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garten.ch - Newsletter 03/09

Editorial
Wer hat meinen Gartenzwerg gesehen?
Trendforscher haben gute Zeiten. Wer möchte nicht wissen, was in den Gärten in ist.  Mit grosser Sicherheit kann ich eines sagen: Gartenzwerge sind out. Das muss mein knapp 10 Zentimeter kleiner Geselle, der den Eingang zum Gartenhäuschen diskret bewacht hat, gespürt haben. Er hat sich diesen Winter aus dem Staub gemacht, ist entführt oder von den Füchsen verschleppt worden. Alles ist möglich.

Ich war eigentlich immer sehr gegen Gartenzwerge. Da er aber besonders hübsch und eben auch sehr klein und ein Geschenk war, habe ich beschlossen ihn zu mögen und ihm die Rolle des diskreten Wächters zu übertragen. Doch seit sich in meinem Schrebergarten nächtens Jungfüchse herumtollen, bleibt nichts mehr an seinem Platz.

Er war schon öfters weg, ist aber nie sehr weit gekommen. Ich habe seine Ausbruchsversuche sonst immer entdeckt. Doch nun scheint es Ernst zu sein. Vielleicht steckt die  ‚Front zur Befreiung der Gartenzwerge’ dahinter, die weltweit aktiv ist? Vielleicht hat er sich auf Reise begeben. Ich persönlich denke, dass er in  einen dreckigen Fuchsbau verschleppt wurde.

Gartenzwerge sind also out. In einem Artikel der ‚Süddeutschen online’ lese ich, dass derzeit Buddhas oder Hippos in sind. Gut zu wissen. Ein Landschaftsarchitekt lässt sich über den ‚Bad Taste’ fürchterlich aus und meint, dass früher Gärten und alles, was sich darin befand, eine Funktion gehabt hätte. Jawohl, genau wie mein Gartenzwerg auch.

Vielleicht sollte ich die Anschaffung eines Gartenzwerg-Ersatzes nochmals überdenken? Oder noch besser: Ich schaue mich an der Giardina um, an den Dutzenden von Ständen, die eine grosse Auswahl an Skulpturen anbieten. ‚Bad Taste’ massenhaft. Ich werde da vieles finden. Aber sicher keinen geschmackvollen, hübschen, kleinen Gartenzwerg!
Elisabeth Jacob

Vorschau
Trendige Gärten an der Giardina und die Gartenrealität

Der Megatrend hält sich: Rückzug ins Private, Einrichten und Verschönern des Wohnbereichs und seiner Umgebung. Garten wird heute als eine Art Verlängerung des Wohnraumes ins Freie betrachtet. Das mag auch mit der Wohnsituation in Städten oder Agglomerationen zu tun haben, in denen als Aussenraum Balkon, Terrasse oder Garten-Sitzplatz zur Verfügung steht.

Die Möblierung dieser Aussen-Wohnräume ist wichtiger geworden. Diese Tendenz ist an der Giardina, der grössten Schweizerischen Gartenausstellung seit längerem zu beobachten: Bequeme  Möbel, Grilleinrichtungen und Beleuchtungen nehmen einen breiten Raum ein. Pflanzen werden auf den Muster-Terrassen als dekoratives ‚Begleitelement’ eingesetzt.
 
Zurück zu einheimischer Natur
Bei der Gartengestaltung sind derzeit mehrere Themen auszumachen, gemäss Eliane Fasnacht, Kommunikationsleiterin der Giardina Zürich. Das Thema Asien sei zwar noch präsent, doch allmählich wird es von anderen Ideen abgelöst. Der Trend zu einheimischer Natur ist in verschiedenen Themengärten zu beobachten. Natürlichkeit ist bei den verwendeten Materialien gefragt und ‚Swiss Made’ erwartungsgemäss bei Jardinsuisse, dem ehemaligen Gärtnermeisterverband ein Thema.
Die Showgärten sind in diesem Jahr nicht weniger aufwändig gestaltet  als in anderen Jahren. Eine Anpassung an den schlechten Wirtschaftsverlauf ist  nicht zu beobachten. Das hat mit dem vorzeitigen Planungszeitpunkt der Gartenunternehmer für die Ausstellung zu tun. „Die Giardina ist 2009 ausgebucht und weitere Aussteller stehen auf der Warteliste“, erklärtt Eliane Fasnacht.

Blick nach England
Eine Vorschau auf die Chelsea Flower Show 2009, eine der wichtigsten Ausstellungen internationaler Gartengestalter zeigt, dass Pflanzen nach wie vor wichtiger Bestandteil von Gärten bleiben. Wenn man von den auf Ausstellungen gern gezeigten Buchskugeln, Gräsern und Zierlauchen absieht, werden vielfältige Staudenpflanzungen als Trend erkannt. Rasenwege zwischen Beeten, Materialmix und Pflasterflächen, von schmalen Pflanzstreifen durchzogen, sind weitere Elemente der Showgärten.

Show und Realität
In den Showgärten werden Staudenpflanzungen, Bambushaine und Gehölz-Unterpflanzungen gezeigt. Die Fachfrau staunt, was da alles zur selben Zeit blühen soll.  Viele Besucherinnen und Besuchern sehen das Bild und möchten es in ihren eigenen Garten stellen. Unmögliche Kundenwünsche sind die Folge: Blühende Gärten während des ganzen Jahres. Laubbäume, die keine Blätter verlieren. Bambusse, die immer grün bleiben.
Vielleicht müsste in vielen Showgärten eine Tafel stecken: „Achtung Natur! Dieser Garten funktioniert so nur in dieser Halle. Wir können Ihnen einen ähnlichen Garten planen und bauen, aber lassen Sie Ihrem Garten Zeit: er wächst, entwickelt sich und verändert sich.“  Das wäre dann das Kleingedruckte oder die Packungsbeilage, aber nicht unwesentlich.


Bücher:

Britische Gartenkunst.
Ein Führer zu ungewöhnlichen Orten.
Günter Mader und Laila Neubert-Mader, 
DVA, München, 2009; 200 Seiten mit 200 farbigen Abbildungen und 20 Plänen; Format 24 x 22 cm
Fr. 68.90 / Euro 39.95

Wer demnächst eine Gartenreise nach England plant, dem sei die Lektüre dieses Führers sehr empfohlen. Gut 60 Gärten werden von den ausgezeichneten Garten- und Englandkennern Günter Mader und Laila Neubert-Mader vorgestellt. Auf zwei bis vier Seiten wird jeweils das wichtigste über Geschichte und Gestalt des Gartens zusammengefasst. Nützlich sind auch die Informationen wie Adresse, Lage, ungefähre Besuchsdauer und Nähe von anderen sehenswürdigen Gartenanlagen.

Die Bilder zu den Gärten vermitteln einen guten Eindruck der Anlagen und sind inspirierend, auch wenn keine Reise geplant ist. Einige bleiben im Kopf hängen, wie die beeindruckend geformte alte Eiben-Hecke in Montacute House (Somerset), die wie eine riesenhafte Skultpur wirkt. Der schier unendlich wirkende Landschaftspark von Kedleston Hall (Derbyshire) und die wunderbaren Durch- und Ausblicke in Hidcote Manor Garden (Gloucestershire). Ein Puzzle von Knotengärten, üppigen Mixed Borders, niedrigen Hecken aus Lavendel und Santolinen und ornatmentalen Gemüsegärten bleiben in Erinnerung und die Lust auf eine Reise wächst von Seite zu Seite.
Eine Übersichtskarte zu Beginn des Buches zeigt, wo die besprochenen Gärten liegen. Praktisch ist auch die Grösse des Buches, das sich gut zum Mitnehmen eignet.

Gärten hier und anderswo:
Botanischer Garten Schloss Trauttmansdorff, Meran/Italien
Auf den Spazierwegen von Kaiserin Sissi

Schloss Trauttmansdorff ist ein Reiseziel für vielseitig interessierte Reisende. Kaiserin Sissi-Fans werden andächtig auf der nach ihr benannten Promenade wandeln und auf der nach ihr benannten Bank ruhen. Seit den Kuraufenthalten (1870/71), welche die österreichische Kaiserin Elisabeth ihrer kränkelnden, jüngeren Tochter wegen unternommen hatte, wurde Meran dank guter Kritiken in Wiener Zeitungen zu einem beliebten Kurort. Auf der Südseite der Alpen gelegen, ist das Klima ganzjährig mild. Eine ideale Lage auch, um mediterrane bis subtropische Pflanzen zu pflanzen und vielseitige Obst- und Rebkulturen anzubauen.

Der Botanische Gartens lässt bei  Gartenfreundinnen und Pflanzenliebhabern kaum Wünsche offen. Auf 12 Hektaren und in 80 Themengärten – wer will auch noch bei der Schlossbesichtigung – lässt sich gut ein ganzer Tag verbringen. Ab 1. April ist der Garten offiziell geöffnet. Thematisch setzen im April 150'000 Tulpen einen ersten kräftigen Akzent, ergänzt durch blühende Kirschbäume und frühe Schattenstauden. Im Mai blühen Pfingstrosen, Rosen und Rhododendron in unglaublichem Reichtum.

Neben Sonnengärten mit mediterraner bis tropischer Bepflanzung liegen Schattengärten mit asiatischen Gewächsen oder der Vegetation der Südstaaten Nordamerikas. Natürlich wird auch die heimische Vegetation des Südtirols vorgestellt. Häufig sind auch Nutzgärten passend zu den jeweiligen geografischen Themen daneben gestellt.

Der neuste Themengarten heisst ‚Garten für Verliebte’ und wurde nach einem öffentlichen Gestaltungswettbewerb umgesetzt. Die Gärten in Trauttmansdorff wachsen nicht nur horizontal: Eine Besonderheit stellen die vertikalen, blühenden Lehmwände dar.
Eine von Matteo Thun gestaltete Aussichtsplattform ermöglicht einen spektakulären Ausblick auf die Gärten und die Umgebung von Meran.
www.trauttmansdorff.it
Ein grosser Teil des Wegnetzes und der sanitären Einrichtungen ist rollstuhlgängig. Rollstühle (auch elektrische) können im voraus reserviert werden. Pavillons, Sitzmöglichkeiten und Restaurants laden zum Verweilen ein.
Öffnungszeiten: 1. April – 15. November 9- 18 Uhr, zwischen 15. Mai und 15. September abends bis 21 Uhr. Täglich geöffnet.