jahr neue Samen kaufen. Da es sich bei diesen Sorten (häufig) um geschmacklich uninteressante handelt, lohnt sich ein Versuch nicht. Lange Haltbarkeit und Transportfähigkeit sind wichtig für den Erwerbsanbau, nicht aber für Balkon oder Hausgarten.

(Bild PSR)

Tipps für eigenes Saatgut:

-      schmackhafte Früchte aufschneiden, Kerne in einen Becher (o.ä.) löffeln

-      zwei, drei Tage (mit Tüchlein oder Papier abgedeckt stehen lassen), bis sich die Samen aus der gallertartigen Masse lösen

-      Samen trocknen lassen, in Tüten füllen und beschriften

-      Kühl und trocken aufbewahren bis zum Gebrauch

Eine einfache Anleitung, wie Sie aus frischen Früchten Samen für eigene Setzlinge im nächsten Jahr gewinnen können, finden Sie hier. Achten Sie darauf, dass Sie nur von gesunden Pflanzen und Früchten Samen ernten.

Kräftige Jungpflanzen liefern gesunde Früchte

Der Anbau von Setzlingen erfordert etwas Aufmerksamkeit. Es ist wichtig, dass Sie kräftige, gesunde Setzlinge heranziehen, damit die künftigen Tomatenpflanzen gut wachsen und feine Früchte heranreifen.

Ein paar Tipps zum Setzlingsanbau:

-      Beginnen Sie rechtzeitig mit der Aussaat (März).

-      Die Samen benötigen 21-23 Grad zur Keimung.

-      Nach der Keimung etwas kühler stellen (18-20 Grad)

-      Sobald die Jungpflanzen eine gewisse Grösse haben (ca. 10 cm), mit einer leichten Flüssigdüngung (organisch, für Jungpflanzen) versorgen

-      Abhärten der Pflanzen: Sobald es warm genug wird (ca. 18-20 Grad), tagsüber die Pflanzen rausstellen. Nachts reinnehmen, vor kühlen Temperaturen schützen.

Tipps fürs Auspflanzen und die Pflege:

-      Auf Balkonen: grosse Töpfe verwenden (20 Liter ideal, für Cherry-Tomaten auch 10 möglich). Je grösser, desto weniger Stress beim Giessen.

-     Auf dem Balkon: regelmässig Giessen und Düngen (auch Langzeitdünger oder Pflanzenstärkungsmittel möglich).

-     Ins Freiland nicht vor Mitte Mai auspflanzen, da kalte Nächte

-      Triebe, die in den Blattachseln wachsen, ausbrechen

-      Unterste Blätter entfernen, damit sie nicht feucht werden beim Giessen

-      Bei Pilzbefall: braune Blätter, Früchte u.a.: befallene Pflanzenteile entfernen und in Abfall. Wenn die ganze Pflanze betroffen ist, ausreissen und wegwerfen, sonst werden Nachbarspflanzen auch befallen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website www.stadt-tomaten.ch.

(Bild: Tomaten am Strauch / Fir0002)

Alte Nutzpflanzen erhalten

Die Stiftung ProSpecieRara fördert die Vielfalt alter Kultursorten. Ihre Aufgabe ist es, alte Gemüse- und Zierpflanzensorten zu erhalten. Diese Sorten werden von hunderten von Sortenbetreuerinnen im ganzen Land in ihren Gärten vermehrt und gepflegt. Gönnerinnen und Gönner von ProSpecieRara haben die Möglichkeit aus der grossen Sortenvielfalt Saatgut von Gemüse und Zierpflanzen zu bestellen. Einige Sorten sind inzwischen auch im Samenhandel (Sativa Rheinau, Coop) zu kaufen.

Erhalt alter Kräuter- und Heilpflanzen

Das Engagement von Pro Specie Rara wird nun auf Kräuter und Heilpflanzen ausgedehnt. In einem Aufruf sucht die Stiftung Pflanzen, die seit mindestens 10 Jahren in der Schweiz angebaut werden. Sie sollten bereits vermehrt worden sein und eine besondere Eigenschaft aufweisen. Das kann ein besonderer Duft oder Kälteresistenz sein oder andere Merkmale.

Mehr über den Erhalt alter Garten- und Ackerpflanzen finden Sie hier.

Text: Elisabeth Jacob

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